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«Gladiator 2» / Paramount Pictures.
Kritik

«Gladiator 2»: im Schatten des Giganten

Luca Fontana
12-11-2024

Ich hätte es auch lieber anders gehabt. Aber: Ridley Scotts «Gladiator 2» enttäuscht trotz optischer Brillanz. Die Handlung ist vorhersehbar, die Charaktere flach und die Spannung fehlt. Ein enttäuschender Nachfolger des Meisterwerks.

Eines vorweg: In dem Review gibt’s keine Spoiler. Du liest nur Infos, die aus den bereits veröffentlichten Trailern bekannt sind.

«Geh», haucht Lucilla dem gefallenen Gladiator Maximus zu. «Geh zu ihnen.»

Maximus, einst Kommandeur der Truppen des Nordens, Tribun der spanischen Legionen, treuer Diener des wahren Imperators Marcus Aurelius, Vater eines ermordeten Sohnes und Ehemann einer ermordeten Frau, schliesst seine Augen zum letzten Mal. Sein Körper liegt im blutigen Sand des grössten Tempels Roms – des Kolosseum. Aber seine Seele hat den Weg zurück zu seiner Familie ins Jenseits gefunden. Im Hintergrund spielt Hans Zimmers «Now We Are Free».

Kinogeschichte.

Kann er auch mit «Gladiator 2» nicht.

Darum geht’s in «Gladiator 2»

Stärke und Ehre. Nach diesem Credo lebt Lucius (Paul Mescal), seit ihn seine Mutter Lucilla (Connie Nielsen) von Rom weggeschickt hat. Zu gefährlich die politischen Intrigen und Machenschaften jener, die den werdenden Kindkaiser nie und nimmer als Thronerben akzeptiert hätten. Aber zu denken, dass Lucius mit seiner Flucht Frieden finden würde, war närrisch.

Denn Rom, stets getrieben von seiner unstillbaren Expansion, bleibt sich auch nach über 20 Jahren treu. Bei der Eroberung einer numidischen Küstenstadt durch General Marcus Acacius (Pedro Pascal) wird Lucius' Frau im Kampf getötet – so weit hat ihn sein Schicksal verschlagen. Lucius, der daraufhin unerkannt in die Sklaverei gerät, wird fortan von einem einzigen Gedanken verzehrt: Rache an General Acacius.

Die Floskeln bewahrheiten sich

Ja, ja, ja. Wir kennen sie alle. Die Floskeln, die bei Fortsetzungen im Vorfeld so gesagt werden.

«Die Geschichte im ersten Film war doch abgeschlossen!»

«Die haben aber auch wirklich keine neuen Ideen, die in Hollywood.»

«Wozu überhaupt eine Fortsetzung, wenn man nichts Neues zu erzählen hat?»

Ich habe sie gehört. Sie alle. Und versucht, sie beim Gucken so weit weg wie nur irgendwie möglich zu verdrängen. Ich will dir ja eine unvoreingenommene Meinung geben. Eine, die über solche Floskeln hinausgeht. Und dennoch: «Gladiator 2» ist die Film gewordene Erfüllung dieser Floskeln. Eine unnötige Fortsetzung, die nichts zum Meisterwerk beiträgt, verbessert oder wenigstens vertieft, weil – Achtung – die Geschichte im ersten Teil ja schon abgeschlossen war.

Schlimmer: Statt eine neue Geschichte zu erzählen, kopiert sich «Gladiator 2» lieber selbst. Schamlos sogar. Da ist wieder die Hauptfigur, eine einst loyale Seele Roms, der von selbigem Rom «alles genommen wird» und sich deshalb verraten und im Stich gelassen fühlt. Dafür soll’s Rache geben. Die gibt’s im Kolosseum, wenn der Protagonist dem Rat des Mentors gehorcht, der ihn aus der Kriegsgefangenschaft und in die Sklaverrei gekauft hat – als Gladiator.

Been there, done that.

Wie gesagt: Die haben aber auch wirklich keine neuen Ideen, die in Hollywood.

Denzel Washingtons «Training Day» lässt grüssen.

Also ja, es gibt sie doch noch, die eine oder andere Variation – so dreist ist wohl selbst Hollywood nicht. Oder zumindest nicht David Scarpa, der auch schon das Drehbuch zum ziemlich unbefriedigenden Ridley-Scott-Film «Napoleon» geschrieben hat.

Dämliche Floskeln.

Opulenz kaschiert keine inhaltlichen Schwächen

Immerhin bleibt sich Scott in einem treu: der Optik. Ja, auch «Gladiator 2» sieht fantastisch aus. Scotts opulente Handschrift bei Historienfilmen ist noch immer über alle Zweifel erhaben. Kein Wunder, schliesslich hat er uns bereits mit Filmen wie – eben – «Gladiator», «Kingdom of Heaven», «Exodus» und dem meiner Meinung nach zu Unrecht unterschätzten «The Last Duel» visuell verwöhnt.

Jep, handwerklich bleibt er ein unübertroffener Meister seines Fachs. Das kann ihm keiner nehmen.

Über solche Oberflächlichkeiten sehe ich gern hinweg, wenn dafür der Rest stimmt. Aber eben …

Es ist die flüchtige Erinnerung an etwas Grossartigem, das gut kopiert zwar immer noch wahnsinnig gut aussieht. Gut gespielt ist. Und klingt. Aber am Ende ist es doch nur das: eine Kopie.

Womit wir wieder beim Thema wären.

Fazit

Die Kopie verblasst neben dem Original

Nein, «Gladiator 2» ist kein kompletter Totalausfall, auch wenn der Film statt einer Fortsetzung mit neuer, frischer Geschichte eher eine blasse Kopie des Originals ist. Und wenn das Original schon so legendär gut war, dann wird wohl selbst ein eher müder Abklatsch seine soliden drei von fünf Sterne einheimsen, nicht wahr?

Enttäuscht bin ich trotzdem. Ausser Denzel Washingtons Macrinus bleiben alle Charaktere oberflächlich und unglaubwürdig. Selbst Pedro Pascals Acacius. Dabei liebe ich eigentlich alles, was der Mann auf die Leinwand zaubert. Die Handlung selbst bleibt vorhersehbar, weil schon gesehen, und die üblichen 0815-Klischees werden (leider) auch bedient.

Immerhin Ridley Scotts visuelle Brillanz bleibt uns erhalten: Die opulenten Bilder des antiken Roms sind beeindruckend, die Schlachten gewohnt stilsicher inszeniert und die Gladiatorenkämpfe im prachtvollen Kolosseum noch immer eine bildgewaltiges Spektakel. Könnte das alles doch nur über die inhaltlichen Schwächen hinwegtäuschen! Aber so bleibt «Gladiator 2» ein Schatten seines Vorgängers.

Ein Schatten des Giganten.

Titelbild: «Gladiator 2» / Paramount Pictures.

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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