
Hintergrund
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von Michelle Brändle
Der KI-Boom verteuert Festplatten und SSDs. Hersteller wie Western Digital und Sandisk haben die Preise für Server-Speichermedien erhöht. Was im Unternehmenssektor beginnt, dürfte bald auch die private Kundschaft treffen.
War es erst das Krypto-Mining, das den Grafikkarten-Markt auf den Kopf stellte, folgte die Pandemie mit Lieferkettenproblemen und schliesslich Nvidias Fokus auf KI. Und jetzt? Jetzt könnte die nächste PC-Komponente ins Visier des KI-Booms geraten: Speichermedien. Ein Trend, der nicht nur für Server-Farmen, sondern möglicherweise auch für Durchschnittsmenschen spürbare Konsequenzen haben könnte.
Die Wurzel allen Übels ist die explodierende Nachfrage nach sogenannten Inferenz-KI-Servern. Das sind die Arbeitstiere, die bereits trainierte KI-Modelle ausführen. Unternehmen, die auf den KI-Zug aufspringen wollen, investieren massiv in diese Hardware. Und diese Server brauchen vor allem eines: eine gigantische Menge an Speicherplatz. Für Daten, auf die regelmässig, aber nicht zwingend blitzschnell zugegriffen werden muss.
Hier kommen die guten alten HDDs ins Spiel. Sie sind zwar deutlich langsamer als ihre SSD-Kollegen, aber pro Gigabyte unschlagbar günstig. Perfekt für diese Art von Speicher, wo riesige Datensätze für den gelegentlichen Abruf bereitstehen müssen.
Das Problem: Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei Weitem. Die Lieferzeiten für neue Festplatten verlängern sich dramatisch. Ein Bericht von TrendForce führt die Entwicklung direkt auf die beispiellose Nachfrage nach KI-Servern zurück. Western Digital, einer der grössten Player im Markt, hat bereits die Reissleine gezogen und eine graduelle Preiserhöhung der HDD-Produkte angekündigt.
Gleichzeitig gab das Unternehmen bekannt,vermehrt auf Seefracht zu setzen. Ein Schritt, der die Lieferzeiten um bis zu 10 Wochen verlängern kann. Branchenquellen geben an, dass sich die Lieferzeiten für HDDs mit hoher Kapazität mittlerweile auf fast ein Jahr erhöht haben.
Da HDDs knapp werden, weichen einige Unternehmen auf SSDs aus – trotz der höheren Kosten. SSDs sind eigentlich für Szenarien gedacht, die konstanten und schnellen Zugriff bei geringem Stromverbrauch erfordern. Als Reaktion auf diese Nachfrageverschiebung hat auch Sandisk eine Preiserhöhung von zehn Prozent auf SSDs angekündigt. Micron hat seine Preise derweil vorerst eingefroren.
Klar, in Servern werkeln keine Consumer-SSDs, wie du sie in deinem PC verbaust. Aber wenn die Nachfrage aus dem Unternehmenssektor die Produktionskapazitäten weiterhin so stark beansprucht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Auswirkungen auch im Endkundenmarkt ankommen.
Der Blick auf das Preisentwicklungstool bei uns im Shop ist trügerisch: Hier sieht die Lage derzeit stabil aus, in den letzten Monaten gab es kaum Preisschwankungen. Wie mir aber Senior Category Business Manager Dimitri Pfluger sagt, gibt es Engpässe, was die Preise künftig wohl hochtreiben wird.
Es bleibt zu hoffen, dass die höheren Preise beim Massenspeicher nicht kommen, um zu bleiben – wie das bei den GPUs der Fall war.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.
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