Produkttest

Crucial kann sich mit der T710 die Krone nicht zurückerobern

Kevin Hofer
2-7-2025
Bilder: Kevin Hofer

Crucial verpasst dem Top-Modell seiner PCIe-5.0-SSD bereits die zweite Frischzellenkur. Die T710 ist zwar etwas schneller als die Vorgängerin T705, aber die Unterschiede sind marginal.

Wer hat die Schnellste? Sandisk, Samsung, Crucial und Co. liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit neuen Releases bei den PCIe-5.0-SSDs. Seit Ende Mai hat Sandisk mit der WD Black SN8100 die Nase vorne. Das will Crucial, der vorherige Spitzenreiter, nicht auf sich sitzen lassen. Mit der T710 bringt der Hersteller bereits das zweite Update seiner im Jahr 2023 gelaunchten T700. Die zeigt sich zwar erneut leicht verbessert, es reicht aber nicht, um sich die Krone zurückzuerobern.

Die technischen Daten

Ich teste die SSD in der 2-Terabyte-Version (TB). Pro TB Speicher ist ein Gigabyte (GB) DRAM von Crucials Mutterkonzern Micron verbaut. Auf diesem sind etwa die Datenzuordnungstabellen gespeichert, die logische Blöcke und ihre Positionen im Speicher festhalten. Kaufst du dir also eine andere Speichergrösse, kann es bei den Spezifikationen Unterschiede geben.

Beim Flash setzt Sandisk auf G9 TLC NAND aus eigenem Hause. NAND ist eine nichtflüchtige Speichertechnologie, die keinen Strom benötigt, um Daten zu speichern. TLC steht für «Triple Level Cell». Pro Speicherzelle sind somit drei Zustände möglich, die in 276 Lagen übereinander geschichtet sind.

Beim Controller setzt Crucial neu auf den SM2508 von Silicon Motion statt dem Phison E26. Der neue ist deutlich sparsamer. Die T710 sollte deshalb auch kühler bleiben als die T705, die sehr heiss wurde.

Links der Controller, in der Mitte der DRAM-Cache und rechts die zwei NAND-Speicherbausteine.
Links der Controller, in der Mitte der DRAM-Cache und rechts die zwei NAND-Speicherbausteine.

Pro TB-Speicher verspricht Crucial 600 Terabytes Written (TBW). Dabei handelt es sich um die Anzahl TB, die eine SSD in ihrer Lebenszeit schreiben kann. Das sind konservative Werte, in der Regel schaffen die Laufwerke mehr. Bei meinem Testsample könnte ich während über drei Jahren 1 TB Daten pro Tag schreiben. Das ist aber ein unrealistisches Szenario. Die Herstellergarantie beträgt fünf Jahre.

Lesen: nur kleine Unterschiede

Den versprochenen Wert von 14 900 Megabyte pro Sekunde (MB/s) beim sequenziellen Lesen verpasst die T710 um rund 120 MB/s. Das ist sehr wenig und liegt innerhalb der Varianz eines Benchmarks. Knapp sind auch die Unterschiede zu den Vergleichs-SSDs. Gerade mal ein Prozent liegt die Neue von Crucial hinter der SN8100. Die T710 liegt dafür 2,5 Prozent vor ihrer Vorgängerin der T705. Auch beim zufälligen Lesen kann die Neue zulegen, schlägt die Konkurrenz von Sandisk aber nicht.

Die erste Grafik bezieht sich auf das sequenzielle Lesen, die zweite auf das zufällige Lesen. Arbeitest du mit grossen Dateien, ist der erste Balken für dich relevant, mit kleinen Dateien der zweite.

Schreiben: Die SSD erreicht die versprochene Leistung nicht ganz

Wie auch beim Schreiben erreicht die T710 den auf dem Papier versprochenen Wert nicht. 13 800 MB/s sollten es beim sequenziellen Schreiben sein, bei mir sind es 221 MB/s weniger. Zudem wächst der Rückstand zur Konkurrenz im Vergleich zum Schreiben auf vier Prozent an. Auch beim zufälligen Schreiben bleibt die Neue von Crucial hinter der SN8100, kann aber immerhin die Vorgängerin hinter sich lassen.

In einem praxisnahen Test kopiere ich eine 10 Gigabyte grosse Datei von einer RAM-Disk auf die SSD. Durch die RAM-Disk ist sichergestellt, dass die SSD der Flaschenhals ist, da die Disk eine viel höhere Schreib- und Leserate erreicht. Hier erreicht die T710 denselben Wert wie die T705 auch schon und bleibt knapp hinter der Sandisk-SSD.

Um zu testen, wie sich die SSD beim Dauerschreiben von Daten verhält, schreibe ich die 10-GB-Testdatei aus der RAM-Disk mittels Batch-Befehl immer wieder auf die SSD. So kann ich feststellen, ab wann sie runterdrosselt. Die T710 steht nach 50 GB geschriebener Daten zum ersten Mal auf die Bremse: Statt 5800 MB/s liegen nur noch 4500 MB/s drin. Damit drosselt sie zwar früher als die Sandisk-SSD, welche erst nach 100 GB geschriebener Daten verlangsamt; diese wird dafür aber 400 MB/s langsamer, nämlich 4100 MB/s. Nach einem TB geschriebener Daten drosselt sie erneut auf durchschnittlich 2000 MB/s. Hier verhält sich die T710 ähnlich wie die SN8100, die etwas früher auf 2000 MB/s bremst.

Kopieren: besser, aber nicht am besten

Beim Kopieren, also dem gleichzeitigen Lesen und Schreiben auf die SSD, dupliziere ich die 10 GB grosse Datei. Auch hier platziert sich die T710 zwischen der Vorgängerin und der SSD von Sandisk.

Office: wieder nur Zweite

In Office-Anwendungen wiederholt sich, was sich bislang gezeigt hat: Die T710 schlägt zwar ihre Vorgängerin, kann die SN8100 aber nicht von der Spitze verdrängen. Hierbei solltest du bedenken, dass alle SSDs in Anwendungen pfeilschnell sind. Du wirst die Benchmark-Unterschiede in der Realität kaum spüren.

Gaming: die ewige Zweite

Das Spiel wiederholt sich beim Gaming-Benchmark von 3DMark: Die T710 platziert sich zwischen der SN8100 und der T705.

So verhält sich die SSD, wenn sie zu 80 Prozent voll ist

Alle vorherigen Tests habe ich mit leerer SSD durchgeführt. In der Regel füllst du dein Laufwerk aber mit der Zeit. Bei 80 Prozent Füllstand büsst die SSD nicht in jedem Fall an Leistung ein. Beim Lesen erreicht sie denselben Wert wie bei Leerstand. Beim praxisnahen Schreiben wird die SSD jedoch drei Prozent langsamer. Mit sieben Prozent ist der Verlust beim Kopieren am grössten. Bei den Office- und Gaming-Tests messe ich wiederum keine Leistungseinbussen.

Temperaturen: kühler als die Vorgängerin, aber wärmer als die Konkurrenz

Die T705 ist bekannt dafür, sehr heiss zu werden. Das liegt auch am verbauten E26 Controller, der sich gerne mal 12 Watt Leistung gönnt. Der SM2508 in der T710 ist effizienter, wodurch auch die Temperatur tiefer liegt: Im Dauerschreib-Test wurde die SSD maximal 68 Grad Celsius warm. Das sind 17 Grad weniger als die Vorgängerin, aber zehn Grad mehr als die SN8100 – trotz gleichem Controller.

Derzeit ist die T710 noch nicht bei uns bestelbar, der Liefertermin ist in Abklärung.

Fazit

Es reicht nicht für die Krone

Mit der T710 verringert Crucial die Lücke zur SN8100 von Sandisk. Die neue SSD bleibt aber in allen Tests hinter der von Sandisk zurück. Willst du maximale Leistung, führt derzeit kein Weg an der WD Black SN8100 vorbei. Auch bezüglich der Temperaturen hat der Sandisk-Speicher Vorteile gegenüber der Crucial: Letztere wird deutlich wärmer unter Last.

Die SSDs liegen leistungstechnisch sehr nahe beieinander. Im Alltag wirst du die Unterschiede zwischen den Flaggschiff-SSDs der grossen Hersteller nicht bemerken. Falls dir verdammt schnell reicht, schaust du am besten auf den Preis und kaufst die, die gerade am günstigsten ist.

Pro

  • schneller als die Vorgängerin
  • geringere Leistungsaufnahme und dadurch tiefer Betriebstemperatur als die Vorgängerin

Contra

  • es reicht nicht für den Spitzenplatz
Crucial T710 2TB SSD PCIe Gen5 NVME M.2 2280 (M.2 2280)
SSD
EUR409,–

Crucial T710 2TB SSD PCIe Gen5 NVME M.2 2280

M.2 2280

4 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Produkttest

    Die neue SSD-Königin: WD Black SN8100 im Test

    von Kevin Hofer

  • Produkttest

    Crucial P510 im Test: PCIe 5.0 fürs kleine Budget

    von Kevin Hofer

  • Produkttest

    Kingston Fury Renegade G5 im Test: An der Spitze ist es eng

    von Kevin Hofer

1 Kommentar

Avatar
later