Die Crucial T700 Pro SSD ist verdammt schnell und teuer
Produkttest

Die Crucial T700 Pro SSD ist verdammt schnell und teuer

Kevin Hofer
30-5-2023

Crucials neueste M.2 SSD bietet dank PCIe-5.0-Standard hohe Geschwindigkeiten. Im Alltag bemerkst du davon allerdings wenig. Die Anschaffung dürfte sich deshalb und aufgrund der hohen Kosten nur für Wenige rechnen.

Mit PCIe 5.0 sind theoretisch fast doppelt so schnelle Lesegeschwindigkeiten wie mit PCIe 4.0 möglich – von bis zu 14 000 MB/s (Megabyte pro Sekunde) sind aktuell die Rede. Das reizt die neue Crucial T700 Pro auf dem Blatt erstmal nicht aus: Hier stehen 12 400 MB/s zur Verfügung. Aber auch das ist verdammt schnell, wie der Test zeigt. Der zeigt aber auch, dass dir das im Alltag nicht allzu stark auffallen dürfte.

Crucial T700 (2000 GB, M.2 2280)
339,90 EUR 169,95 EUR/1TB

Crucial T700

2000 GB, M.2 2280

Crucial T700 (2000 GB, M.2 2280)
SSD
339,90 EUR 169,95 EUR/1TB

Crucial T700

2000 GB, M.2 2280

Hier findest du alle Modelle der T700 Pro

Features

Crucial setzt bei der T700 Pro auf den Phison-PS5026-E26-Controller, dem ersten Consumer-Level-Controller von Phison für PCIe 5.0. Er ist für bis zu 14 000 MB/s beim sequentiellen Lesen und 11 800 MB/s beim sequentiellen Schreiben ausgelegt. Beim zufälligen Lesen und Schreiben sind es 1 500 000 und 2 000 000 IOPS (Ein- / Ausgabe-Operationen pro Sekunde). Um Geschwindigkeiten über 10 000 MB/s beim sequentiellen Lesen zu erreichen, braucht es einen schnellen 3D-NAND-Speicher mit 2400 MT/s (Megatransfer pro Sekunde). Die tatsächliche Leistung hängt also auch vom Flash-Speicher-Typ ab. Weitere Faktoren, damit der Controller sein Potenzial entfalten kann, sind die Speichergrösse und die Systemkonfiguration. Falls all diese und folgende Begriffe für dich Fremdwörter sind, kann ich dir folgenden Artikel zum Aufbau und der Funktionsweise einer SSD empfehlen.

  • Hintergrund

    Eine komplexe Angelegenheit: So funktioniert eine SSD

    von Kevin Hofer

Beim NAND-Speicher setzt Crucial auf Micron 232-Layer 3D TLC NAND. NAND ist eine nichtflüchtige Speichertechnologie, die keinen Strom benötigt, um Daten zu speichern. TLC steht für «Triple Level Cell». Pro Speicherzelle sind somit 3 Bit möglich. Auf meinem zwei Terabyte (TB) grossen Testsample sitzen vier NAND-Speicherbausteine. Die Garantie der SSD beträgt fünf Jahre oder bis zu einem festgesetzten Schreiblimit, das je nach Speicherkapazität der SSD variiert. Im Falle meines 2 TB Testmusters sind es 1200 TB geschriebener Daten.

Nebst der Anbindung per PCIe 5.0 und dem Formfaktor M.2-2280 setzt die T700 Pro beim Softwareprotokoll auf den neuen Standard NVMe 2.0. Dabei ändert sich für dich wenig. Im Vergleich zur Version 1.4 handelt es sich lediglich um eine Reorganisation des Protokolls.

Pro Terabyte-Speicher (TB) ist die T700 Pro mit 1 Gigabyte (GB) DRAM-Cache ausgestattet. Im «Dynamic Random Access Memory» ist gespeichert, wo die Daten auf der SSD liegen. Sie ist in 1, 2 oder 4 TB Kapazität sowie mit und ohne Kühlkörper verfügbar. Ich habe das 2-TB-Modell mit und ohne Kühlkörper von Crucial zum Testen erhalten. Getestet habe ich die Version ohne Kühlkörper, da ich mit einer PCIe-Steckkarte teste.

Die T700 Pro gibt es mit oder ohne Heatsink. Dieser ist enorm und lässt mich im Vorfeld des Tests rätseln, wie viel Kühlung für PCIe-5.0-SSDs nötig ist.
Die T700 Pro gibt es mit oder ohne Heatsink. Dieser ist enorm und lässt mich im Vorfeld des Tests rätseln, wie viel Kühlung für PCIe-5.0-SSDs nötig ist.
Quelle: Kevin Hofer

Ein Viertel des Speichervolumens, im Fall meines Testsamples bis zu 500 GB, können im schnellen Single-Level-Cell-Modus (SLC) mit 1 Bit beschrieben werden. Sind diese belegt, muss in den TLC-Modus gewechselt werden. SSDs bedienen sich hier eines Tricks: Ist der SLC-Modus ausgeschöpft und es stehen keine grossen Schreibvorgänge an, schaufeln sie die Daten in den TLC-Speicher.

Sequentielle Schreib- und Lesegeschwindigkeit im ATTO Disk Benchmark

Sequentiell abgelegte Daten sind in zusammenhängenden Blöcken abgelegt. Dank dem sequentiellen Lesen und Schreiben lässt sich abschätzen, wie schnell die SSD beim Zugriff auf grosse Multimedia-Dateien, beim Transkodieren von Videos oder beim Anschauen von Filmen ist. Hersteller geben gerne die sequentiellen Geschwindigkeiten an, da sie die höchsten Werte ergeben.

Alle Tests mache ich auf meinem Testsystem mit folgenden Komponenten:

Intel Core i9-13900K (LGA 1700, 3 GHz, 24 -Core)
Prozessor
576,54 EUR

Intel Core i9-13900K

LGA 1700, 3 GHz, 24 -Core

ASUS ROG Maximus Z790 Hero (LGA 1700, Intel Z790, ATX)
Mainboard
594,21 EUR

ASUS ROG Maximus Z790 Hero

LGA 1700, Intel Z790, ATX

G.Skill Ripjaws S5 (2 x 16GB, 6000 MHz, DDR5-RAM, DIMM)
RAM
139,76 EUR

G.Skill Ripjaws S5

2 x 16GB, 6000 MHz, DDR5-RAM, DIMM

In folgender Grafik siehst du die Resultate im Vergleich mit zwei PCIe-4.0-SSDs. Ich habe der Übersicht halber nicht alle Ergebnisse in die Grafik integriert. Du siehst die maximal gemessenen Resultate.

Der ATTO Disk Benchmark verwendet unkomprimierte Daten. Dabei testet er die Lese- und Schreibleistung verschiedener Übertragungsgrössen von 512 Byte bis 64 Megabyte beim sequentiellen Lesen und Schreiben.

Mit 11 560 MB/s erreicht die T700 Pro die angegebene maximale Lesegeschwindigkeit von 12 400 MB/s nicht. Die meisten SSDs erreichen in dem Benchmark nicht die offiziellen Angaben. Gemessen an den beiden anderen SSDs, ist die Differenz von versprochener und tatsächlicher Leistung etwa gleich. Auch die angegebene Schreibgeschwindigkeit von 11 800 MB/s erreicht sie mit 10 980 MB/s nicht ganz. Die volle Lese- und Schreibgeschwindigkeit entfaltet die SSD erst ab ungefähr 128 Kilobyte (KB) Dateigrösse. Im Vergleich zu den PCIe-4.0-SSDs verdoppelt sich die Lese- und Schreibgeschwindigkeit beinahe.

Zufälliger Zugriff und noch mehr zur sequenziellen Geschwindigkeit

Während beim sequentiellen Lesen und Schreiben der MB/s- respektive GB/s-Wert zentral ist, sind es beim zufälligen Schreiben die Eingabe- bzw. Ausgabebefehle pro Sekunde (IOPS). Je höher die IOPS-Werte, desto schneller die SSD. Je kürzer die Antwortzeiten, desto schneller reagiert die SSD. Unter zufälligem Lesen und Schreiben sind Daten zu verstehen, die nicht in zusammenhängenden Speicherzellen abgelegt sind. Sie sind zufällig auf der SSD verteilt.

Der Benchmark von Anvil’s Storage Utilities gibt nicht nur die Lese- und Schreibgeschwindigkeiten an, sondern auch Informationen zu IOPS und den Antwortzeiten. Der Benchmark testet die Geschwindigkeit bei zufälligen Zugriffen in verschiedenen Grössen. Mit diesem Benchmark lässt sich abschätzen, wie schnell SSDs beim Booten, beim Laden von Anwendungen oder beim Suchen nach gespeicherten Dateien sind. Aus den Tests erstellt der Benchmark einen Score fürs Lesen und einen fürs Schreiben.

Beim zufälligen Lesen und Schreiben sind die Unterschiede weniger deutlich als beim sequentiellen. Dennoch hat die T700 Pro mit maximal 43 Prozent beim Schreiben und maximal 40 Prozent beim Lesen einen ordentlichen Vorsprung auf die PCIe-4.0-SSDs.

PCMark 10 und Temperaturen

Die beiden ersten Benchmarks testen die Geschwindigkeit der SSD in künstlich geschaffenen Szenarien. Realitätsnäher ist der Storage Benchmark von PCMark 10.

Mit PCMark 10 und dem darin enthaltenen Full System Drive Benchmark lässt sich eine SSD in realitätsnahen Szenarien testen. Er simuliert Arbeitsschritte diverser Anwendungen, zeichnet währenddessen die Speicheraktivität auf und generiert daraus einen Benchmark-Score.

Auch beim PCMark 10 ist der Unterschied zu den beiden PCIe-4.0-SSDs relativ gross. Beim Score liegt die Crucial-SSD um bis zu 79 Prozent vorne. Noch grösser ist der Unterschied bei der Zugriffszeit: Mit 31 Mikrosekunden beträgt sie halb so viel wie bei der MP600 Pro. Das klingt erstmal nach einem grossen Unterschied. Aber ob sich dein Browser nun innert anderthalb statt drei Sekunden öffnet, macht im Alltag keinen grossen Unterschied. Diesen spürst du erst bei grossen Datenmengen.

Der PCMark-10-Test dauert ungefähr eine Stunde. Währenddessen ist die SSD immer aktiv. Deshalb lässt sich bei diesem Benchmark am besten eine Aussage zur Temperatur machen. Um die Temperatur der SSDs zu überwachen, verwende ich CrystalDisk Info. Das Tool gibt mir darüber hinaus Informationen zur Gesundheit der Laufwerke, der Schnittstelle und dem Übertragungsmodus. Falls du dich für den Einfluss der Temperatur auf die Geschwindigkeit einer SSD interessierst, gibt’s Infos dazu in diesem Artikel:

  • Ratgeber

    Wie sich die Temperatur auf die Lebenszeit einer SSD auswirkt

    von Kevin Hofer

Die T700 Pro ist im Leerlauf 45 Grad Celsius warm. Während des Benchmarks erhöht sich die Temperatur auf maximal 52 Grad Celsius. Das ist sehr kühl, was ich nicht erwartet hätte. Im Vorfeld zum Launch der PCIe-5.0-SSDs waren immer riesige Kühlkörper zu sehen. Teils wurden die Modelle sogar aktiv gekühlt. Daher habe ich angenommen, dass die SSDs mit dem neuen Standard schnell überhitzen. Dass das hier nicht der Fall ist, kann auch an meinem Setup liegen: Ich teste auf einer offenen Testbench. Hinzu kommt, dass ich auf dem Mainboard selbst keine Unterstützung für PCIe 5.0 habe. Ich muss die SSD auf der mitgelieferten Steckkarte montieren, damit ich von der vollen Geschwindigkeit profitieren kann. Diese Steckkarte ist gleichzeitig ein riesiger, passiver Kühlkörper. Meine Resultate sind deshalb mit Vorsicht zu geniessen. Ohne Kühlkörper erreicht die SSD schnell ihr thermisches Limit und drosselt dann runter. Die Version mit Heatsink empfiehlt sich also für all jene, die keinen solchen fix auf dem Mainboard montiert haben. Ist einer auf dem Mainboard drauf, dürfte dieser ausreichen.

Ich teste die T700 Pro ohne Kühlkörper. Meine Steckkarte, die nötig ist, um von der vollen Geschwindigkeit zu profitieren, ist jedoch selbst ein immenser Kühlkörper.
Ich teste die T700 Pro ohne Kühlkörper. Meine Steckkarte, die nötig ist, um von der vollen Geschwindigkeit zu profitieren, ist jedoch selbst ein immenser Kühlkörper.
Quelle: Kevin Hofer

Ladezeiten in Games mit 3DMark Storage Benchmark

Zockst du viel, stören dich bestimmt lange Ladezeiten. Folgende Grafik gibt dir Aufschluss darüber, wie schnell die SSD in bestimmten Game-Szenarien ist.

Der 3DMark Storage Benchmark testet die praktische, reale Leistung für Aktivitäten wie das Laden von Spielen, das Speichern von Fortschritten, das Installieren von Spieldateien und das Aufzeichnen von Gameplay-Videostreams.

Auch bei den Games zeichnet sich ab, dass die T700 Pro beinahe doppelt so schnell wie eine PCIe-4.0-SSD ist. Aber wie bereits beim PCMark 10 erwähnt, wirst du den Unterschied wohl nur in Games mit langen Ladezeiten bemerken. Ob das Spiel nun in fünf oder drei Sekunden geladen ist, macht keinen grossen Unterschied. Sind es hingegen 15 statt 28 Sekunden, ist der Unterschied spürbarer.

Wann drosselt die T700 Pro?

Zu guter Letzt kopiere ich zwei unkomprimierte Filme mit einer Gesamtgrösse von 69 GB von der T700 Pro auf die T700 Pro selbst und messe die benötigte Zeit für die Datenübertragung. Dieser Test erlaubt es mir, zu eruieren, ob die SSD ab einer gewissen Datenmenge die Übertragungsgeschwindigkeit runterdrosselt.

Ist die SSD beinahe leer, beträgt die Übertragungsgeschwindigkeit durchschnittlich 3,6 GB/s. Sie drosselt während der gesamten Übertragung nicht. Das ist ein ausgezeichneter Wert. Im Vergleich zur WD SN850 oder der Corsair MP600 Pro ist das mehr als doppelt so schnell. Auch bei meinen weiteren Tests zum Kopieren vermag die T700 Pro zu überzeugen.

Ich lösche alle Daten auf der SSD und versuche es mit der doppelten Datenmenge, also 138 GB. Diesen Schritt wiederhole ich, bis die T700 Pro runterdrosselt. Erst ab rund 500 GB zu kopierender Daten drosselt die SSD herunter. Der SLC-Modus scheint erschöpft. Die Datenübertragung läuft ab dann noch mit 2 GB/s – immer noch schneller als bei den beiden PCIe-4.0-SSDs.

Ist die SSD zu einem Viertel gefüllt, drosselt sie bereits nach 200 GB kopierter Daten von 3,6 GB/s auf 2 GB/s. Wenn sie zur Hälfte voll ist, fällt die Geschwindigkeit ebenfalls nach 200 GB Daten. In diesem Fall sogar auf 1,5 GB/s. Wenn drei Viertel der SSD voll sind, reicht es noch, um 100 GB mit voller Geschwindigkeit zu schreiben. Danach fällt diese auf 1 bis 1,5 GB/s.

Während all dieser Kopiervorgänge wird die SSD nie über 58 Grad heiss. Das ist sehr gut. Es gelten aber dieselben bereits genannten Einschränkungen wie beim Abschnitt zum PCMark 10 Benchmark.

Fazit: Die doppelte Leistung kostet auch das Doppelte

Die auf PCIe-5.0-basierende Crucial T700 Pro lässt PCIe-4.0-SSDs Staub schlucken. In meinen Tests ist sie bis zu über zweimal so schnell wie die Vergleichs-SSD. Aufgrund der guten aktiven Kühlung bleibt die Solid State Disk angenehm kühl – auch beim Kopieren grosser Datenmengen. Die Schreibleistung lässt sich selbst bei beinahe vollem Speicherstand sehen.

Was nach viel klingt, wirst du im Homeoffice-Alltag oder selbst beim Zocken nur bedingt bemerken. Die SSD lohnt sich vor allem für jene, die viele Daten hin und her schaufeln oder grosse Foto- und Videoprojekte haben. Oder für all jene, die stets das Beste und Schnellste wollen. Für alle anderen tut es auch noch eine PCIe-4.0-SSD. Zumal diese deutlich günstiger sind.

Die T700 Pro kostet mehr als das Doppelte der PCIe-4.0-Konkurrenz. Die WD Black SN850X – das Nachfolgemodell und damit etwas schnellere Modell der Vergleichs-SSD im Test – schlägt mit derselben Speichergrösse von 2 TB mit 169 Franken / Euro zu Buche. Die T700 Pro kostet zum Launch 371 Franken / Euro (beide Stand: 30. Mai 2023). Rechnest du das zu den Anschaffungskosten eines PCIe-5.0-fähigen Systems, kommt eine ordentliche Summe zustande. Du solltest dir also gut überlegen, ob du tatsächlich zu obiger Zielgruppe gehörst.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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