

RingConn Gen 2 Air: Was taugt der günstige Smartring ohne Abozwang?

Air heisst die neue Version des Smartrings von RingConn. Gespart wurde jedoch nicht bei Grösse und Gewicht, sondern bei Preis und Features. Ist die Einstiegsvariante eine gute Alternative?
Willkommen in der Familie! Die zweite Generation des smarten Rings hat eine kleine Schwester namens RingConn Gen 2 Air bekommen. Anders als bei den Menschen wird so ein Nachzügler in der Gadgetwelt oft kritisch betrachtet. Was soll das? Was kann der? Braucht es ihn überhaupt?
Der Name ist heisse Luft
«Air» nennen viele Hersteller Produkte, die kompakter und leichter sind. Beim luftigen Ring ist jedoch das Gegenteil der Fall: Der Gen 2 Air ist schwerer als der Gen 2. In meiner Grösse (Ringgrösse 11) wiegt der Nicht-Air 2,6 Gramm, der Air 3,5 Gramm. Im Alltag spüre ich davon jedoch nichts.

Aber ich sehe optisch einen Unterschied: Der Air wirkt etwas dicker und breiter als die bereits erhältliche Version. Allerdings ist das eine Täuschung, effektiv haben beide dieselben Masse, aber ein etwas anderes Design. Mir gefällt die neue und günstigere Version trotzdem. Allerdings ist der Gen2 Air nur in Silber und Gold erhältlich, der normale Gen2 zusätzlich noch in Schwarz und Roségold.
Mein silberner Testring hatte nach drei Wochen am Finger einige Kratzer an der Unterseite – dort, wo ich mit dem Ring ab und zu auf harte Gegenstände treffe, wenn ich sie in der Hand halte. Mich stört ein wenig Patina nicht, aber da sind die Geschmäcker unterschiedlich.

Dass ich so viele Spuren sehe wie nie zuvor bei einem Ring, hängt mit der hellen Farbe sowie dem verwendeten Material zusammen: Der Air besteht aus Edelstahl, der normale Gen2 aus einer stabileren Titanlegierung.
Unterschiede bei Akku und Features
In zwei Bereichen finde ich Unterschiede zwischen den zwei Ringen. Beim Air muss ich auf die Erkennung von Apnoe verzichten. Atemaussetzer in der Nacht kann nur der teurere Gen2 messen. Sonst sind Funktionen und App aber identisch.
Im Test musste ich beim Gen 2 Air alle zehn Tage den Akku laden. Das ist ein ausgezeichneter Wert und besser als bei vielen Konkurrenzprodukten. Der Samsung Galaxy Ring hält beispielsweise nur sieben bis acht Tage durch, der Oura 4 etwa siebeneinhalb Tage.
Interessant ist, dass die Akkulaufzeit des Air im Test etwas besser ist als beim normalen RingConn Gen 2 – obwohl dieser auf dem Papier zwei Tage länger halten sollte.
Mit dem Fehlen der Apnoe-Messung kann ich gut leben, denn die Akkulaufzeit ist überdurchschnittlich gut. Was mir im Alltag wirklich gefehlt hat, ist das Ladecase. Die Air-Version wird nur mit einer Ladestation geliefert, die du an den Strom hängen musst. Der teurere Gen2 kommt mit einem Case mit Akku, das den Ring mehrmals aufladen kann und zur Aufbewahrung dient, falls du den Ring mal nicht trägst.

App ausgebaut ohne Abo-Zwang
Der grosse Trumpf von RingConn: Du musst nur den Ring kaufen und für die Software kein zusätzliches Abo abschliessen. Beim Test der ersten Generation vor einem Jahr war dafür das Tracking weniger ausgefeilt als bei der Konkurrenz. Das hat sich Schritt für Schritt geändert.
Denn der Hersteller baut die Funktionalität laufend weiter aus – ganz ohne Abo-Zwang. Was gleich geblieben ist: Das Synchronisieren zwischen App und Ring dauert relativ lange, was mich nicht stört, da ich mir die Daten zwei- oder dreimal pro Tag anschaue.
Das zentrale Element in der App ist ein Kleeblatt-Symbol aus vier Werten: Schlaf, Entspannungsstatus, Status der Vitalwerte und Aktivität. Die vier Bereiche füllen sich im Laufe des Tages und sollten möglichst ausgeglichen sein. Zu jedem dieser Bereiche kann ich mit einem Klick Details abrufen.

Und es ist schon erstaunlich, was das Tracking alles erkennt. Ich fühle mich beispielsweise einige Tage nicht fit, bin ungeduldig und es läuft nicht so, wie ich das möchte. Schnell zeigt sich das im Entspannungsstatus – beispielsweise mit einem hohen durchschnittlichen Stresslevel. Ich bekomme vom Ring eine Pushmeldung, dass er erhebliche Schwankungen der Vitalfunktionen festgestellt hat.

Was bringt mir das? Der Ring hat nur das festgestellt, was ich selbst schon weiss. Das ist richtig – aber das Tracking motiviert mich, das genauer anzuschauen. Und ich sehe dank der Daten, wo ich ansetzen kann: Einerseits habe ich zu wenig geschlafen – und das auch noch schlecht. Andererseits konnte ich mich während des Tages nie entspannen. Beides kann ich ändern – und nach zwei Tagen fühle ich mich wieder fit.
KI-Bot ergänzt bald die schnörkellose App
Nach wie vor ist die RingConn-App schlicht gestaltet und verzichtet auf Schnickschnack. Das ist optisch nicht besonders ansprechend, aber dafür sehr übersichtlich. Das spezifische Sportracking ist auf die vier Bereiche Laufen indoor und outdoor, Radfahren und Wandern beschränkt.
Aktuell entwickelt der Hersteller den KI-Chatbot weiter. Bisher kann ich nur vorgegebene Fragen stellen und bekomme kurze, knappe Antworten zurück. In Zukunft soll ich beliebigen Text eintippen können und ausführlichere Antworten erhalten. In der Testversion habe ich mir beispielsweise eine detaillierte Schlafanalyse erstellen lassen.
Ich erfahre, dass ich etwas zu wenig schlafe und vor allem keinen regelmässigen Rhythmus habe – meine Einschlafzeiten variieren stark. Der Tiefschlaf und die REM-Phasen dagegen sind gut. Ich frage nun die KI, was ich zuerst verbessern soll: Dauer oder Regelmässigkeit. Die Antwort ist klar und ausführlich begründet. Ich solle in der Zeit von 22.30 bis 23.30 Uhr einschlafen, «um die Schlafarchitektur zu stabilisieren». Die App gibt mir den Tipp, dass langes Ausschlafen am Weekend zur Kompensation insgesamt nicht viel bringt.
Der momentan erst für ausgewählte Tester verfügbare KI-Assistent ist gut gemacht und eine sinnvolle Ergänzung zur bisherigen App. Ich kann weiterhin selbst bestimmen, ob ich Tipps, Tricks und Analysen wünsche – oder ob mir die puren Daten genügen.
Wie immer beim Datenschutz musst du Vertrauen in den chinesischen Hersteller haben. RingConn verpflichtet sich zwar, Daten nur anonymisiert an das KI-Modell weiterzuleiten. Drittanbieter dürfen damit die KI zudem nicht trainieren. Trotzdem solltest du dir bewusst sein, dass die erfassten Daten mit dem Hersteller und mit dem KI-Anbieter geteilt werden.
In der App-Version 3.0 werden zudem das Zyklus-Tracking, die mehrtägige Auswertung und die Suchfunktion für verlorene Ringe verbessert.

Wie genau misst der Ring?
Diese Frage genau zu beantworten, ist für mich unmöglich. Im Test haben die Messungen plausibel gewirkt – die Schlafenszeiten zum Beispiel waren korrekt.

Was ich nachprüfen kann, ist die Schrittmessung. Dazu bin ich zweimal 1000 Schritte spazieren gegangen und habe mit einem Klicker manuell mitgezählt. Wie die anderen Ringe macht der RingConn Gen 2 Air eine gute Figur. Er liegt insgesamt rund 1,5 Prozent zu tief. Etwas genauer sind der RingConn Gen 2 und der Oura Ring 4, während der Samsung Galaxy Ring stärker schwankt. Immerhin: Beim Air weiss ich, dass er mir nicht zu viel Bewegung suggeriert, sondern auf Understatement setzt.
Willkommen in der Familie?!
Der RingConn Gen 2 Air entpuppt sich im Test nicht als ungeliebtes Adoptivkind, sondern als ideale Ergänzung für die Ring-Familie. Er ist etwas günstiger als die meisten anderen Finger-Tracker, die in den letzten Wochen und Monaten auf den Markt gekommen sind.
Rund 50 bis 100 Franken sparst du im Vergleich zum normalen Gen 2. Das lohnt sich, wenn dir die zwei Farben Silber oder Gold gefallen und du kein Apnoe-Tracking brauchst. Allerdings darfst du nicht allzu empfindlich gegenüber kleinen Kratzern und Macken sein.
So ist es mit dem Nachwuchs: Jedes Kind ist anders – manche etwas robuster, manche etwas liebesbedürftiger. Aber alle gehören zur Familie.
Fazit
Günstiger Ring, gut gemacht
Der RingConn Gen 2 Air ist nicht leichter und kleiner als die Konkurrenz, dafür günstiger. Trotzdem musst du auf keine wichtige Funktion verzichten. Die App fürs Tracking ist übersichtlich und bietet auf einen Blick alle wesentlichen Infos – aber ohne überladene Grafiken. Du kannst aber jederzeit auch einen Deep Dive in die Daten wagen.
Abstriche musst du bei der Auswahl machen. Den Ring gibt es nur in zwei Farben, zudem ist er nicht mit einer Titanlegierung versehen, sondern besteht aus dem etwas weniger robusten Edelstahl. Gespart hat der Hersteller auch beim Ladecase. Der Ring kommt mit einer normalen Ladestation.
Pro
- fairer Preis
- übersichtliche App ohne Schnickschnack
- laufende Weiterentwicklung
- lange Akkulaufzeit
Contra
- nur zwei Farben zur Auswahl
- nicht ganz so robust
- kein Ladecase



Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.