Pia Seidel
Hintergrund

Antik oder modern? Diese Designs lassen dich zweimal hinschauen

Pia Seidel
27-5-2025
Bilder: Pia Seidel

Schmuck trifft auf Möbel: Warum die erste Möbelkollektion von Completed Works so viel Aufmerksamkeit bekommt und was die Faszination hinter den aussergewöhnlichen Designs ausmacht.

Auf den ersten Blick wirken die Möbel Completed Works wie antike Fundstücke – bronzene Stühle, silbern glänzende Tische, die Geschichten erzählen könnten. Fast wie Skulpturen, zufällig im Raum platziert. Doch kommst du näher, merkst du: Was schwer und massiv aussieht, ist überraschend leicht und fast zerbrechlich. Genau dieses Spiel mit der Wahrnehmung fasziniert – und scheint der Schlüssel zum Hype zu sein, den das Londoner Label mit der ersten eigenen Möbelkollektion auslöst.

Kein Wunder, dass die Pieces von Instagram, über Magazine bis zu Designplattformen überall auftauchen. Sie sind wie funktionale Kunstwerke, die deine Wahrnehmung herausfordern. Aber was steckt wirklich dahinter? Der Look, das Konzept oder doch cleveres Marketing? Ich habe genauer hingeschaut.

Von Schmuck zu Möbeln – wie kam's dazu?

Completed Works ist eigentlich für seine skulpturalen, fast schon poetischen Schmuckstücke bekannt. Doch wer die Brand kennt, weiss: Sie liebt es, Grenzen zu verschieben. Schon längst gibt es neben Schmuck auch Keramiken, Glasobjekte und Taschen. Möbel waren also sowas wie der nächste logische Schritt. Anna Jewsbury, Gründerin und künstlerische Leiterin der Marke, sieht ihre Arbeit als eine Möglichkeit, eine visuelle Sprache zu schaffen.

Das Besondere an der Kollektion

Die Möbelstücke sehen aus wie Kunst, sind dabei aber funktional und überzeugen mit Liebe zum Detail: winzige Blumen, die in die Bronze eingearbeitet sind, oder Stoffstrukturen, die sich in den Oberflächen abzeichnen. Viele der Möbel bestehen zudem aus recycelten oder nachhaltigen Materialien, was nicht nur gut aussieht, sondern auch ein Statement setzt.

Anna Jewsbury beschreibt diese besondere Wirkung ihrer Möbel im Interview mit dem Magazin Sight Unseen so: «Ich liebe es, dass es dich fast schon täuschen will – du weisst nicht genau, was du da anschaust und wie es sich anfühlen könnte, wenn du es berührst.»

Ein Highlight sind die silberfarbenen Stücke. Dazu erklärt Jewsbury: «Die sind komplett handgefertigt und bestehen aus Ton und alten Styroporstücken, die wir gesammelt haben – also sehr upcycled. Die meisten haben eine Silbernitrat-Beschichtung, einige eine Gummibeschichtung, was ziemlich cool ist, weil wir die Beschichtung in vielen verschiedenen Farben haben können – die Möglichkeiten sind endlos. Die Styroporstücke werden jeweils einzeln und auf Bestellung gefertigt.»

Diese Kombination aus Design und Nachhaltigkeit hat aber ihren Preis: Ein Couchtisch oder Stuhl kann schnell mehrere tausend Franken kosten. Damit bleibt Completed Works seiner Positionierung im Luxussegment treu – Kunst für den Alltag, aber eben nicht für jedes Budget.

Warum der Hype?

Vielleicht liegt es an der Mischung aus Kunst und Funktion. Vielleicht auch an der Tatsache, dass Completed Works es schafft, den Spagat zwischen zeitlos und trendy zu meistern. Und natürlich spielt Social Media eine Rolle. Die Möbel sind wie gemacht für Posts auf Instagram – auffällig, elegant und irgendwie anders. Sie könnten auch aus der Phase stammen, in der Spiegel mit Isolierschaumrahmen unsere Feeds fluteten. Um 2020, als es um DIY-Projekte ging, die mit wenig Aufwand maximalen Effekt erzielten – verspielt, kreativ und perfekt für den Insta-Look.

Dazu kommt: Die Stücke wurden auf der Mailänder Designwoche gezeigt – dem Place-to-be für die Branche. Wer es sogar dort noch schafft aufzufallen, wird automatisch zum Gesprächsthema. Aber am Ende ist es wohl genau das Spiel mit der Wahrnehmung, das Completed Works so besonders macht: Möbel, die schwer wirken, aber leicht sind. Designs, die Geschichten erzählen und dabei überraschen. Genau das bleibt im Kopf – und macht den Hype aus.

Titelbild: Pia Seidel

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Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit. 

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