

Coole Touren für heisse Hundstage

An Hitzetagen ist es nicht leicht, mit kühlen Pfoten unterwegs zu sein. Livia Waser stellt in ihrem neuen Buch «Coole Tipps für heisse Tage» die erfrischendsten Hunde-Wanderrouten der Schweiz vor. Auf einer habe ich sie begleitet.
Die Sonne brennt, der Teer flimmert. Als ich Livia Waser auf dem Parkplatz des Naturerlebnisparks Sihlwald treffe, zeigt das Thermometer 27 Grad – im Frühling. Verrückt. Und gleichzeitig ideal: Thema ist ihr neues Hundewanderbuch für heisse Tage.

Mit dabei ist auch Kaya. Die zehnjährige Golden-Retriever-Hündin hechelt in der Hitze. «Wollen wir gleich los?», fragt Livia. Ich nicke. Nach wenigen Schritten treten wir unter das Blätterdach.

Im Schatten geht es zuerst ein Stück auf einem verschlungenen, schmalen Weg aufwärts. Livia lässt Kaya vorausgehen – an der Leine, weil Brut- und Setzzeit ist. Sie sind ein eingespieltes Team. Seit etwa neun Jahren reist und wandert die 42-jährige Glarnerin mit ihrer Hündin quer durch die Schweiz. Ihre liebsten Routen schaltet die gelernte Tourismusfachfrau und Fotografin auf der Webseite H-und.ch auf. Über die Jahre wurde daraus ein Qualitätslabel für hundefreundliche Ferien und Freizeitangebote. Und das wiederum führte 2022 zu Livias erstem Buch.
Dieses Jahr ist nun der zweite Wanderführer dazugekommen. Die 45 Routen verlaufen durch Wälder und Schluchten, entlang von Bergpfaden und Gewässern und erstrecken sich über sämtliche Kantone. «Halt überall, wo es im Sommer kühl ist», sagt Livia.
Mittlerweile haben wir es auf die Anhöhe geschafft. Hier, mitten im Wald, weht ein erfrischender Wind. Ich schnaube lauter als Kaya und auch Livia muss kurz innehalten. Während wir verschnaufen, kommen wir ins Gespräch über körperliche Grenzen. Sie erzählt mir, dass sie aufgrund einer Autoimmunerkrankung und eines Unfalls nicht mehr so fit sei wie einst. «Zum Glück ist Kaya mit dem Alter ebenfalls langsamer geworden. Sie animiert mich, auch an schlechteren Tagen in Bewegung zu bleiben», sagt sie und tätschelt die Hündin. Doch jetzt ist erst eine kurze Pause angesagt.

Wir setzen uns auf den weichen Waldboden. Kaya kriegt Wasser – direkt aus der Flasche. Ich muss lachen, wie genüsslich die Hündin das Maul aufreisst. «Man unterschätzt oft, wie schnell Hunde Flüssigkeit benötigen», sagt Livia. Nach der kurzen Rast brechen wir wieder auf. Noch immer spazieren wir im Schatten. Neben uns plätschert leise ein Bächlein. Ich verstehe, warum Livia diese Route in ihr Buch aufgenommen hat. Bei Gewässern sei aber auch Vorsicht geboten, sagt sie. «Das Planschen im Wasser kann gesundheitliche Risiken für Hunde haben. Darüber schreibe ich in meinem Buch.»
Kaya hat keine Lust zu planschen. Wir lassen das Bächlein hinter uns und nähern uns einer Weggabelung. Auf einer Bank stellt Livia kurz ihren Rucksack ab. «Was hast du da jeweils für Kaya drin?», frage ich. Sie öffnet ihn und packt einen pinken Trinkbecher aus. «Der ist praktisch für unterwegs und etwas bequemer für Kaya als die Flasche.» Sie füllt ihn und stellt ihn der Hündin hin. Sofort beginnt sie zu schlabbern. Auch einen Beutel mit Leckerchen hat Livia dabei. «Zur Motivation», meint sie zwinkernd.

Dann packt Livia auch noch ein Paar Hundeschuhe aus. «Sind die nicht für den Winter?», frage ich verwundert. «Nicht nur. Sie sind auch im Sommer nützlich, wenn du über heisse Strassen gehen musst. Ab etwa 25 Grad können Hunde bereits die Pfoten verbrennen», erklärt sie. Ausserdem schützen sie auf harten Metallgittern, welche die beiden in Schluchten oft passieren. Wenn sich Kaya trotz Pfotenschutz verletzt, hat Livia eine kleine Notfallapotheke dabei. Darin befindet sich nebst Verbänden auch ein Antihistaminikum gegen allergische Reaktionen. «Eigentlich hast du für Kaya mehr dabei als für dich selbst», sage ich. Sie lacht und meint: «Ja, dass es ihr gut geht, ist das Wichtigste.»

Livias Blick fällt auf Kayas Fell. «Was hast du da wieder aufgegabelt?», meint sie kopfschüttelnd und pickt eine winzige Zecke aus den Haaren der Hündin. Sofort zerdrückt sie das Spinnentier mit Hilfe eines Taschentuchs. «Das habe ich mir so angewöhnt.» Sicher ist sicher, denn auch Hunde können von Zeckenbissen krank werden. Als alle Zecken weg sind, ist es Zeit, noch das letzte Stück unserer Route in Angriff zu nehmen. Sie gehört mit knapp einer Stunde zu den kürzeren in Livias Buch. Die längsten können bis sieben Stunden dauern. Je nach körperlicher Fitness von Mensch und Tier.

Beim Weitergehen schnappt Kaya nach Grasbüscheln am Wegesrand und rupft ein paar Halme ab. Livia zieht sie weg und sagt: «In letzter Zeit hat sie Probleme mit Unverträglichkeiten. Wahrscheinlich versucht sie, mit dem Gras die Verdauung anzuregen. Doch zu viel ist nicht gut. Dann muss ich sie zum Weitergehen animieren.» Ich denke daran, was Livia anfangs gesagt hat: dass auch Kaya sie an schlechten Tagen dazu bringt, in Bewegung zu bleiben. Es wird mir warm ums Herz. Und das liegt nicht an der Sonne.
Als wir auf unser Ziel zusteuern, einen idyllischen Weiher auf einer Lichtung, traue ich mich zögerlich zu fragen: «Wie lange wollt ihr noch zusammen unterwegs sein?» «So lange es gesundheitlich geht und wir Freude daran haben. Die Ideen gehen uns nie aus», antwortet Livia voller Überzeugung und ergänzt: «Im Winter durften wir noch wunderbare Abenteuer im Schnee erleben.» Material für ein neues Buch? Livia verrät noch nichts. «Zuerst kommt jetzt mal der Sommer.» Kaya schnaubt zustimmend – und hüpft vergnügt zum Wasser. Jetzt also doch planschen.

Wo bist du mit deinem Hund an heissen Tagen am liebsten unterwegs? Verrate es in einem Kommentar.


Ich mag alles, was vier Beine oder Wurzeln hat. Zwischen Buchseiten blicke ich in menschliche Abgründe – und an Berge äusserst ungern: Die verdecken nur die Aussicht aufs Meer. Frische Luft gibt's auch auf Leuchttürmen.