
Produkttest
Wenn die Pflanze im leuchtenden Lautsprecher wackelt
von Pia Seidel

Lampe und Lautsprecher in einem, ist das eine gute Idee? Govee packt zwei Geräte in eine Kunststoffkapsel, die vom Nachtlicht bis zur lärmenden Discokugel alles sein kann. Verwirrender als jeder Lichteffekt ist leider die App.
«Woah!» – Mein zehnjähriger Sohn kommt zur Tür herein, auf dem Tisch steht wie ein blinkendes Überraschungsei die Govee Lamp Pro 2 und flackert im Takt zu Songs von Nina Chuba. «Wie geil, können wir den kaufen?», fragt er, noch bevor er sich die Schuhe ausgezogen und den Thek in die Ecke gestellt geworfen hat.
Der Lieferumfang ist schnell beschrieben: Es gibt den Lampsprecher und ein weisses USB-C-Ladekabel ohne Netzteil. Um den Akku zu laden, benötige ich eines mit 15 Volt und 35 Watt oder mehr.
Ein Anschluss des Kabels ist abgewinkelt, damit es sich an der Unterseite des Geräts einstecken lässt. Die 5200mAh-Batterie soll bei mittlerer Lautstärke und Helligkeit ungefähr vier bis fünf Stunden durchhalten. Oben befindet sich der 2,5-Zoll-Lautsprecher von JBL.
Bei maximal 600 Lumen reicht die Palette des Stimmungslichts, dessen reflektierender Sockel sich separat beleuchten lässt, von warmweissen 2700 Kelvin bis zu kaltweissen 6500 Kelvin. Dazu gibt’s alle Farben des Universums in wilden Kombinationen. Die RGBWWIC-Technologie ermöglicht sowohl reines Weiss als auch schöne Farbverläufe.
Verbinden kann ich mich per Bluetooth und WLAN (2,4 GHz), die Govee Table Lamp 2 funktioniert mit Alexa sowie Google Home und lässt sich über das Matter-Protokoll ins Smart Home einbinden. Ausserdem gibt es die Govee App, um mit den zahlreichen Szenen zu spielen oder eigene Lichtstimmungen und Regeln zu erstellen.
An der Oberseite befindet sich genau ein physischer Knopf, der die Govee Lamp per zwei bis drei Sekunden langem Druck zum Leben erweckt. Daneben sind vier Bedienfelder für Lautstärke und Helligkeit, Start/Stopp und den Szenenwechsel, der neben verschiedenen Weisstönen auch Stimmungslicht mit Soundeffekten enthält.
Neun verschiedene Szenen lassen sich speichern. Bei der ersten vorprogrammierten züngeln im unteren Bereich hübsch anzusehende Flammen, während der Lautsprecher ein Geprassel von sich gibt, das mich eher an Regentropfen auf einer Zeltplane erinnert. Die Plus- und Minus-Felder sorgen für grosse Lautstärkesprünge, fein einstellen lässt sie sich nur in der App.
Halte ich die Bedienfelder gedrückt, ändert nicht die Lautstärke, sondern das Licht dimmt sich. Die nächste Szene beruhigt mich etwas, was die Soundqualität angeht. Es folgen pulsierende Lollipop-Farben mit einer klar wiedergegebenen Spieluhr-Melodie.
Verarbeitet ist die Govee Lamp 2 gut, auch das vor allem im rutschfesten Sockel sitzende Gewicht von knapp 1,8 Kilogramm fühlt sich angemessen an. Der reflektierende Sockel lässt sich indirekt beleuchten. Dieses Zusatzlicht kann ich in der App ein- oder ausstellen.
Am besten gefällt mir die 34 Zentimeter hohe Govee-Kapsel aus einiger Entfernung: Dann könnte der Lampenschirm auch aus Glas und das Bedienfeld aus Aluminium sein. Beides ist allerdings aus Kunststoff.
Ist sie mit der Lampe über das heimische WLAN und per Bluetooth gekoppelt, verliere ich mich regelmässig in der Funktionsvielfalt und suche wieder nach Menüpunkten, die ich zuvor schon mal gefunden hatte. Mir ist die App zu unübersichtlich. Dazu muss ich jedes Mal ein oder zwei Sekunden warten, bis die Bluetooth-Verbindung wieder steht.
In dem Durcheinander findet sich eine Spielwiese an Möglichkeiten. Ich kann bis ins letzte Detail an seinen Szenen und Sounds herumoptimieren, es gibt einen AI-Assistenten und einen Zeichenmodus, der das Pixel-Gekritzel vom Screen auf die LEDs der Lampe überträgt. Ich hätte lieber die Basics übersichtlich und schlicht nebeneinander und fühle mich deshalb nicht so gut bedient.
Den Speaker aus der App heraus zu koppeln, kann irritierend sein, weil sie ja stets eine Bluetooth-Verbindung herstellt – einfach nicht die zum Lautsprecher. Dieser heisst «Table Lamp Speaker» und ist nicht mit GoveeH6020XYZ zu verwechseln, der Modellname taucht ebenfalls in der Bluetooth-Liste auf.
Automatisch verbindet er sich nicht, ich muss ihn jedes Mal aufs Neue auf einem dieser Wege koppeln und die Verbindung auch wieder manuell trennen, falls ich statt Musik doch lieber Vogelgezwitscher oder andere On-Board-Effekte hören will. Das nervt, lohnt sich aber trotzdem: Denn wenn die Verbindung einmal steht, sieht das zur Musik synchronisierte Lichtgewitter gut aus und der Sound kann sich auch hören lassen.
Das, was aus dem 2,5-Zoll-Lautsprecher von JBL Richtung Decke tönt, ist solider Sound mit klaren Höhen, der Räume füllt. Für meinen Geschmack fehlt es ein bisschen an Bass, auch wenn er die Tischplatte immerhin sanft zum Vibrieren bringen kann. Brauchbar für Hintergrundmusik, eine kleine Partyrunde oder Podcasts. Aber nichts, was Audiophile auch nur ansatzweise aufhorchen lässt.
Und trotzdem verbreitet die Sound-Licht-Kombi einen gewissen Zauber, wenn die Muster im Takt der Musik über das Milchglas zucken. Govee spricht von einer «Echtzeit-Antwort in 32 Millisekunden». Ich sehe einfach nur, dass alles zusammenpasst. Im Video habe ich lizenzfreie Musik abgespielt und mich ein bisschen durch die Effekte geklickt. Am besten schaust und hörst du hier selber mal kurz rein.
Wenn die Mono-Beschallung nicht reicht, ist es möglich, eine zweite Govee Table Lamp zu koppeln und in Stereo zu hören. Ein Soundsystem würde ich mit den kleinen Lautsprecher-Lampen nicht aufbauen wollen. Ihre Stärke sehe ich eher darin, sie an verschiedenen Orten aufzustellen. Als Nachttischlampe, im Wohnzimmer oder auf dem Balkon. Interessanter finde ich die Option, die Lichteffekte von bis zu zehn Govee-Leuchtmitteln zu synchronisieren.
Im Alltag reicht mir die Soundqualität allemal. Vielleicht ist sie auch was fürs Kinderzimmer, denn mein Sohn hat die Govee Lamp inzwischen zum Weihnachtswunsch erklärt. Schauen wir mal. Auf die App will ich ihn sicher nicht so schnell loslassen. Sie enthält zahllose Spielereien und ist mit einer Community sowie dem Shop verknüpft, dafür hat sie Grundlegendes oft sehr gut versteckt.
Im Graffiti-Modus liesse sich sogar mit mehreren Ebenen und Verläufen arbeiten, aber das braucht schon viel Geduld und sieht meist gar nicht mal so überragend aus, da meine kleinen Pixel-Zeichnungen hinter dem Milchglas zu einem kaum erkennbaren Brei verschwimmen.
Ebenfalls nur Spielerei ist die AI-Funktion, bei der ich Lichtstimmungen bestellen kann, die dann, sofern ich verstanden werde, relativ vorhersehbar oder ziemlich schlecht sind. Noch dazu muss ich ihre monoton vorgetragene Antwort abwarten.
Interessant finde ich dagegen die Option, die Govee Lamp als Lichtwecker oder Schlaflicht mit White Noise zu verwenden. Zur gewünschten Zeit dimmen Licht und Sound hoch oder runter, um mich sanft in den Tag oder die Nacht zu begleiten. Dazu soll es möglich sein, die gesamte Oberfläche zu definierten Zeiten in einen «einfachen Schalter» zu verwandeln, der das Licht aktiviert.
Die «Govee Table Lamp 2 Pro Sound by JBL» gehört zu den besseren 2-in-1-Produkten, weil sie zwei Dinge kombiniert, die gut zusammenpassen. Die Lichteffekte sind schön anzusehen und perfekt auf die Musik synchronisiert. Der Sound aus dem JBL-Speaker reicht, um eine Boombox zu ersetzen. Im Schnitt sollte der Akku vier bis fünf Stunden durchhalten, ich kam im Mischbetrieb bei moderater Lautstärke und Helligkeit auf über sieben Stunden.
Wer alles in einem will, findet hier einen Hingucker für die nächste Partyrunde, der danach zum unauffälligen Nachtlicht mit White Noise wird und sich überall platzieren lässt. Nur wasserdicht ist die rundum gut verarbeitete Kunststoffkapsel leider nicht. Den guten Eindruck trübt vor allem die App, die unübersichtlich ist und mir immer wieder Rätsel aufgibt. Auf sie würde ich nach Möglichkeit verzichten und das mit Alexa, Google Assistant und Matter kompatible Gerät auf anderem Wege ins Smart Home einbinden.
Pro
Contra
Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.
Unsere Expertinnen und Experten testen Produkte und deren Anwendungen. Unabhängig und neutral.
Alle anzeigen«Ihn», weil er in der Govee Lamp, deren vollen Namen «Govee Table Lamp 2 Pro Sound by JBL» ich nur einmal schreibe, in erster Linie einen leuchtenden Lautsprecher sieht. Keine plärrende Lampe. Dabei wäre beides richtig. Es ist auch richtig, dass wir das Ding kaufen können. Ob sich das lohnt, muss ich mir noch genauer anschauen. Mein Sohn hofft auf jede Menge Spass mit 210 frei programmierbaren LEDs hinter Milchglas. Ich müsste das Teil rein optisch nicht in der Wohnung haben. Aber das ist Geschmackssache.






Die ersten Fragezeichen hatte ich bereits im Kopf, als ich das Testgerät bei den Kollegen aus dem Category Management abgeholt habe und einen Wunsch mit auf den Weg bekam: «Lass mich wissen, wie man externe Musik darauf abspielt, ich habs nicht hingekriegt.» Das liest sich für einen Lautsprecher wie ein Witz, aber ich hatte anfangs ebenfalls Probleme und bei Reddit stellen Menschen ähnliche Fragen.
Während ich das schreibe, hat mein Sohn ein Smartphone mit dem Gerät verbunden und Spotify gestartet. «Bei mir funktioniert es gut», sagt er. «Geht perfekt, man braucht die App gar nicht.» Es stimmt, der Speaker lässt sich mit einer langen Berührung der Play-Pause-Taste in den Kopplungsmodus versetzen und problemlos verbinden. Das steht auch in der Anleitung. Ich würde schon gerne Musik abspielen und die Lichteffekte mit dem Sound synchronisieren. Das ist es ja, was die Govee Lamp auszeichnen soll. Dafür muss ich in die App.


Neben vielen vorgegebenen Szenen, die sich bearbeiten und mit White Noise verknüpfen lassen, kann ich mit der App auch bei Null beginnen und eine eigene Lichtstimmung erstellen. Farben, Formen und Effekte lassen sich wild kombinieren, was bei mir am Ende immer schlechter aussieht als die bestehenden Szenen. Dass es besser geht, zeigen die Videos anderer Nutzer, deren geteilte Effekte ich ebenfalls übernehmen kann.





Ich sollte also nachts nicht suchen müssen, wo der passende Button ist. Leider ist es mir immer noch ein Rätsel, wieso das nicht zuverlässig funktioniert. Mal passiert was, dann wieder nicht – und einmal mehr ist die App keine Hilfe, sondern eher ein Ärgernis. Leider können nicht alle Funktionen so glänzen wie das beeindruckende Licht. Aber das kann ja noch werden. Um es mit dem AI-Assistenten zu sagen: «Das Gerät übt noch. Geduld ist eine Tugend. Die Zukunft steckt voller Möglichkeiten für neue Fähigkeiten.»