Shutterstock
News & Trends

OECD-Studie: So ist das Online-Leben von Kindern und Jugendlichen

Wie sieht das Online-Leben von Kindern und Jugendlichen aus – und wie geht es ihnen damit? Der aktuelle OECD-Bericht liefert einen Überblick. 15-Jährige aus der Schweiz sind in ihrer Freizeit weniger online als ihre Altersgenossen aus Deutschland und Österreich.

Bildschirmzeit ist in fast allen Familien ein Reizwort. Spätestens, wenn aus Kindern Teenager werden, verlieren Eltern den Überblick, was der Nachwuchs online treibt. Lernen oder zocken? Verabreden oder mobben? Alles ist möglich. Nicht alles kommt ans Licht. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) versucht, den Überblick anhand von Daten zu behalten. Und zu ergründen, wie es den Kindern damit geht.

Mit 10 Jahren haben im OECD-Durchschnitt ungefähr 70 Prozent ein eigenes Smartphone, im Alter von 15 sind nahezu alle mit einem oder mehreren digitalen Geräten ausgestattet. In den Wohlhabenden der 38 Mitgliedsstaaten, zu denen auch Deutschland, Österreich und die Schweiz gehören, sind sie ein ständiger Begleiter von Jugendlichen in allen Gesellschaftsschichten. Sie werden von 15-Jährigen durchschnittlich über 30 Stunden pro Woche genutzt.

Für die Schule, beim Lernen und natürlich auch in der Freizeit. Einen Durchschnitt, den viele Teenager in den DACH-Ländern deutlich toppen: In der Schweiz verbringt knapp die Hälfte 40 Stunden oder mehr vor dem Bildschirm, in Österreich sind es über 50 Prozent und Deutschland steuert auf 60 Prozent zu.

In der Freizeit mehr als zwei Stunden pro Tag online

Beim Zocken, Chatten und Posten zeigen sich Unterschiede. Während knapp 60 Prozent der Schweizer Teenager angeben, an einem Schultag mehr als die empfohlenen zwei Stunden in ihrer Freizeit online zu sein, sind es in Österreich bis zu 70 Prozent und in Deutschland bereits etwa 75 Prozent der 15-Jährigen.

Je höher die Gesellschaftsschicht, desto länger sind die Jugendlichen tendenziell online. Dieser Faktor fällt in der Schweiz weniger ins Gewicht, die Schere geht nicht weit auseinander. An den Wochenenden schiessen die Zahlen in allen Ländern nach oben – dann überholen die Schweizer Teens auch ihre österreichischen Altersgenossen.

In der Schule und danach: Jugendliche sind immer länger auf Empfang.
In der Schule und danach: Jugendliche sind immer länger auf Empfang.
Quelle: Shutterstock/BearFotos

Was machen sie nur?

Spass haben natürlich! Vor allem durch zielloses Browsen, Social Media, Chats oder Games. Knapp 70 Prozent erstellen und posten eigenen Content. Dabei sind die Schweizer und österreichischen Jugendlichen etwas aktiver als Gleichaltrige in Deutschland, wo dafür mehr gezockt wird.

Über unangemessene und diskriminierende Inhalte regen sich Mädchen deutlich häufiger auf als Jungs. Sie sind auch stärker von unfreundlichen und beleidigenden Nachrichten betroffen. Interessant: Diese unerwünschten Botschaften stecken deutsche Jugendliche von allen OECD-Ländern am lockersten weg. In der Schweiz und Österreich setzen sie Jungen und Mädchen fast gleichermassen zu, während in so gut wie allen anderen Ländern die Mädchen grössere Probleme damit haben.

Wie geht es ihnen damit?

Nicht immer bleibt es bei einer unfreundlichen Nachricht. Ein trauriger Trend zum Cyber-Mobbing zeigt sich im Vergleich zu früher erhobenen Daten. In fast allen OECD-Ländern ist das Problem zwischen 2018 und 2022 grösser geworden – und es beginnt bereits im Primarschulalter. Zwischen 10 und 15 Prozent der 11- bis 15-Jährigen wurden bereits Opfer. In der Schweiz etwas weniger als in Österreich und Deutschland.

Generell hat sich die mentale Gesundheit der Jugendlichen nach Ansicht der OECD in den vergangenen Jahren verschlechtert. Von Depressionen, Angstzuständen, Problemen mit dem eigenen Körperbild und ähnlichem sind Mädchen der Studie zufolge stärker betroffen – ihnen macht auch Social Media mehr zu schaffen als den Jungs.

Gute Nacht? Mädchen schalten ihre Benachrichtigungen noch eher ab als Jungs.
Gute Nacht? Mädchen schalten ihre Benachrichtigungen noch eher ab als Jungs.
Quelle: Shutterstock/banu sevim

Fast immer auf Empfang

Generell schätzen 13-Jährige aller Geschlechter ihren Social-Media-Konsum häufiger problematisch ein als 15-jährige. Entweder nehmen sie mit 13 die Mahnungen der Eltern noch ernster. Oder sie finden einen besseren Umgang damit. Jedenfalls sehen sie zwei Jahre später kein so grosses Problem mehr darin. Sie sind ohnehin fast immer auf Empfang.

Knapp die Hälfte schaltet im OECD-Durchschnitt ihre Benachrichtigungen auch während des Unterrichts nicht ab. Hier sind die Deutschen für einmal unter den Vorzeigenationen (zwischen 30 und 40 Prozent, je nach Gesellschaftsschicht) und knapp disziplinierter als Gleichaltrige in der Schweiz, in Österreich kommt jede zweite Nachricht durch. Abends vor dem Schlafengehen kehrt sich die Reihenfolge wieder um, wobei Mädchen eher drauf achten, dass irgendwann Schluss sein muss.

Nervös ohne Smartphone? Nicht in der Schweiz

Besonders ungünstig ist es, wenn Kinder und Jugendliche das Smartphone ständig bei sich haben. Also auch abends, im eigenen Zimmer. Das sagt die Studie und die meisten Eltern würden das wohl unterschreiben. Der Schlaf leidet, die Kinder sind am nächsten Tag müde – und hängen in der Folge auch deshalb wieder bevorzugt vor dem Bildschirm. Wie die Jugendlichen auf den Entzug reagieren, wurde im Rahmen des Berichts ebenfalls festgehalten.

Junge Schweizerinnen und Schweizer bleiben grösstenteils entspannt. Auch in Deutschland und Österreich tragen es sehr viele mit Fassung. Erstaunlicherweise werden türkische Jugendliche besonders nervös – und das, obwohl in der Türkei die meisten ihr Smartphone längst nicht so jung bekommen haben.

Titelbild: Shutterstock

3 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Meinung

    Geschwister gleich behandeln? Bitte nicht!

    von Michael Restin

  • Meinung

    Kinder beim Sport: Was Eltern alles falsch machen

    von Michael Restin

  • Hintergrund

    Hilfe, Kinder mit Zahnspangen so weit das Auge reicht

    von Martin Rupf

1 Kommentar

Avatar
later