

Malen im Zug? Mit ein paar Tricks gelingt’s entspannt und kreativ

Ich habe mir eine neunstündige Zugfahrt mit einem Aquarell-Reisejournal verkürzt. Mit meinen Tipps wird es dir sicher auch gelingen.
Eine Zugfahrt, die ist lustig, eine Zugfahrt, die ist schön. Doch sie kann mal auf die Nerven und auch ziemlich lange gehen.
Was mir diese Reise versüsst hat, war mein kleines, improvisiertes Atelier am Zugfenster – und die Idee, unterwegs ein Aquarell-Reisejournal zu führen. Anstatt mich über die Verspätung zu ärgern, habe ich mich auf die Farben, Formen und vorbeiziehenden Landschaften konzentriert.
Ein gemaltes Tagebuch ist nicht nur eine kreative Ablenkung, sondern auch eine wunderbare Erinnerung an eine Reise – ganz unabhängig davon, wie schnell oder pünktlich der Zug fährt. Du brauchst lediglich ein Aquarell-Skizzenbuch, Aquarellfarben, Wasserpinsel und einen Becher, um unterwegs mit dem Malen zu beginnen.



Faber-Castell Aquarellfarbe in Näpfchen
DAA326, 48000 ml

Ich stelle den Malkasten auf das aufklappbare Zug-Tischchen, das Skizzenbuch lege ich daneben. Mein Malatelier sieht etwas eng aus, aber zum Glück fühlt sich mein Sitznachbar und Redaktionskollege Lorenz davon nicht gestört.
Also schlage ich das Buch auf, beobachte aus dem Fenster die Landschaft und warte, bis eine geeignete Szene an mir vorbei zieht. Ich blicke auf ein rotes Hausdach, das inmitten von sattgrünen Büschen und Bäumen hervorschaut. Das kann ich mir merken. Es kann losgehen.
Und genau da beginnt der Praxistest. Hier sind meine wichtigsten Erkenntnisse und Tipps für alle, die auch einmal im Zug den Pinsel schwingen möchten.

Tipp 1: Den Pinsel vor der Fahrt befüllen
Auf der Fahrt teste ich die Pinsel mit Wasserreservoir von Staedtler und Caran d’Ache. Diese haben gegenüber konventionellen Pinseln den Vorteil, dass das Wasser direkt aus dem Stift kommt. Dafür müsste ich sie aber im Vorhinein füllen. Was ich natürlich vergessen habe. Also nehme ich meine Trinkflasche und leere den Inhalt in die Behälter. Oder besser gesagt auf meine Hose.
«Hätte ich das doch bloss vor der Fahrt gemacht», denke ich mir. Meine Kleidung wird allmählich nass und mir kommt eine unkonventionelle Idee: Ich könnte das Wasser vom Mund in die Staedler-Stifte füllen. Dafür drücke ich den Behälter so zusammen, dass ein Vakuum entsteht und schon rinnt das Wasser wie von alleine in die Stifte.

Beim Caran d'Ache Pinsel brauche ich diese ungewöhnliche Methode nicht. Ziehe ich am hinteren Teil des Stifts, wird vorne Wasser in den Behälter nachgezogen. Einfach genial und ehrlich gesagt die appetitlichere Variante. Der Nachteil: Die Stiftspitze ist nicht flexibel und erinnert eher an einen Filzer als an einen Pinsel.
Tipp 2: Ein Taschentuch für alle Fälle
Aquarell – der Name verrät es bereits: Wasser steht im Mittelpunkt. Auch wenn beim Malen meist nur wenig davon anfällt, bleibt am Ende eine kleine Menge übrig. Und die soll lieber nicht in meinem Rucksack landen. Deshalb habe ich immer ein paar Taschentücher zur Hand. Damit lässt sich die farbige Pfütze am Schluss ganz einfach aufwischen. Und auch während des Malens sind sie praktisch, zum Beispiel zum Abtupfen des Pinsels oder der Farbe.
Tipp 3: Einen wasserfesten Fineliner für die Umrisse
Gute Ausrüstung ist zwar kein Geheimtipp, aber sie macht das Malen spürbar leichter. Ich beginne meist damit, die Umrisse meines Sujets mit einem Fineliner zu zeichnen, um es anschliessend auszumalen. Dafür verwende ich den wasserfesten Fineliner von Micron, von dem ich begeistert bin, weil dessen Tinte in kürzester Zeit trocknet. Die Umrisse verschmieren kein einziges Mal – auch wenn ich sie mehrmals mit der Wasserfarbe übermale.

Tipp 4: Wenns doch zu eng wird
Je nachdem wie die Platzbedingungen sind, kann ich mir gut vorstellen, dass sich die Person im Sitzplatz nebenan eingeengt fühlt. Genau für diesen Fall – also eigentlich zum Reisen – sind kleinere Aquarellmalkästen konzipiert. Sie haben eine weitaus kleinere Farbpalette als diejenigen, die ich dabei habe, was aber vollkommen ausreicht. Ebenfalls eignen sich kleinere Aquarellpapierblöcke im A6 Format.

Winsor & Newton Aquarellfarbe Cotman
Chinese White, Lemon Yellow Hue, Burnt Sienna, Türkis, Ultramarin, Dioxazine Violett, Sap green, Viridian Hue, Ockergelb, Lamp Black, Alizarin Crimson Hue, Payne 's grau


Tipp 5: Ein Shot-Becher zum abtropfen
Weil ich mit meinem Team auf dem Weg nach Hamburg bin und dort grad zufällig der Schlagermove stattfindet (unseren Erfahrungsbericht dazu findest du in diesem Beitrag), habe ich kleine Shotbecherchen dabei. Sie eignen sich perfekt als Wasserbecher, um die Pinsel zu säubern. Vor der Ankunft stopfe ich das Taschentuch hinein, sodass die Flüssigkeit aufgesaugt wird und kein Wasser ausläuft.

Vorausgesetzt du hast einen Tisch vor dir, sollte deiner Aquarell-Reise nichts im Weg stehen. Dann musst du nur noch deinen Mut zusammen nehmen – mir fällt das in der Öffentlichkeit auch nicht immer leicht – und dich trauen, kreativ zu sein. Dann wirst du am Ende einer kurzweiligen Fahrt mit wunderschönen Erinnerungen belohnt.

Du willst wissen, wie du einfache Skizzen zeichnest, die du in deinen Alltag integrieren kannst? Ich habe das Sketchbook Journal von Leuchtturm für dich getestet.


Die Wände kurz vor der Wohnungsübergabe streichen? Kimchi selber machen? Einen kaputten Raclette-Ofen löten? Geht nicht – gibts nicht. Also manchmal schon. Aber ich probiere es auf jeden Fall aus.