
Hintergrund
Streamingpreise im Vergleich: Schweiz vs. Deutschland vs. USA
von Samuel Buchmann

Beim Blick auf die Kamerapreise stehen den Leuten regelmässig die Haare zu Berge. Kameras waren früher doch viel günstiger! Aber stimmt dieser Eindruck? Ein Blick auf die aktuellen Zahlen.
Werden Kameras immer teurer – und wenn ja, warum? Dieser Frage bin ich 2021 nachgegangen. Die Antwort in Kurzform: Ja, sie werden teurer, aber hauptsächlich, weil mehr High-End-Kameras und weniger simple Modelle gekauft werden. Die Preise für den gleichen Typ Kamera steigen hingegen kaum.
In der Zwischenzeit sind vier Jahre ins Land gezogen und zahlreiche neue Kameras erschienen. Es ist Zeit, um erneut hinzuschauen: Hat sich etwas geändert? Gibt es neue Trends bei der Preisentwicklung?
Der deutsche «Photoindustrie-Verband» publizierte, bevor er sich 2024 auflöste, Zahlen zum durchschnittlichen Verkaufspreis einer Kamera. Demnach stieg der Durchschnittspreis 2023 gegenüber dem Vorjahr um 7,2 Prozent. Das passt zu den Zahlen meines früheren Beitrags. Laut dem Verband sanken aber in den einzelnen Kategorien wie SLR oder Systemkameras die Preise leicht. Die Erhöhung des Durchschnittspreises über alle Kategorien kam dadurch zustande, dass mehr teure Systemkameras als günstige Kompakt- und Spiegelreflexkameras verkauft wurden. Damit setzt sich das fort, was seit vielen Jahren zu beobachten ist. Die Kameras werden im Schnitt teurer, aber hauptsächlich deswegen, weil der Anteil an teureren Modellen mehr zum Gesamtumsatz beiträgt.
Auch der japanische Branchenverband CIPA (Camera & Imaging Products Association) veröffentlicht Zahlen, aus denen sich Durchschnittspreise berechnen lassen. Sie weisen in die gleiche Richtung: Seit 2012 ist mit Ausnahme von 2019 der durchschnittliche Preis einer Kamera immer gestiegen. Der mittlere Preis einer Kamera mit wechselbarem Objektiv hingegen sank bis 2019 und steigt seither wieder.
Die Angaben der CIPA sind nicht die Preise für Endkunden, sondern für Händler. Ausserdem sind diese Preise in Yen und unterliegen Wechselkursschwankungen. Und schliesslich fliessen auch bedeutende Absatzmärkte wie China mit ein, die deutlich anders ticken als Deutschland und die Schweiz. Man kann daher aus diesen Zahlen keine Rückschlüsse auf die Endkundenpreise in Europa ziehen. Aber sie sind wichtig, um die Situation der Kameraindustrie insgesamt zu verstehen.
Das gilt auch für die Stückzahlen. Ich habe für jedes Jahr seit 2012 die weltweit ausgelieferten Kameras herausgesucht. Dabei zeigt sich ein dramatischer Einbruch. 2012 wurden weltweit mehr als zwölf Mal so viele Kameras verkauft wie 2023. Woran das liegt, ist klar: Heute genügt oft das Smartphone als Kamera, weshalb viele Menschen sich gar keine neue Kamera mehr kaufen.
In den letzten Jahren zeichnet sich eine leichte Erholung ab. Von 2020 bis 2023 sanken die Stückzahlen nur noch leicht, und 2024 sind sie sogar erstmals seit der Smartphone-Revolution gestiegen. Der positive Trend dürfte 2025 anhalten: Ausser im August lagen bisher die Stückzahlen in allen Monaten über dem Vorjahr.
Schauen wir uns nur die Stückzahlen von Kameras mit wechselbarem Objektiv an, steigen die Verkäufe schon seit 2021. Der Anstieg ist jedoch viel geringer als der Einbruch in den Jahren zuvor.
Einfache Kompaktkameras wurden durch Smartphones stärker verdrängt als teure Systemkameras. Die Hersteller fokussieren darum ihre Entwicklung auf den High-End-Bereich. Hier sind die Margen am grössten, und die Konkurrenz durch Smartphones ist am kleinsten.
Die Stückzahlen sind aber bei allen Kameratypen gesunken, und hier liegt sehr wahrscheinlich ein weiterer Grund für die steigenden Preise. Denn der Preis von Elektronik-Komponenten hängt stark von der produzierten Menge ab. Der Einbruch der verkauften Geräte bedeutet, dass für die Hersteller die Entwicklungs- und Produktionskosten pro Stück teurer geworden sind.
Erschwerend kommt hinzu, dass Kameras aus vielen hoch spezialisierten Komponenten bestehen, wobei jeder Hersteller sein eigenes Süppchen kocht – zum Beispiel eigene Prozessoren entwickelt. Die Hersteller verwenden deshalb Sensoren, Prozessoren und Autofokus-Systeme möglichst lange in möglichst vielen Modellen. Die neu entwickelten Komponenten der Flaggschiff-Kameras werden später in den günstigeren Kameras verbaut. Oder ältere Modelle werden weiterhin produziert und mit der Zeit günstiger verkauft.
Wie sieht die Preisentwicklung nun aus, wenn wir gleichartige Kameras vergleichen? Zum Beispiel ein neues Modell mit seinen Vorgängermodellen?
Nehmen wir Canons Profi-Kamera EOS R5. Die R5 ist das spiegellose Pendant der früheren Spiegelreflexkamera 5D, daher lassen sich die Preise vergleichen.
In der Schweiz lagen die Preise dieser Linie immer etwa um die 4000 Franken – nur die erste R5 war mit 4479 Franken etwas teurer. Ganz anders in Deutschland: Hier stiegen die Preise kontinuierlich an und sind mittlerweile fast doppelt so hoch wie 2008.
Bei der günstigeren EOS R6 zeigt sich für die Schweiz ein ähnliches Bild. Die Preise lagen immer um die 2500 Franken, nur die 6D Mark II war deutlich günstiger. In Deutschland gab es beim Wechsel von Spiegelreflex aufs spiegellose System eine starke Preiserhöhung, ansonsten aber blieben die Preise stabil.
Anders sieht es bei Sonys Konkurrenzmodell aus. Jede neue Sony Alpha 7 war bislang deutlich teurer als ihr Vorgänger. Es gibt eine eindeutige Tendenz zu immer höheren Preisen. Das gilt sowohl für die Schweiz als auch für Deutschland und ist auch bei anderen Sony-Kameras zu beobachten.
Bei der Fujifilm X100 lässt sich für die Schweiz ein ganz leichter Preisanstieg feststellen, in Deutschland ist er etwas stärker, aber immer noch moderat. Zu den ersten beiden Modellen habe ich für die Schweiz keine Angaben mehr gefunden.
2021 zog in Europa die Inflation an – nachdem sie zuvor viele Jahre sehr niedrig war. In der Schweiz blieb die Teuerung allerdings moderat. Laut Bundesamt für Statistik steigen die Konsumentenpreise seit 2022 wieder. Allerdings nur leicht. Deutschland hat generell eine leicht höhere Teuerung, und vor allem war der Ausschlag 2022 stärker. Seit 2024 bleibt aber die Teuerung in Deutschland unter drei Prozent.
Auf den ersten Blick passt es zusammen: In Deutschland gab es mehr Inflation, und die Preise stiegen stärker. Im Detail stimmt es jedoch nicht. Die Preise stiegen nicht dann am meisten, wenn die Teuerung am stärksten war, und die Unterschiede bei den verschiedenen Modellen und Marken passen auch nicht zum Verlauf. Insgesamt dürfte die Inflation nur eine kleine Rolle bei den Preisschwankungen spielen. Bei Preisvergleichen zwischen Deutschland und der Schweiz muss auch berücksichtigt werden, dass der Euro seit Mitte der Nullerjahre gegenüber dem Schweizer Franken stark an Wert verlor.
Die oben angegebenen Preise sind unverbindliche Preisempfehlungen (UVP). Also das, was der Hersteller den Händlern als Verkaufspreis empfiehlt. Die UVP dient als erste Orientierung, wenn ein Produkt erst angekündigt, aber noch nicht erhältlich ist.
Von einer UVP kannst du jedoch nicht direkt auf die realen Marktpreise schliessen. Manchmal liegt der durchschnittliche Marktpreis schon kurze Zeit nach Verkaufsstart deutlich unter der UVP. Nach einigen Jahren ist das fast immer der Fall.
Wenn wir Preise vergleichen, müssen wir daher bei beiden Modellen die UVP zum Marktstart oder die Marktpreise vergleichen. Oft wird beim Erscheinen eines neuen Modells aber die UVP mit den aktuellen Marktpreisen der alten Kamera verglichen. Ein solcher Vergleich macht immer den Eindruck, die Preise würden steigen, auch wenn dies gar nicht der Fall ist.
Die folgende Grafik vergleicht die UVP einiger Kameras mit dem Preis in unserem Shop ein Jahr nach dem Verkaufsstart.
Bei Sony lag der Strassenpreis deutlich unter der Herstellerempfehlung, aber trotzdem über dem Preis des Vormodells. Bei den anderen Marken entsprach die UVP oft tatsächlich dem Verkaufspreis.
Insgesamt zeigt sich kein einheitliches Bild. Kein Wunder, denn bei den Marktpreisen spielen unzählige Faktoren hinein: Etwa die Verfügbarkeit, der Einkaufspreis des Händlers, ob das Vormodell noch erhältlich ist, wie alt die letzte Generation ist, wie gross die Verbesserungen sind und auch, was die Konkurrenzmodelle zum fraglichen Zeitpunkt kosten. Nikon hat zum Beispiel bei seiner Z6III die UVP auf 3000 Franken angesetzt. Das war deutlich zu hoch, weil man für wenig mehr bereits eine Nikon Z8 und für viel weniger eine Canon R6 II bekam. Dementsprechend fiel der Marktpreis innerhalb eines Jahres auf gut 2000 Franken. Fujifilm als Gegenbeispiel war mit der X100VI weitgehend konkurrenzlos (sowie schlecht lieferbar) und so entsprach der Marktpreis auch ein Jahr später noch der UVP.

Bei Modellen, die schon mehrere Jahre auf dem Markt sind, sinken die Strassenpreise zum Teil deutlich. Die Sony Alpha 7 III mit ursprünglicher UVP von 2599 Franken war bei Aktionen schon mehrfach für unter 1000 Franken erhältlich. Der Witz dabei: Wer seine Kamera nicht für Video oder Sport- und Tierfotografie verwenden will, kann ohne grosse Einschränkungen auch zu einem älteren Modell greifen. Die allgemeine Bildqualität der Sensoren ist nämlich in den vergangenen fünf Jahren kaum gestiegen.

Durch die Smartphones haben sich Kameras von massentauglichen Gebrauchsgegenständen zu spezialisierten Tools für Anspruchsvolle sowie zu Liebhaberobjekten entwickelt. So gesehen erstaunt es nicht, dass der Preis pro Gerät im Durchschnitt gestiegen ist.
Das ist nun schon seit einigen Jahren so. Die Kamerabranche sieht Ende 2025 nicht wesentlich anders aus als 2021. Die Verkäufe konnten sich auf tiefem Niveau stabilisieren, zuletzt sogar leicht erhöhen. Das ändert aber nichts daran, dass Kameras, verglichen mit Smartphones, ein winziger Markt sind, was die Produktion verteuert. Das war nicht immer so: Vor dem Siegeszug der Smartphones waren Digitalkameras ein boomender Massenmarkt.
Betrachten wir den gleichen Typ Kamera, steigen die Preise je nach Land und Modell sehr unterschiedlich – oder auch gar nicht. Sony nimmt hier eine Sonderstellung ein. Sehr konsequent verteuert der Konzern seit vielen Jahren jedes Modell im Vergleich zum Vorgänger. Die vorherigen Modelle bleiben aber im Sortiment, sodass es trotzdem relativ günstige Sony-Kameras neu zu kaufen gibt. Und diese sind für viele Zwecke absolut ausreichend.
Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.
Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.
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