

Saubere Sache: Ich braue mir Flüssigseife selbst

Ich mache mir meine Flüssigseife selbst und zeige dir, wie das geht, was schief laufen kann und was ich beim nächsten Mal anders machen werde.
Langsam ist die Botschaft auch bei mir angekommen: Feste Seife flutscht wieder. Sie ist umweltfreundlicher, weil kein Wasser mittransportiert wird, vielseitig einsetzbar und praktisch ewig haltbar. Eigentlich spricht so ziemlich alles dafür, Flüssigseife gegen das harte Pendant auszutauschen.
Aber leider kriegen mich auch die überzeugendsten Argumente nicht dazu, meine Hände mit dem schleimigen Block zu waschen, dessen Ablagerungen im Seifenhalter vor sich hin kleben. Als Kind überkam mich dann immer eine Art obsessiver Wahn, der mir befahl, jeden dreckigen Seifenhalter zu putzen, der mir vor die Nase kam. Nur um ihn dann kurze Zeit später wieder verschmutzt anzufinden. Nö. Diese Zeiten sind vorbei.
Aber Selbstgemachtes ist zeitlos, und deshalb mache ich mir die Flüssigseife einfach selbst. Do it yourseif. Oder so.
Das brauche ich
Endlich habe ich einen Verwendungszweck für die «wohlriechenden» Brocken, die meinen Kleiderschrank beduften und mir aus unerklärlichen Gründen immer mal wieder geschenkt werden. Eine diskrete Andeutung? Ich hoffe nicht.
Für meinen ersten Versuch hält die Rosen-Seife her. Wenn ich an der Duftbombe schnüffle, riecht sie wie ein Besuch bei Grosstante Trudi samt nassen Backenküssen. Ausserdem könnte der florale Duft gut mit meinem neuen Lieblingsduft, dem Orangenöl, harmonieren.
Die fertige Flüssigseife kommt dann in einen Pumpspender vom Soeder Desinfektionsmittel, den ich während der Pandemie geschenkt bekommen habe. Seither steht er als pseudo-luxuriöses Statement in meinem Badezimmer.
Schritt 1: Raspeln
Ob gewürfelt oder gerieben: Zuerst muss die Seife in Kleinteile zerlegt werden. Ich gehe auf Nummer sicher und rasple den Block, nachdem ich ihn abwiege. Ungefähr 60 Gramm bringt er auf die Waage, also benötige ich zirka 600 Milliliter Wasser.

Schritt 2: Kochen und auflösen
Ich bringe das Wasser erst mal zum Kochen – dann darf es auf mittlerer Stufe vor sich hinblubbern, während ich nach und nach die geraspelte Seife einstreue und die Brühe ständig umrühre.

Schritt 3: Warten und rühren
Sobald sich die Seife im heissen Wasser vollständig aufgelöst hat, stelle ich den Topf zur Seite, warte und verrühre die Masse regelmässig. Zwölf Stunden mindestens, besser 24. Schon zwei Stunden später verdickt die Flüssigseife und zu einer harten, gummigen Masse. Also schütte ich noch etwas Wasser dazu und rühre kräftig umher.

Schritt 4: Duft und Olivenöl hinzugeben und pürieren
Am nächsten Morgen hat die Seife wieder einen Grossteil des Wassers aufgenommen und ist deshalb nicht ganz so flüssig, wie ich sie gerne hätte. Also kippe ich wieder Wasser nach, bis mir die Konsistenz passt. Dann kommt der Feinschliff: Ein paar Tropfen vom ätherischen Orangenöl für den Duft und drei Esslöffel Olivenöl für die natürliche Hautpflege mische ich ebenfalls unter die Seife.

Um die Klumpen aufzulösen, muss ich mit dem Pürierstab an die Sache ran. Die tiefste Stufe, damit sich kein Schaum bildet, hat bei mir übrigens nur so mittel funktioniert. Aber halb so wild. Weil ich ständig nachgegossen habe, schwimmt jetzt sowieso mehr Seife im Topf, als ich je brauchen werde.
Schritt 5: Abfüllen und Hände waschen
Was in den recycelten Pumpspender passt, fülle ich mit einem Trichter ein. Der Rest landet leider im Ausguss. Nicht ganz die Zero-Waste-Erfolgsgeschichte, die ich mir erhofft hatte.

Beim ersten Händewaschen bin ich dann aber positiv überrascht: Die Seife fühlt sich auf meiner Haut geschmeidig und weich an, ähnlich wie Bodylotion. Nachdem sie aber abgespült ist, ist das Gefühl in meinen Händen weniger zart, als ich es kenne. Wahrscheinlich liegt das daran, dass ich mich an die Zusatzstoffe in der Flüssigseife gewöhnt habe.
Das Flüssigseifen-Wunder? Mein Resümee
Es funktioniert. Feste Seife lässt sich wirklich in flüssige verwandeln. Wenn der Ausgangsduft stimmt, könnte das sogar richtig Spass machen. Bei mir war der Rosengeruch leider hartnäckiger als erhofft. Selbst das Orangenöl hat ihn nicht ganz in die Schranken gewiesen.

Neue Rezept, neues Glück
Dass ich am Ende so viel Wasser nachgiessen musste, liegt vermutlich an der Seifenart. Laut diesem Rezept kann die benötigte Wassermenge je nach Seifenart stark variieren.
Deshalb starte ich beim nächsten Mal mit weniger Seife. Erstens, weil die Dosierung ein bisschen Lotterie ist und zweitens, weil sich die Flüssigseife ohne Konservierungsmittel nicht ewig hält. Zwei bis vier Wochen – danach besteht wegen des Wassers das Risiko, dass sich der Schimmel im Pumpspender austobt.
Ausserdem werde ich Seifen verwenden, die entweder neutral duften oder von Anfang an angenehm riechen. Zusätzlich kommt noch ein wenig Glycerin in die Mischung. Das soll Feuchtigkeit spenden und die Haut vor dem Austrocknen schützen.
Und die restlichen Seifenstücke? Die dürfen weiterhin den Kleiderschrank beduften. Da machen sie ihren Job immerhin ganz ordentlich.
Du willst wissen, wofür du die Kernseife sonst noch verwenden kannst? Michael Restin liefert in seinem Beitrag einige Vorschläge dazu.


Die Wände kurz vor der Wohnungsübergabe streichen? Kimchi selber machen? Einen kaputten Raclette-Ofen löten? Geht nicht – gibts nicht. Also manchmal schon. Aber ich probiere es auf jeden Fall aus.