Deine Daten. Deine Wahl.

Wenn du nur das Nötigste wählst, erfassen wir mit Cookies und ähnlichen Technologien Informationen zu deinem Gerät und deinem Nutzungsverhalten auf unserer Website. Diese brauchen wir, um dir bspw. ein sicheres Login und Basisfunktionen wie den Warenkorb zu ermöglichen.

Wenn du allem zustimmst, können wir diese Daten darüber hinaus nutzen, um dir personalisierte Angebote zu zeigen, unsere Webseite zu verbessern und gezielte Werbung auf unseren und anderen Webseiten oder Apps anzuzeigen. Dazu können bestimmte Daten auch an Dritte und Werbepartner weitergegeben werden.

Hintergrund

Heute schon einen Schweißausbruch gehabt? Was dahinterstecken kann

Jeder 90. Mensch auf der Welt ist von Hyperhidrose betroffen: Das starke Schwitzen ist zwar keine gefährliche Krankheit, aber sie ist lästig und kann einen zermürben. Ein Experte klärt über Ursachen und Behandlung auf.

Du bist mitten im Vorstellungsgespräch. Klar bist du nervös und willst dich von der besten Seite zeigen. Doch dann: Der erste Händeschlag ist feucht, dein Gesicht zerfließt unter Schweißperlen und an den Ärmeln deines hellblauen Hemds zeichnen sich tiefe, dunkle Flecken ab. Dir kommt übermäßig starkes Schwitzen bekannt vor? Dann könntest du mit einiger Wahrscheinlichkeit an Hyperhidrose leiden.

Auslöser und Ursachen: Warum schwitze ich so viel?

Was die Schweißausbrüche auslöst, ist etwas vielfältiger. Warme Temperaturen etwa, insbesondere große Temperatursprünge reichen aus, um schier unaufhaltsames Schwitzen in Gang zu setzen. Stark Betroffene gehen beispielsweise vom Kalten ins Warme und sind schweißgebadet. Ein anderer Auslöser kann körperliche Aktivität sein, denn Wärme ist nicht nur um dich herum, sondern kann in dir drin entstehen, zum Beispiel wenn du dich viel bewegst.

Schwitzen, wenn dir warm ist oder du Sport betreibst – ist das nicht normal? Ja, soweit kann es alle treffen. Doch hier trennen sich die «Normalschwitzenden» von den Hyperhidrose-Betroffenen: Emotion als Auslöser.

Der Schweiß kann am ganzen Körper ausbrechen, am häufigsten sind aber Hände, Füße, die Achselhöhlen, der Gesäßbereich und der Kopf betroffen.

Primäre und sekundäre Hyperhidrose

Die genetisch vererbte Krankheit mit Überaktivität des Sympathikus-Nervs gilt als primäre Hyperhidrose. Manchmal ist das starke Schwitzen aber auch Bote einer anderen Diagnose: Die Krankheit ist nicht Ursache des Schwitzens, sondern das Schwitzen Symptom einer anderen Erkrankung. Dann spricht man von der sekundären Hyperhidrose.

Dahinter können neurologische Krankheiten wie Parkinson oder Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes stecken, sagt der Experte. Auch viele Medikamente lösen starkes Schwitzen aus, darunter Psychopharmaka wie Antidepressiva oder Blutdruckmittel. Im schlimmsten Fall deutet das starke Schwitzen auf eine entstehende Tumorerkrankung hin.

Warnzeichen sind Experte Schick zufolge, ein plötzliches Auftreten, Nachtschweiß und die fehlende familiäre Häufung. In jedem Fall – primär oder sekundär – ist eine ärztliche Abklärung zu empfehlen, um schwerwiegende Diagnosen auszuschließen.

Umgang mit Hyperhidrose: Tipps für den Alltag

Behandlungen der Hyperhidrose reichen von einfachen Deos bis hin zum operativen Eingriff. Einzig dein persönlicher Leidensdruck ist ausschlaggebend dafür, ob und was es an Massnahmen braucht. Du kannst aber sowieso einiges in deinem Alltag tun, um dem Schwitzen gegenzusteuern.

Vorne voran: Kühlung.

Die beste Zone, um diesen Reflex auszulösen, ist übrigens der Kopf. Kühlt der Kopf ab, sendet er einen allgemeinen Stoppreflex für das Schwitzen aus.

Hyperhidrose behandeln: Welche nachhaltigen Lösungen gibt es?

Abfinden muss sich niemand mit der Hyperhidrose. Heilen kann man die Krankheit zwar aufgrund der genetischen Komponente nicht – aber man kann sie sehr gut behandeln. Dazu gibt es zwei Behandlungswege, sagt der Experte: «Entweder man bremst die Schweißdrüse selbst, oder man bremst die Nervensteuerung.»

1. Deos und Antitranspirantien

Der erste Schritt sollte immer eine lokale und nicht invasive Behandlung direkt an der betroffenen Stelle sein. Deos mit Antitranspirantien – auch «Schweißhemmer» genannt – verstopfen die Drüse und reduzieren so exzessives Schwitzen. Konkret bilden Antitranspirantien Kristalle (der bekannteste ist Aluminiumchlorid), die in die Schweißdrüse eindringen, auskristallisieren und den Drüsengang blockieren.

2. Tabletten gegen exzessives Schwitzen

So wie es Medikamente gibt, die stärkeres Schwitzen auslösen, gibt es Medikamente, die es hemmen. Anders als bei den Deos, werden dabei nicht die Schweißdrüsen ausgebremst, sondern der Drüsennerv. Zum Einsatz kommen dafür oftmals Medikamente, die eigentlich für andere Beschwerden entwickelt wurden – darunter auch das Magen-Darm-Präparat Metanemylium bromid. Ein schwaches Medikament, sagt Dr. Schick, das man ausprobieren könne.

«Das Mittel nimmt den Direktweg zum Nerv. So kommt es zu weniger Mundtrockenheit und auch andere Nebenwirkungen sind moderater», erklärt der Fachmann. Die Creme sollte nicht ins Auge kommen und kann grundsätzlich am ganzen Körper angewendet werden, wurde aber speziell für die Anwendung unter der Achsel entwickelt.

Die ersten fünf Wochen kann Axhidrox einmal täglich appliziert werden, anschließend kannst du, je nach Abnahme des Schweisses, die Verwendung auf zweimal pro Woche reduzieren bzw. die weitere Anwendung mit Arzt oder Ärztin besprechen.

3. Botox

Es stimmt, auch Botox kann bei starkem Schwitzen helfen und das Leiden für mehrere Monate beenden. Der Wirkstoff Botulinumtoxin wird an der betroffenen Stelle unter die Haut gespritzt, wirkt innerhalb weniger Tage und wird besonders für Menschen empfohlen, die eine schnelle, langfristige Behandlung ohne großen Eingriff mit langen Ausfallzeiten suchen.

Botulinumtoxin ist ein Abfallprodukt eines Bakteriums, das u.a. in verderblichen Wurstwaren lebt. Es zählt zu den stärksten Giften der Welt, ein Pfund davon würde laut Schick ausreichen, die gesamte Menschheit auszurotten.

«Botox wird darum in einer millionstel-Verdünnung lokal gespritzt und blockiert die Reizübertragung an den Synapsen. Der Wirkstoff wandert nur ein paar Zentimeter um die Einstichstelle herum und wirkt ungefähr ein halbes Jahr.» Nebenwirkungen seien unwahrscheinlich, trotzdem bestehe ein niedriges Infektionsrisiko und es können vorübergehend Blutergüsse um die Einstichstelle auftreten.

Im schlimmsten Fall könne es auch zu Lähmungen an anderen Körperstellen kommen, wenn das Gift zu weit in den Körper eindringe. «Ich habe in 24 Jahren noch keine Unverträglichkeiten auf die Behandlung erlebt», beruhigt Dr. Schick. Der Eingriff ist allerdings sehr teuer und wird nicht von der Krankenkasse gedeckt.

4. Sympathikus-OP gegen starkes Schwitzen und MiraDry

Ein operativer Eingriff für eine Krankheit, die kein Gesundheitsrisiko darstellt, wirkt auf den ersten Blick drastisch. Aber: «Hyperhidrose hat einen hohen Zermürbungseffekt. Sie ist immer da und bricht in den blödesten Situationen aus. Da kann man schon an den Punkt kommen, das Risiko einer Operation auf sich zu nehmen», sagt der Experte.

Zu Beginn: Die Operation ist kein Hochrisikoeingriff. Du solltest sie trotzdem erst dann in Erwägung ziehen, wenn alles andere nicht wirkt. Denn dabei wird der Sympathikus-Nerv selbst, der neben der Wirbelsäule verläuft, abgeklemmt. Weil der Ursachennerv für das Schwitzen keine Impulse mehr an die betroffenen Körperstellen sendet, verschwindet das starke Schwitzen für immer.

Wer an Hyperhidrose leidet, leidet. So viel steht fest. Behandlungen sollten trotzdem in der beschriebenen Reihenfolge ausprobiert werden, rät Experte Schick. Erst wenn Veränderungen der Raumtemperatur, Deos, Cremes und Tabletten keine Wirkung mehr zeigen, sollte über eine Operation nachgedacht werden. In jedem Fall ist eine ärztliche Abklärung anzuraten. So schließt du andere Diagnosen aus und findest die ideale Behandlung für deine Hyperhidrose.

Titelbild: shutterstock

12 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Ich liebe blumige Formulierungen und sinnbildliche Sprache. Kluge Metaphern sind mein Kryptonit, auch wenn es manchmal besser ist, einfach auf den Punkt zu kommen. Alle meine Texte werden von meinen Katzen redigiert: Das ist keine Metapher, sondern ich glaube «Vermenschlichung des Haustiers». Abseits des Schreibtisches gehe ich gerne wandern, musiziere am Lagerfeuer oder schleppe meinen müden Körper zum Sport oder manchmal auch auf eine Party. 


Hintergrund

Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    Sonnenallergie: Jeder Zehnte ist betroffen – Tendenz steigend

    von Daniela Schuster

  • Hintergrund

    Testosteron-Therapie und Depression: Das rät der Experte

    von Anna Sandner

  • Hintergrund

    Schmecken gut, halten gesund: Küchenkräuter als Arzneimittel

    von Olivia Leimpeters-Leth