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KI-Illustration, erstellt mit DALL·E (OpenAI)
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Die grösste ChatGPT-Studie zeigt: So nutzen wir KI wirklich

Luca Fontana
19-9-2025

Spannend, aber heikel: OpenAI hat 1,5 Millionen echte ChatGPT-Verläufe ausgewertet – ohne explizite Zustimmung der Nutzenden. Die grösste Studie ihrer Art zeigt überraschende Trends, wirft aber auch Datenschutzfragen auf.

Es ist, als hätte sich OpenAI gewissermassen selbst beim Reden zugehört: Gemeinsam mit dem US-Forschungsinstitut NBER (National Bureau of Economic Research) haben Forscherinnen und Forscher rund 1,5 Millionen Chatverläufe aus den Consumer-Versionen von ChatGPT ausgewertet.

Herausgekommen ist die bisher grösste Studie dieser Art, und sie unterscheidet sich von früheren Umfragen vor allem in einem Punkt: Statt Menschen zu fragen, was sie mit ChatGPT machen, hat OpenAI, das Unternehmen hinter ChatGPT, direkt in die Chats geschaut.

Wer nutzt ChatGPT?

Eine der auffälligsten Erkenntnisse: Das anfängliche Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen hat sich verschoben. Anfang 2024 hatten nur 37 Prozent der erfassten Nutzerinnen und Nutzer typische Frauennamen. Mitte 2025 war es schon eine knappe Mehrheit von 52 Prozent. Mit anderen Worten: ChatGPT ist kein Männer-Spielzeug mehr, sondern entspricht inzwischen den Anteilen in der Bevölkerung.

Beim Alter zeigt sich ebenfalls ein klares Muster: Fast die Hälfte aller Nachrichten stammt von Menschen unter 26 Jahren. Sie nutzen ChatGPT viel, aber eher für private Zwecke. Ältere Menschen schreiben weniger, dafür aber öfter mit beruflichem Bezug.

Wo wird ChatGPT genutzt?

Auch geografisch tut sich einiges. Die Studie nennt zwar keine einzelnen Länder, zeigt aber: In ärmeren und mittleren Einkommensregionen wächst die Nutzung besonders stark – bis zu viermal schneller als in reichen Ländern. OpenAI spricht von einer «Demokratisierung» der Technologie. Klingt gross, bedeutet aber im Kern: Immer mehr Menschen weltweit entdecken ChatGPT als alltägliches Werkzeug.

Und wofür nutzen wir ChatGPT eigentlich?

Die Studie macht es ziemlich deutlich: Die meisten Konversationen haben tatsächlich nichts mit Arbeit zu tun.

Rund 70 Prozent der Chats sind stattdessen privat – sei es für Tipps, Infos, How-To’s, Koch-Anleitungen oder einfach ein bisschen kreatives Ausprobieren und Ideen-jonglieren. Nur etwa 30 Prozent der Anfragen hängen mit dem Job zusammen, und selbst da wollen die Nutzenden meistens Schreibaufgaben gelöst haben wie E-Mails oder Konzepte. Entgegen dem Hype spielt Programmieren dabei nur eine Nebenrolle: Nur 4,2 Prozent aller Nachrichten betreffen Coding und Datenanalysen.

Auch die Vorstellung, Chatbots würden massenhaft für therapeutisches Plaudern oder als virtuelle Freundinnen oder Freunde genutzt, stimmt offenbar nicht: Nur 2,4 Prozent aller Chats drehen sich um persönliche Themen, Beziehungen oder Rollenspiele.

Spannend – aber auch bedenklich

So weit, so spannend. Doch genau an diesem Punkt wird es auch heikel. Denn all diese Erkenntnisse basieren auf Millionen echter Chats, ohne dass die Nutzenden explizit gefragt wurden, ob sie ihre Gespräche für Forschungszwecke hergeben wollen. OpenAI betont zwar, niemand habe die Nachrichten gelesen, sondern automatisierte Systeme (ChatGPT?) hätten lediglich Muster erkannt. Trotzdem bleibt ein schaler Nachgeschmack: Wir sprechen hier von sehr persönlichen Unterhaltungen, die ungefragt zu Datenpunkten geworden sind.

Ist das der Preis für bessere Einsichten in die Nutzung von KI? Oder überschreitet OpenAI hier eine Grenze, die vielen gar nicht bewusst war? Wahrscheinlich beides. Einerseits liefert die Studie wertvolle Einblicke, die keine Umfrage so präzise hätte liefern können. Andererseits zeigt sie auch, wie wenig Kontrolle wir letztlich darüber haben, was mit unseren Daten passiert – selbst dann, wenn wir nur harmlose Fragen in ein Chatfenster tippen.

Die gesamte Studie (64 Seiten) findet sich übrigens hier.

Titelbild: KI-Illustration, erstellt mit DALL·E (OpenAI)

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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