
Produkttest
Besser dank SteamOS: das Lenovo Legion Go S im Test
von Philipp Rüegg
Microsofts nicht ganz offizieller Xbox-Handheld will dem Steam Deck Paroli bieten. Die Richtung stimmt, aber es gibt noch viele Baustellen.
Handhelds mit Windows gibt es viele. Sie punkten meist bei der Leistung, werden aber vom nicht optimierten Betriebssystem gebremst. Der Rog Ally X ist das erste Gerät, das offiziell mit der «Xbox Full Screen Experience» ausgeliefert wird. Das ist ein abgespeckter Modus, in dem Windows weniger Ressourcen benötigt und die Benutzeroberfläche für Handhelds optimiert ist.
Das Hauptmenü entspricht der normalen Xbox-App. Von dort kann ich Spiele aus dem Game Pass installieren, aber auch von Steam, Epic Games und Co. Für diese Games muss ich allerdings in die jeweiligen Stores wechseln, um sie zu installieren. Starten kann ich sie anschliessend in der Xbox-App.
Der Wechsel in den normalen Desktop-Modus ist jederzeit möglich. Dort, und nur dort, kann ich andere Windows-Programme wie Discord installieren. Beim Wieder-Zurückwechseln wird allerdings empfohlen, einen Neustart durchzuführen. Nur dann werden nicht benötigte Hintergrundprozesse deaktiviert und ich kann von der Leistungsoptimierung profitieren.
Die meisten Games habe ich auf Steam, deswegen benötige ich diese App häufig – also wieder eine andere Benutzeroberfläche. Und weil Steam eine eigene, äusserst nützliche In-Game-UI hat, interagiere ich auch damit regelmässig. Um die zu öffnen, drücke ich gleichzeitig die beiden Menütasten. Wie so vieles funktioniert der Befehl nicht immer. Die Xbox Full Screen Experience fühlt sich an wie eine Beta.
Dasselbe gilt, wenn ich Games herunterlade. Ist das Gerät nicht am Strom angeschlossen, wechselt es standardmässig nach kurzer Zeit in den Standby und der Download stoppt. Das Steam Deck ist so clever, dass es damit wartet, bis alle Downloads beendet sind.
Apropos Standby: Das ist eine elementare Funktion von Gaming-Handhelds. Seit der ersten Switch verlasse ich mich darauf, dass ich das Gerät zu jeder Zeit schlafen schicken und das Spiel zu einem späteren Zeitpunkt ohne Unterbruch fortsetzen kann. Auch das Steam Deck beherrscht das. Bei Windows ist es nach wie vor ein Glücksspiel. Mal funktioniert es, mal starre ich auf ein schwarzes Bild und manchmal läuft das Spiel mit voller Leistung weiter, bis der Akku leer ist.
Die Software scheint noch nicht perfekt auf die Hardware abgestimmt. Beim Wechseln zwischen den Apps oder beim Aufwachen aus dem Standby passiert es manchmal, dass ein Spiel ganz klein angezeigt wird. Und wenn ich bei Steam etwas eintippe, öffnet sich manchmal die Steam-Tastatur, manchmal die von Windows und manchmal erst die eine und dann die andere.
Der Rog Xbox Ally X ist ein Spielzeug und Spielzeuge sollen Spass machen. Davon merke ich anfangs herzlich wenig.
Auch wenn ich die Entscheidung nachvollziehen kann, bin ich enttäuscht. Im Direktvergleich mit dem Steam Deck oder dem neuen Lenovo Legion Go 2 sieht der Rog Xbox Ally X blasser aus. Die Farben sind weniger kräftig und das Schwarz nicht komplett schwarz. Wenn du nicht wie ich mehrere Geräte für eine Gegenüberstellung hast, wirst du mit dem Display des Ally X aber zufrieden sein.
Tasten und Sticks sind vergleichbar mit denen von Xbox-Controllern. Die Analogsticks sind angenehm dick und bieten guten Halt. Schultertasten klicken ebenfalls angenehm und die Impulstrigger sind mit individuellen Vibrationsmotoren ausgestattet. Das ist in Spielen wie «Forza Motorsport» oder «Roadcraft» ganz nett, aber seit Playstations Dual-Sense-Controllern bin ich mehr gewöhnt.
Der Rog Xbox Ally X ist mit dem AMD Ryzen AI Z2 Extreme ausgestattet. Dazu gibt es 24 Gigabyte LPDDR5X-RAM und 1 Terabyte Speicher in Form einer M.2-2289-SSD. Auf dem Papier gehört der Handheld zu den schnellsten auf dem Markt. Das bestätigen auch die Benchmarks. Für den Test habe ich die «Turbo»-Voreinstellung gewählt. Damit läuft das Gerät mit maximaler Leistung.
Die Grafiken sind mit Vorbehalt zu geniessen. Mir war bis zu diesem Test nicht bewusst, dass Handhelds im Akkubetrieb nicht die volle Leistung nutzen. In früheren Benchmarks habe ich meist das Netzteil angeschlossen. Beim Rog Xbox Ally X habe ich konsequent im Akkubetrieb getestet und werde das auch bei künftigen Geräten tun. Für portable Geräte sind das die entscheidenden Werte. Mit Netzteil erreicht der Xbox Ally X über 15 Prozent höhere Werte.
Selbst im Akkubetrieb schlägt der Rog Xbox Ally X die Konkurrenz in allen Games ausser «Cyberpunk 2077». Mit Netzteil wächst der Vorsprung auch dort auf zehn Prozent. Trotz neuem AMD-Chipsatz und dem effizienteren Windows-Modus hält sich der Unterschied jedoch in Grenzen.
Mit 80 Wh ist der Akku gleich gross wie beim älteren Rog Ally X. Trotzdem hält der Xbox Ally X 20 Minuten länger durch. Bei meinem «Cyberpunk 2077»-Testszenario kommt er auf zwei Stunden. Das Lenovo Legion Go S macht bereits nach 90 Minuten schlapp. Spitzenreiter bleibt das Steam Deck OLED mit 130 Minuten.
Der Asus Rog Ally X ist erhältlich ab dem 16. Oktober. Das Gerät wurde mir von Microsoft zum Test zur Verfügung gestellt.
Ein offizieller Xbox-Handheld, mit optimiertem Windows, offenem System und überzeugender Hardware? Schön wär’s. Stattdessen bekommen wir mit dem Asus Rog Xbox Ally X nicht nur den sperrigsten Namen, sondern ein Gerät voller Kompromisse. Dabei macht er vieles richtig. Die spezielle Griffform macht den Rog Xbox Ally X zum vielleicht ergonomischsten Handheld überhaupt. Der Akku hält erstaunlich lange und die Lüfter sind meist angenehm leise.
Das Herzstück und das Hauptproblem bleibt das Betriebssystem. Das abgespeckte Windows hat gute Ansätze und ist definitiv eine willkommene Verbesserung zur Desktop-Version. Besonders die neue Game Bar gefällt mir. Trotzdem fühlt sich der Handheld nach wie vor wie Frankensteins Monster an. Asus’ Armoury Crate, Steam, Windows: Alles ist ineinander verstrickt und trübt das Benutzererlebnis.
Auch von der Hardware habe ich mir mehr erhofft. Kein OLED, kein HDR, viel zu laute Knöpfe und nur unwesentlich schneller als die Konkurrenz. Xbox-Konsolen, besonders die aktuellen, sind tolle Maschinen, die den Namen Xbox mit Stolz tragen – egal, was man von der serbelnden Marke hält. Mit dem Rog Xbox Ally ist das runde X-Logo kein Gütesiegel mehr. Dafür ist die Software zu unfertig und die Hardware zu mittelmässig. Windows-Handhelds haben noch einen weiten Weg vor sich, um zu SteamOS aufzuschliessen. Wenn du oft ausserhalb von Valves Gärtchen unterwegs bist, dann ist der Rog Xbox Ally X trotzdem eine der besten Alternativen.
Pro
Contra
Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.
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Alle anzeigenDie Nachricht, dass Microsoft einen eigenen Gaming-Handheld entwickelt, wurde mit viel Vorfreude aufgenommen. Besonders, als bekannt wurde, dass er trotz Xbox-Marke nicht auf ein geschlossenes System setzen soll. Dann kam der erste Dämpfer: Nicht Microsoft, sondern Asus produziert den Handheld. Auch wenn der Rog Ally X des taiwanesischen Unternehmens zu den populärsten Windows-Handhelds gehört, wünschten sich viele einen echten Xbox-Handheld. Dagegen hat sich Microsoft angeblich wegen zu hoher Mindest-Bestellmenge seitens AMD entschieden. Da gab es wohl keinen Gutschein-Workaround wie bei uns.
Nun ist das Gerät in zwei Versionen da. Bei der Farbgebung blieb man der aktuellen Xbox-Series-Reihe treu. Die weisse Version ist die günstigere, weniger leistungsfähig und heisst Asus Rog Xbox Ally. Das schwarze Modell hat zusätzlich ein X am Ende und verfügt über die stärkere Hardware mit mehr RAM und grösserem Speicher. Die offiziellen Preise liegen bei 600 respektive 900 Euro. Definitiv keine Schnäppchen und dafür ist nicht mal ein Case enthalten. Ich habe den Rog Xbox Ally X von Microsoft zum Testen erhalten.
Die Xbox-App funktioniert als Zentrale nur notdürftig. Man merkt, dass sie für ein Desktop-System entwickelt wurde. Ich kann nicht mit den Schultertasten durch die Seitenmenüs scrollen, sondern muss erst mit dem D-Pad oder Analogstick dorthin navigieren. Und die Liste mit meinen zuletzt gespielten Games ist mit nur vier Einträgen sehr kurz. Für weitere muss ich in die Bibliothek wechseln. Dafür gibt es immerhin eine dedizierte Taste. Wirklich hübsch sieht das alles nicht aus, besonders bei Games, die nicht aus der Xbox-App stammen. Es wirkt alles sehr zweckmässig und ist noch weit entfernt von SteamOS.
Besser gefällt mir die Xbox-Game-Bar, die ich mit der Xbox-Taste öffne. Sie entspricht der abgespeckten Version, die ich am PC mit Windows + G starte. Auch von dort kann ich Games starten, zu Steam wechseln, mit Freunden chatten oder Einstellungen vornehmen. Schade ist, dass die Widgets keine Karussell-Navigation bieten. Bei zehn Reitern dauert es etwas, bis ich mich bis ganz durchgeklickt habe. Und im Widgets Store könnte ich noch weitere Karten für Spotify, Youtube etc. hinzufügen. Es ist dennoch das mit Abstand am besten optimierte Element der Handheld-Version von Windows.
Das Hauptproblem von Windows-Handhelds bleiben die Systemüberlagerungen. Anders als beim Steam Deck kommt nicht alles aus einem Guss. Ich wechsle ständig zwischen mehreren Systemen und Oberflächen hin und her. Da ist Armory Crate, Asus’ Zentrale für Software- und Treiberupdates, Geräteeinstellungen oder wenn ich von dort Games starten möchte. Mit einer dedizierten Taste öffne ich zudem das Command Center von Asus. Dort kann ich die Leistung anpassen, FPS anzeigen lassen oder die Auflösung ändern. Das Command Center ist der erste Reiter der Xbox-Game-Bar. Durch das eigene Design fühlt es sich wie ein Fremdkörper an.
Dass ich den Windows-Sperrbildschirm nicht umgehen kann, ist für einen Handheld auch nervig. Immerhin ist der Fingerabdruckscanner meist so schnell, dass er nur Sekunden sichtbar ist. Trotzdem dauert alles länger als auf dem Steam Deck. Das fängt bei der Einrichtung an. Zwar wurden ein paar Fenster entfernt, der Setup-Prozess von Windows erfordert trotzdem Geduld – auch noch danach. Bis alle Windows-, Windows-App- und Asus-Treiber-Updates abgeschlossen sind, vergehen ein bis zwei Stunden. Immerhin ist der WLAN-Chip zackig.
Wenn ein neuer Handheld vorgestellt wird, schaue ich immer zuerst, ob ein OLED-Display verbaut ist. Das ist beim Rog Xbox Ally leider nicht der Fall. Asus setzt auf einen 7-Zoll grossen LCD-Bildschirm mit 1920 x 1080 Pixeln, ohne HDR, dafür mit 120 Hz. Grund dafür sei, dass man nicht auf VRR verzichten wollte. Die variable Bildrate hilft, Games auch bei wenigen Bildern pro Sekunde flüssig darzustellen. Das ist zwar auch mit einem OLED möglich, aber dann steige der Preis und die Akkuleistung leide. So habe man sich für diesen Kompromiss entschieden.
Was noch vor der Display-Qualität auffällt, ist das Design. Der Rog Xbox Ally X sieht aus, als hätte man einen Xbox-Controller in zwei Teile gerissen und dazwischen ein Display geklebt. Hübsch ist anders, aber ergonomisch sind die ungewöhnlichen Griffe definitiv. Das Design erinnert an die Playstation Portal. Auch längere Sessions überstehe ich so ohne verkrampfte Hände. Damit wirkt der Ally X leichter als die 715 Gramm, die er auf die Waage bringt. Zum Vergleich: Das Lenovo Legion Go S wiegt 730 Gramm, das Steam Deck OLED 640 Gramm und die Switch 2 nur 534 Gramm.
Das D-Pad ist etwas zu steif, geht aber ansonsten in Ordnung. Störender sind die A-, B-, X- und Y-Tasten. Die sind extrem laut. Wenn ich im Zug unterwegs bin, schaue ich mich ständig nervös um, ob mich jemand genervt anstarrt. Zum Glück redet in der Schweiz niemand miteinander. Die Menütasten haben wiederum eine gute Grösse und sind angenehm mit den Daumen erreichbar, genau wie der Fingerabdruckscanner auf dem Powerbutton. Auf der Rückseite sind zwei – immer noch nur zwei – Zusatztasten. Ein Touchpad fehlt unverständlicherweise auch weiterhin.
Die Lüfter im Rog Xbox Ally X machen einen guten Job. Bei Spielen wie «Hollow Knight: Silksong» und Co., die das System nicht ausreizen, sind sie unhörbar. Bei anspruchsvollen Games wie «Doom: The Dark Ages» sind sie hörbar, aber nur, wenn ich die Lautstärke ganz runterdrehe. Ansonsten verschwindet das Geräusch hinter dem Game Sound. Selbst bei maximaler Last pfeifen sie nie störend und ihre Lautstärke ist auch dann meist erträglich. Lade ich Spiele mit voller Geschwindigkeit herunter, sind die Lüfter am lautesten. Das dauert aber zum Glück nie lange.