Produkttest

Endlich weg vom lahmen E-Reader: Dieses Tablet macht auf E-Ink

Das Magic Note Pad ist ein Android-Tablet, das sich per Knopfdruck in einen E-Reader verwandelt. Dank des zusätzlichen Eingabestifts dient es zudem als digitales Notizbuch oder portables Grafiktablet. Der Hybrid funktioniert gut, hat aber seine Schwächen.

Als Highlight des Magic Note Pad von XP-Pen entpuppt sich sein mattes Display: Reflexionen gibt es fast keine, wodurch es beim Lesen Buchseiten nahekommt. Für diesen Effekt hat der Hersteller eine besondere Technologie genutzt.

Design und Display: die «Nxtpaper»-Technologie

Die Rückseite in Perlmutt-Optik des Magic Note Pad schimmert mir beim Auspacken freundlich entgegen. Das Besondere am Magic Note Pad ist allerdings die Display-Technologie namens «Nxtpaper». Diese besteht aus einer mehrfachen Beschichtung des LCD-Panels mit mattem Finish und einer Dimming-Funktion für eine gleichmässige, nicht flackernde Ausleuchtung. Da ich die Darstellung zusätzlich per Knopfdruck von bunt zu pastell zu monochrom wechseln kann, kommt das Gerät einem mit E-Ink-Display extrem nahe – und behält trotzdem die Vorteile eines Android-Tablets.

Das mattierte Display bricht Licht besser als ein glänzendes.
Das mattierte Display bricht Licht besser als ein glänzendes.

Mit 11 Zoll und 18 × 26 × 7 Zentimetern ist das Magic Note Pad kleiner als DIN A4 und braucht nicht zu viel Platz im Gepäck. Zudem liegt es beim Lesen gut in meiner Hand – auch durch die Abrundungen an Ecken und Kanten. Mit einem Gewicht von knapp 500 Gramm wird es mit der Zeit allerdings schwer.

Der Arbeitsbereich zum Zeichnen und Schreiben fällt kleiner aus, da XP-Pen einen breiten Rahmen für den Stift und als Grifffläche hinzugegeben hat – es hat also auch praktische Gründe. Die verbliebenen 15 × 24 Zentimeter für das Display reichen aber vollkommen aus.

Mit der Auflösung von 1920 × 1200 Pixeln fällt das Gerät hinter günstige Android-Tablets wie das Samsung Galaxy Tab S9 FE (2304 × 1440 Pixel). Dafür liegt es vor bunten E-Readern wie dem Onyx Boox Note Air 4c (1240 × 930 Pixel). Fürs Note Pad wünsche ich mir dennoch eine etwas bessere Auflösung, beispielsweise beim Lesen von Comics oder fürs Malen.

Das Magic Note Pad zeigt laut XP-Pen über 16,7 Millionen Farben an und deckt den sRGB-Farbraum zu 95 Prozent ab. Den Wert finde ich in Ordnung. Der Farbraum sRGB ist für die digitale Kunst relevant. Er deckt den Raum an Farben gut ab, den das menschliche Auge erkennt. Für Online-Publikationen ist er deshalb gut geeignet.

Das Magic Note Pad hat eine gute Farbraumabdeckung. Perfekt für Online-Kunst.
Das Magic Note Pad hat eine gute Farbraumabdeckung. Perfekt für Online-Kunst.

Die Bildwiederholrate liegt bei höchstens 90 Hertz (Hz). Auswählen kann zwischen ich 60 Hz, 90 Hz oder Smart Refresh. Bei der dritten Option sucht sich das Tablet immer eine gute Mischung zwischen flüssiger Darstellung und geringem Stromverbrauch. Das Scrollen läuft bereits mit 60 Hz flüssig. Abstriche merkst du beim Gamen und actionreichen Filmszenen. Das genannte Samsung-Tablet bietet übrigens 144 Hz, E-Reader liegen meist bei 60 Hz.

Die Helligkeit von 400 Nits ist nicht überragend, ich erkenne aber auch draussen bei Sonnenschein genug auf dem Tablet. Das matte Display reduziert Reflexionen und unterstützt im Vergleich zu spiegelnden Displays die Lesbarkeit.

Die drei Modi: Anpassung an die Situation per Knopfdruck

Per Knopfdruck wechsle ich zwischen den drei Modi des Magic Note Pad. Einmal blinzeln und mein Android-Tablet verwandelt sich in einen E-Reader. Der Hersteller TCL vertreibt bereits eigene Tablets und Smartphones mit dieser Möglichkeit.

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    von Michelle Brändle

Die Zusammenarbeit von XP-Pen und TCL finde ich besonders spannend, weil so die portablen Android-Tablets noch besser für die Erschaffung digitaler Kunst werden. Aktuell gibt es auf dem Markt wesentlich mehr Grafiktablets, die allerdings eine externe Quelle benötigen, wie PC oder Laptop.

Natürlicher Farbmodus

Dieser Modus zeigt alles in Originalfarben, wie ich es bei einem regulären Android-Tablet gewohnt bin. Als solches lässt es sich mit den knalligen Farben auch am besten nutzen: fürs Zeichnen, Videos gucken und Comics lesen. Zocken ist durch die schwächere Leistung nicht bei allen Spielen empfehlenswert. Mit Klassikern wie Solitär, Schach und dergleichen hat das Tablet aber keine Probleme.

Im Farbmodus nutze ich das Tablet wie ein reguläres Android-Gerät.
Im Farbmodus nutze ich das Tablet wie ein reguläres Android-Gerät.

Heller Farbmodus

Hier stellt das Magic Note Pad die Farben etwas sanfter, mit niedriger Sättigung dar. Ganz ähnlich, wie es die aktuellen E-Reader mit Farbdisplay machen. Den Modus finde ich optimal für das Lesen wissenschaftlicher Texte und Notizen, die nicht nur Schrift enthalten. Hier lasse ich mich nämlich weniger ablenken und kann mich auf den Inhalt der Lektüre oder meine Gedanken konzentrieren, die ich festhalten will.

Der helle Farbmodus lenkt mich weniger ab.
Der helle Farbmodus lenkt mich weniger ab.

Tintenpapier-Modus

Dieser Modus zeigt alles in Schwarz-Weiss an – die Icons sind in einem dafür passenden, schlichten Design. So kommt das Tablet einem E-Reader oder Papier am nächsten. Natürlich ist es immer noch ein IPS-Display und keine E-Ink-Technologie, dennoch finde ich das Lesen so angenehm.

Der Tintenpapier-Modus kommt E-Ink am nächsten.
Der Tintenpapier-Modus kommt E-Ink am nächsten.

Die drei Modi kann ich ausserdem mit einem Lesemodus und einem Augenschonmodus noch weiter verfeinern. Der Lesemodus versetzt das Tablet in einen monochromen Farbmodus – also mit mehr Abstufungen als beim Tintenpapier. Der Augenschonmodus filtert blaues Licht heraus und lässt alles sanft orange erscheinen. Das hilft bei der abendlichen Lektüre, da blaues Licht wach halten soll.

Hardware: weniger Leistung für längere Laufzeit

Im Tablet befindet sich ein Mediatek Helio G99. Dieser treibt neben Mittelklassetablets auch Smartphones wie das Samsung Galaxy A15 oder das Volla Phone X23 an. Der Chip wird seit 2023 in Geräten verbaut, ist also schon etwas älter.

Für einen Vergleich nehme ich wiederum den E-Reader Onyx Boox Note Air 4c (Snapdragon-750G-Chip) und das Android-Tablet Galaxy Tab S9 FE von Samsung (Exynos-1380-Chip) zur Hand. Im CPU-Benchmark mit Geekbench 6 wird ersichtlich, dass das Magic Note Pad beim Single Core etwas unter dem E-Reader liegt, beim Multi Core aber knapp gewinnt. Zweiteres ist für die Aufgaben eines Tablets wichtiger, das Ergebnis ist also in Ordnung.

Insgesamt schwächelt das Magic Note Pad aber bei der Leistung. Für Games, die eine schnelle Reaktion benötigen, eignet es sich weniger. Dennoch übertrifft das Tablet jegliche E-Reader. Notizen schreiben und Bücher lesen kann ich damit bedenkenlos. Auch beim Malen reicht die Leistung aus, ich bemerke lediglich eine geringe Latenz, die mich aber nicht stört. Der Vorteil: Im Vergleich zu stärkeren Chips benötigt der Helio G99 weniger am Akku.

Arbeitsspeicher sind sechs Gigabyte (GB) verbaut. E-Reader haben meist bis zu vier GB, Tablets verfügen gut und gerne über acht und mehr. Damit reiht sich das Magic Note Pad wiederum zwischen den Geräten ein. Für Apps und Bücher stehen 128 GB Speicher zur Verfügung, nicht überragend, aber in Ordnung. Platz für eine microSD-Karte hat das Tablet allerdings nicht. Ohne Cloud könntest du also durchaus an die Grenze stossen.

Der 8000-mAh-Akku soll laut XP-Pen gut eine Woche reichen, wenn ich das Tablet im Energiesparmodus (Darkmode und Leistungsdrosselung) täglich drei bis vier Stunden nutze. Bei nur noch einem Prozent Akku schafft das Magic Note Pad in diesem Modus noch 1,5 Stunden. Das kann sich zeigen. Beim Benchmarktest mit PCMark komme ich auf eine Laufzeit von 14 Stunden beim vollumfänglichen Gebrauch mit Farbdisplay. Damit bin ich zufrieden, hier hat ein E-Reader mit E-Ink-Display mit bis zu zwei Wochen Laufzeit aber klar die Nase vorn. Aufladen kannst du das Gerät mit dem mitgelieferten 20-Watt-Netzteil in unter zwei Stunden – nicht besonders schnell, aber in Ordnung.

Mit dem Energiesparmodus lässt sich bei der Akkulaufzeit noch einiges herausholen.
Mit dem Energiesparmodus lässt sich bei der Akkulaufzeit noch einiges herausholen.

Die verbaute 13-MP-Kamera finde ich an der kurzen Frontseite ungünstig platziert. Ich hätte damit lieber Dokumente abfotografiert als etwaige Videocalls im Hochformat zu führen.

Die beiden Lautsprecher sind in Ordnung für Videos und Hörbücher mit Erzählstimmen. Musik würde ich damit nicht hören. Die Qualität liegt im Bereich eines Mittelklasse-Smartphones.

Zubehör: top Stift und praktische Hülle

Einen grosser Vorteil bietet XP-Pen mit dem mitgelieferten Stylus: dem X3 Pro Stift 2. Der lässt sich magnetisch am Tablet befestigen und erkennt über 16 000 Druckstufen. Das macht ihn zum optimalen Werkzeug für Zeichnungen und Notizen unterwegs. Ich habe den Stylus schon bei einem früheren Test zusammen mit dem Magic Drawing Pad lieb gewonnen.

  • Produkttest

    Grafiktablet für unterwegs: XP-Pens Magic Drawing Pad mit Android

    von Michelle Brändle

Der Stylus ist leicht und liegt gut in der Hand. Zudem hat er einen programmierbaren Button. Damit mache ich per Knopfdruck Screenshots, nutze ihn als Zurück-Funktion oder lande direkt auf dem Homescreen. Aber Achtung: Damit das klappt, muss ich den Knopf jeweils gedrückt halten und kurz auf den Bildschirm tippen. Da XP-Pen-Stifte sonst auch einfach nur per Knopfdruck funktionieren (ohne Bildschirm antippen), erscheint mir dieser Workflow nicht besonders praktisch.

Ich mag den Stylus von XP-Pen zum Zeichnen.
Ich mag den Stylus von XP-Pen zum Zeichnen.

Die Hülle des Tablets schimmert leicht und erfüllt ihren Zweck: Sie schützt das Tablet inklusive Stylus. Je nach Untergrund lässt sie sich auch so aufstellen, dass ich das Magic Note Pad beim Filme gucken nicht halten muss. Bei einer glatten Fläche rutscht sie allerdings weg.

Die schicke Hülle schützt das Tablet und kann auch als Standfuss dienen.
Die schicke Hülle schützt das Tablet und kann auch als Standfuss dienen.

Software: Die wichtigsten Sachen sind dabei

XP-Pen liefert das Magic Note Pad mit Android 14 aus. Neben allen Google-Apps finde ich nur drei Drittanbieter: Booking.com, LinkedIn und WPS Office. Letzteres ist praktisch für das Erstellen von Dokumenten und Präsentationen. Ansonsten kann ich alles deinstallieren, was mich nervt. Bereits vorinstalliert ist «XP-Pen Notes» für digitale Notizbücher. Die App bietet eine Vielzahl an Funktionen: verschiedene Pinselwerkzeuge, Radiergummi, das Einfügen von Text- und Bildfeldern sowie die Möglichkeit, mit dem ganzen Farbspektrum zu zeichnen. Auch Sticker und dergleichen finde ich in den Katalogen der App.

Die vorinstallierte Notes-App hat alles, was ich für bunte und kreative Notizen benötige.
Die vorinstallierte Notes-App hat alles, was ich für bunte und kreative Notizen benötige.

Dank Android und dem Google Play Store kann ich mir auch jegliche andere Apps auf das Tablet laden. Dank dem Mittelklasse-Chip läuft alles flüssig, nur beim Zocken darfst du nicht zu viel erwarten. Für grafiklastige Games wie «Genshin Impact» ist das Tablet nicht geeignet.

Ungünstig sieht es mit der Update-Politik von XP-Pen aus: Softwareupdates sind für das Gerät bislang keine geplant, Sicherheitsupdates hängen laut Hersteller vom Erfolg des Magic Note Pads ab. Solange das Gerät also rege genutzt wird, gibt es auch die Updates. Nach EU-Vorgaben müssten es allerdings mindestens vier Jahre sein.

Fazit

Praktischer Hybrid mit kleineren Abstrichen

Das XP-Pen Magic Note Pad entpuppt sich als spannender Hybrid, der die Welten von E-Reader, Android-Tablet und Grafiktablet vielversprechend vereint. Es bietet Flexibilität durch seine drei Displaymodi und dem mitgelieferten, hochwertigen Stift. Wer ein vielseitiges Gerät fürs Lesen, Schreiben und einfache kreative Aufgaben sucht, findet hier eine interessante Alternative zu reinen E-Readern. Preislich liegt das Magic Note Pad mit dem ganzen Zubehör ebenfalls in einem angemessenen Rahmen.

Die unklaren Updatezeiträume und der fehlende Kartenslot flachen das Gesamtpaket etwas ab. Auch die Kamera müsste für eine sinnvollere Nutzung rückseitig platziert sein. Kannst du damit, sowie Abstrichen bei Leistung und Display-Auflösung im Vergleich zu anderen Android-Tablets leben, könnte das Magic Note Pad dennoch ein toller Begleiter für dich sein.

Das Tablet ist bei uns im Shop aktuell vergriffen, wir haben aber bereits Nachschub bestellt. Falls du Interesse hast, kannst du dir das Gerät gerne auf die Merkliste setzen, dann wirst du benachrichtigt.

Pro

  • vielseitig dank drei Displaymodi
  • mattiertes Display
  • hochwertiger Stift und Hülle im Lieferumfang
  • solide Akkulaufzeit
  • Android ermöglicht jeglichen App-Download

Contra

  • mittelmässige Leistung
  • Displayauflösung könnte besser sein
  • kein microSD-Kartenlot
  • ungünstig platzierte Frontkamera
XP-Pen Magic Notepad Reader (10.95", 128 GB, Weiss)
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XP-Pen Magic Notepad Reader

10.95", 128 GB, Weiss

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Seit ich einen Stift halten kann, kritzel ich die Welt bunt. Dank iPad kommt auch die digitale Kunst nicht zu kurz. Daher teste ich am liebsten Tablets – für die Grafik und normale. Will ich meine Kreativität mit leichtem Gepäck ausleben, schnappe ich mir die neuesten Smartphones und knippse drauf los. 

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