Deine Daten. Deine Wahl.

Wenn du nur das Nötigste wählst, erfassen wir mit Cookies und ähnlichen Technologien Informationen zu deinem Gerät und deinem Nutzungsverhalten auf unserer Website. Diese brauchen wir, um dir bspw. ein sicheres Login und Basisfunktionen wie den Warenkorb zu ermöglichen.

Wenn du allem zustimmst, können wir diese Daten darüber hinaus nutzen, um dir personalisierte Angebote zu zeigen, unsere Webseite zu verbessern und gezielte Werbung auf unseren und anderen Webseiten oder Apps anzuzeigen. Dazu können bestimmte Daten auch an Dritte und Werbepartner weitergegeben werden.

Produkttest

Sonys X95L im Test: Mit Mini LED und Bravia Core gegen OLED

Luca Fontana
26-9-2023

Sony will mit seinem Mini-LED-Fernseher den LCD-Markt aufmischen – so wie Samsung es vergangenes Jahr mit Neo QLED tat. Aber eigentlich ist es Sonys «Bravia Core», ein neuartiger Streamingdienst, was wahre Begeisterung bei mir auslöst.

Full Disclosure: Der Fernseher, die 65-Zoll-Version des X95L, wurde mir von Sony zum Testen zur Verfügung gestellt.


Um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen, werde ich Sonys X95L in diesem Review vor allem Samsungs Neo QLED QN95B gegenüberstellen – Samsungs letztjährigen Mini-LED-Fernseher. Den habe ich hier getestet. Kurz: Ich war begeistert. Die Messlatte, die Sonys X95L in diesem ausführlichen Test zu überspringen hat, ist also hoch.

Gehen wir’s an.

Design: Das clevere Standfuss-System überzeugt

Da steht er wacker auf seinen zwei schwarzen, metallenen Entenfüsschen. Eigentlich nicht mein Stil; der Industrial-Look Sonys hat mir noch nie besonders gut gefallen. Aber praktisch ist er. Erstens, weil die Füsse nicht mittig platziert sind, wie bei den meisten Konkurrenten. Zweitens, weil so eine 8,5 Zentimeter hohe Lücke zwischen Panel und TV-Möbel entsteht. Das lässt genug Platz für die meisten grossen Soundbars, ohne dass sie ins Bild ragen.

Unschön wäre diese Lücke nur, wenn du keine Soundbar hast. Sony hat aber auch daran gedacht. Die beiden Entenfüsschen lassen sich nämlich auch so an den Panel anbringen, dass die Lücke «geschlossen» ist. Die Füsschen schauen dann kaum sichtbar nach vorne und hinten raus, während das Panel direkt auf dem Möbel sitzt.

Sehr clever. Und nice. Hätte ich keine Soundbar, wäre diese Montage eindeutig meine Wahl. Etwa so wie hier im digitec-Shop in Zürich.

Ansonsten bleibt Sony dem treu, was sich die meisten anderen Hersteller unter einem Fernseher vorstellen. Modern. Schlank. Schmale Ränder. Nichts Aussergewöhnliches – und das ist gut so. Fernseher sollen Fernseher sein, finde ich.

Seitlich betrachtet ist Sonys X95L mit seinen 6 Zentimetern ordentlich dick. Das liegt an der zusätzlichen LED-Schicht, die die LCD-Pixel im Panel zum Strahlen bringen. Eben: Mini LEDs.

Zu den Specs. Sonys X95L bietet Folgendes:

Noch ein Wort zum Gewicht. Der Fernseher ist ohne Standfuss 32,2 Kilogramm schwer. Falls du den Fernseher an die Wand montieren willst, benötigst du deshalb eine VESA-300×300mm-Halterung. Die findest du bei uns hier im Shop. Mit den beiden Standfüsschen ist der Fernseher 33,7 Kilogramm schwer.

Messungen: Gute, aber keine Spitzenwerte für Sonys X95L

Was jetzt kommt, geht tief in die Materie. Falls dich Tabellen und Diagramme nicht interessieren, kannst du das alles überspringen und direkt zum Kapitel «Das Bild: Mini-LED-würdiges Material mit gewohnt starkem Prozessor» scrollen. Ab dort kommen meine subjektiven Eindrücke mit ganz viel Videomaterial.

Die besten Werte erzielte dabei der «Kino»-Modus. Da aber fast alle Streamingdienste bei HDR-Inhalten automatisch auf «Dolby Vision» schalten, beziehen sich die unten aufgeführten Messungen auf den «Dolby Vision Hell»-Modus des Fernsehers.

Die maximale Helligkeit

Quelle: UHD-Blu-Ray, «Westworld», Staffel 2, Episode 2. Timestamp: 00:11:50.

So, schauen wir uns jetzt die Helligkeit des X95L an. In der Grafik vergleiche ich direkt mit Samsungs QN95B, der Mini-LED-Konkurrenz, und LGs G3, meiner Meinung nach der aktuell beste und meinen Messungen zufolge hellste OLED-Fernseher der Welt. Bei der Darstellung der Messung gibt es zwei Achsen: Die Vertikale steht für Helligkeit, die Horizontale für den Ausschnitt, in dem die Helligkeit gemessen wird.

Nanu? Bei Sonys X95L passiert etwas, das ich bei meinen Messungen noch nie zuvor gesehen habe:

Nit ist die englische Masseinheit für Candela pro Quadratmeter (cd/m²), also der Leuchtdichte beziehungsweise Helligkeit. 100 Nit entsprechen etwa der Helligkeit des Vollmondes am Nachthimmel. Grafik: Luca Fontana / Flourish.

Der X95L punktet weder bei der Helligkeit noch beim Schwarzwert mit Spitzenwerten. Spoiler: Genau das wird sich auf späteren Messungen auswirken.

Ziemlich ordentlich zeigt sich Sonys X95L dafür bei der Helligkeit im 100-Prozent-Fenster – also einem Bildausschnitt so gross wie das gesamte Display. Dort kommt der X95L auf 648 Nit. Das ist fast gleich hell wie Samsungs QN95B. LGs G3 kommt hingegen «nur» auf 250 Nit, was dennoch ein sehr guter Wert für OLED-Fernseher ist.

Dazu kommen wir noch.

Der Weissabgleich

Um die Genauigkeit des Weissabgleichs zu messen, benötige ich zwei Tabellen:

  1. Graustufen Delta E (dE)
  2. RGB-Balance

Das Graustufen dE zeigt, wie stark die vom Fernseher erzeugten Graustufen vom Referenzwert abweichen. Die RGB-Balance zeigt an, in welche Richtung die vom Fernseher erzeugten Graustufen vom Referenzwert abweichen. Warum ist das wichtig? Schauen wir uns das am konkreten X95L-Beispiel an:

Würdest du den Fernseher direkt neben einen Referenzmonitor stellen, bedeutete das:

  • Wert ist 5 oder höher: Die meisten Menschen erkennen den Unterschied zum Referenzmonitor.
  • Wert zwischen 3 und 5: Nur Expertinnen und Enthusiasten erkennen den Unterschied.
  • Wert zwischen 1 und 3: Nur Expertinnen erkennen den Unterschied, die Enthusiasten nicht.
  • Wert unterhalb von 1: Selbst Expertinnen erkennen keinen Unterschied.

Der Color Gamut

Weiter geht’s mit der Messung des Color Gamuts, der Abdeckung der gängigsten Farbräume. Diese sind:

  • Rec. 709: 16,7 Millionen Farben, Standard-Farbraum für SDR-Inhalte wie Live-TV und Blu-Rays
  • DCI-P3 uv: 1,07 Milliarden Farben, Standard-Farbraum für HDR-Inhalte, von HDR10 bis Dolby Vision
  • Rec. 2020 / BT.2020 uv: 69 Milliarden Farben, wird in der Film- und Serien-Industrie noch kaum genutzt

Der grosse «Farbklecks», inklusive der abgedunkelten Bereiche, zeigt die ganze, vom menschlichen Auge erfassbare Farbpalette. Der aufgehellte Bereich links zeigt den Farbraum BT.2020. Rechts dasselbe, einfach der kleinere DCI-P3-Farbraum. Die weissen Kästchen zeigen die eigentlichen Grenzen der jeweiligen Farbräume. Die schwarzen Kreise hingegen die beim Messen tatsächlich gemessenen Grenzen.

Folgende Farbraumabdeckungen hat die Messung ergeben:

  • Rec. 709: 100% (gut = 100%)
  • DCI-P3 uv: 89,35% (gut = >90%)
  • Rec. 2020 / BT.2020 uv: 63,48% (gut = >90%)

Weisst du noch, was ich oben über den Zusammenhang zwischen Spitzenhelligkeit und Farbraumabdeckung gesagt habe? Genau das wird hier sichtbar: Der X95L kommt beim wichtigen Farbraum DCI-P3 nur auf 89,35 Prozent Abdeckung. Samsungs QN95B erreichte im gleichen Test 92,49 Prozent Abdeckung – und damit mehr als die angepeilten 90 Prozent, die ein guter Fernseher haben sollte.

Zum Vergleich: Sonys und Samsungs QD-OLED-Fernseher sowie LGs OLED-Fernseher kommen in diesem Test allesamt auf um die 99 Prozent Abdeckung.

Zum BT.2020-Farbraum. Den deckt Sonys X95L mit «nur» 68,48 Prozent ab. Zugegeben, aktuell erreichen nur Sonys und Samsungs QD-OLED-Fernseher einen Wert von etwas über 90 Prozent. Genau deswegen wird der BT.2020-Farbraum von der Industrie noch kaum genutzt (siehe Infobox oben). Aber selbst Samsungs Mini-LED-Fernseher kommt auf immerhin 71,27 Prozent Abdeckung. Ich finde, da hätte für Sonys Mini-LED-Fernseher mehr drin gelegen.

Der Color Error

Zum Color Error. Zu deutsch: der Farbtreue. Sie beschreibt, wie akkurat Farben dargestellt werden. Wie schon oben bei den Graustufen wird die Abweichung vom Fernseher zum Referenzwert als dE bezeichnet. Die weissen Kästchen zeigen die vom Testbildgenerator an den Fernseher gesendeten Referenzfarben an. Die schwarzen Kreise hingegen die tatsächlich gemessenen Farben. Auch hier gilt: dE-Werte unterhalb von 5 sind für nicht-kalibrierte Fernseher gut.

Auch hier werde ich etwas enttäuscht – wenngleich auf hohem Niveau. Die Messungen zeigen im «Dolby Vision Hell»-Modus nämlich eine von Haus aus gute Farbtreue. Aber eine, die bei insgesamt 40 Messwerten «nur» ein durchschnittliches dE von 5,79 erreicht. Das ist zwar nur marginal über dem angepeilten Wert von 5. Aber eben: darüber. Darum das Meckern auf hohem Niveau. Samsungs QN95B kam in diesem Test auf sehr solide 2,97.

Spiegelungen

Per se messbar sind Spiegelungen auf dem Bildschirm nicht. Einige von euch haben mir aber geschrieben und sich gewünscht, dass ich trotzdem in meinen Tests darauf eingehe. Gute Idee. Zum Testen stelle ich eine ganz normale Situation im Wohnzimmer nach: zuerst ein Foto abends. Hinter mir der Backofen, neben dem Fernseher die Stehlampe. Das Licht der Stehlampe wird von der Scheibe des Ofens hinter mir reflektiert und zurück auf den Fernseher geworfen.

Und hier das Ergebnis:

Beim Testen von Samsungs Mini-LED-Fernseher hatte ich den Spiegelung-Test noch nicht. Deshalb siehst du hier den Vergleich mit LGs G3, das sichtbar besser mit Reflexionen auskommt. Viel besser. Auch hier enttäuscht mich der X95L.

Viel eklatanter sind aber die Spiegelungen tagsüber, ohne geschlossene Gardinen, Jalousien oder Rollläden, wenn dann auch noch seitlich Licht aufs Panel kommt. Schau:

Zum Glück strahlt Sonys X95L LCD-typisch hell. So, dass die nervigen Spiegelungen tagsüber selten auffallen. Zumindest nicht in hellen Szenen. Bei dunklen Szenen hingegen waren die Reflexionen ab und an nervig.

Zwischenfazit nach der Messung

Die Messungen sprechen eine klare Sprache: Sonys X95L ist sicher kein schlechter Mini-LED-Fernseher. Aber Spitzenwerte erreicht er nicht: Die mässige Spitzenhelligkeit wirkt sich leider sichtbar negativ auf die Farbraumabdeckung aus. Die Farbtreue ist zwar gut, aber nicht herausragend. Und mit den Spiegelungen habe ich vor allem tagsüber, bei dunklen Szenen, immer wieder zu kämpfen. Mal sehen, was der Praxis-Test dazu meint.

Das Bild: Mini-LED-würdiges Material mit gewohnt starkem Prozessor

Die Theorie hat gesprochen. Aber wie sieht’s in der Praxis aus? Nochmals zur Erinnerung: Um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen, werde ich Sonys X95L in diesem Review vor allem Samsungs Neo QLED QN95B gegenüberstellen, Samsungs Mini-LED-Fernseher aus dem vergangenen Jahr.

Farbwiedergabe

Quelle: Disney+, «Guardians of the Galaxy, Vol. 2». Timestamp: 00:56:47.

Schalten wir ein paar Gänge zurück. Ich will sehen, wie die Farben ausserhalb computergenerierter Welten aussehen. Etwa bei «James Bond – Skyfall», als James und der junge Quartiermeister Q in einem Kunstmuseum das Bild eines stolzen, alten Schlachtschiffs betrachten, das schmachvoll auf den Schrott geschleppt wird. Natürlich eine Anspielung auf den alternden Geheimagenten.

Hier überzeugt mich Sonys Bild mehr. Achte vor allem auf die natürlichen Hauttöne. Bei Samsung schleicht sich ein leichter Rotstich ins Bild. Das bemängelte ich damals schon im Neo-QLED-Review. Ansonsten aber bewegen sich beide TVs auf einem sehr hohen Niveau.

Quelle: Apple TV+, «James Bond – Skyfall». Timestamp: 00:39:02.

Black Crush und Shadow Details

Wie schlägt sich der neueste Sony-Mini-LED bei dunklen Szenen? Für diesen Test kommt die erste Szene aus «Blade Runner 2049» zum Zug. Vorerst noch dies: Offenbar strahlte Sonys X95L besonders hell beim orangen Hintergrund. Anders kann ich es mir nicht erklären, wieso meine Kamera, bei der ich die Blende stets fixiere, damit das Testvideo danach nicht flackert, an dieser Stelle ein so überstrahltes Bild liefert. Ignoriere beim Sony-Fernseher darum diese Sekunden.

Quelle: UHD-Blu-Ray, «Blade Runner 2049». Timestamp: 00:04:50.

Helligkeitsabstufungen

Ein letzter Bildtest: Helligkeitsabstufungen. Ich will sehen, wie gut Sonys X95L gerade helle Bildbereiche darstellt. Auch hier fällt mir wieder auf, dass Sony in hellen Bildbereichen offenbar mehr Volldampf auf die LEDs gibt als Samsung. Achte dich auf die Sonne am Himmel, die beim japanischen Fernseher kaum zu sehen ist und auch die Wolken drumherum «verschluckt». Auf mich wirkt es, als ob Samsung vor allem in Punkto Helligkeit seine LEDs ausgewogener ansteuert.

Quelle: UHD-Blu-Ray, «Jurassic World». Timestamp: 00:21:18. Randnotiz: Das kurze Ruckeln im Samsung-S95B-Video kommt von meiner überhitzenden Kamera, die am Ende eines langen, heissen Sommertages genug vom Filmen hatte.

Prozessor: Auf gewohnt starkem Niveau

Der Prozessor ist das Gehirn des Fernsehers. Seine Hauptaufgabe besteht darin, Bildsignale zu empfangen, zu verarbeiten und darzustellen. Verarbeiten heisst, dass der Prozessor schlechte Bildqualität erkennt und sie aufwertet. Dies, indem er zum Beispiel Rauschen entfernt, Farben verstärkt, Kanten glättet, Bewegungen flüssiger macht und allfällige fehlende Pixel-Informationen dazurechnet.

Motion Processing und Judder

Zum Start mache ich es dem Prozessor gleich richtig schwer. Konkret: Judder, ein Phänomen, das alle TVs haben. Besonders bei langen Kameraschwenks. Sam Mendes’ «1917» ist voller solcher gleichmässigen, langsam fliessenden Kamerabewegungen und damit perfekt für den Judder-Test. Achte beim Vergleich mit anderen Herstellern vor allem darauf, ob die vertikalen Balken in der Scheune flüssig durchs Bild laufen oder ins Stottern kommen.

Quelle: UHD-Blu-Ray, «1917». Timestamp: 00:42:25.

Nächste Szene aus «1917». Auch hier sorgt Mendes’ Kameraarbeit für eine immense Herausforderung für die meisten Prozessoren. Gerade bei harten Kanten vor verschwommenem Hintergrund, etwa um die Helme der beiden Soldaten herum, wenn im Hintergrund Geäst und Gestrüpp daran vorbeizieht. Dort müssen sowohl der Prozessor als auch die Pixel unheimlich schnell reagieren.

Quelle: UHD-Blu-Ray, «1917». Timestamp: 00:35:36.

In dieser Disziplin wiederum gibt sich Sonys Prozessor keine Blösse. Nur das Judder ist – wie immer – ein wenig sichtbar, solange du den direkten Vergleich hast.

Reaktionszeit der Pixel

Als Nächstes das Apple Original «For All Mankind». Ich will sehen, wie lange ein einzelnes Pixel braucht, um seine Farbe zu wechseln. Passiert das nicht schnell genug, sieht’s für dich so aus, als ob das Bild Schlieren ziehen würde – der Effekt wird «Ghosting» genannt. Achte beim Kameraschwenk über die Mondoberfläche auf den unten links eingeblendeten Text.

Quelle: Apple TV+, «For All Mankind», Staffel 1, Episode 5. Timestamp: 00:00:10.

Upscaling

Jetzt zu einem der schwierigsten Tests: das Upscaling. Ich will sehen, wie gut der Prozessor qualitativ weniger hochwertige Quellen hochskaliert. Blu-rays oder das gute alte Live-Fernsehen zum Beispiel. Oder «The Walking Dead». Die Serie ist bewusst auf 16mm-Film aufgenommen worden, um mit einer altmodischen Körnung samt Bildrauschen das Gefühl einer kaputten, postapokalyptischen Welt zu erzeugen.

Quelle: Netflix, «The Walking Dead», Staffel 7, Episode 1. Timestamp: 00:02:30.

Gaming: Input Lag und Game Mode

Beim Messen der Farbkorrektheit im «Game Mode» komme ich auf ein durchschnittliches Delta E von sehr guten 3,01 (lies oben bei «Color Error» nach, falls dich das Thema im Detail interessiert). Das ist zwar kein Referenzbild-Niveau. Aber einer der besten Werte, die ich im «Game Mode» bei einem Fernseher je gemessen habe.

  • 4x HDMI-2.1-Anschlüsse (4K120Hz)
  • Auto Low Latency Mode (ALLM)
  • Variable Bildraten (HDMI Forum VRR)

Dazu ist Sony – genau wie Samsung, LG, Philips, TCL und Panasonic – eine Partnerschaft mit grossen Spielestudios eingegangen. Das Ergebnis: HGiG – HDR Gaming Interest Group. Damit soll laut Hersteller sichergestellt sein, dass HDR so angezeigt wird, wie es die Spieleentwickler vorgesehen haben. Etwa beim Zocken von «Spider-Man: Miles Morales» auf meiner Playstation 5.

Quelle: PS5, «Spider-Man: Miles Morales», 120Hz-Modus, VRR und Ray Tracing aktiviert.

Was Sony da zaubert, ist ein Bild mit absolut akkuraten Farben. Dazu stelle ich fest, dass Schwarz auch wirklich schwarz ist, die Kanten scharf aussehen und das Bild selbst bei schnellen und ruckeligen Kameraschwenks nicht verschwimmt. Achte etwa auf Miles’ dunkle Silhouette im Gegenlicht, die detaillierten Texturen des verschneiten New York oder die gut sichtbaren Details in den Wolken während der Kampfszenen. So sieht ein guter «Game Mode» aus.

Schade nur, fühlt er sich nicht immer genauso gut an. Etwa beim Spielen von «FIFA23», als mir so manches Dribbling oder perfekt getimte Schüsse misslangen, weil meine Eingaben nicht so schnell vom Fernseher verarbeitet und dargestellt wurden, wie ich es mir von anderen Fernsehern gewohnt bin. LGs G3 etwa hat einen Input-Lag von nur 10,1 Millisekunden.

Smart OS: Google TV

Quelle: Sony Google TV

Kleines Schmankerl: Sony selbst hat noch eine Art Kunst-Modus hinzugefügt. Statt den Fernseher auszuschalten, kannst du dir dort ein paar schöne Bilder mit Datum und Uhrzeit anzeigen lassen. Das soll bei niedriger Energie und Helligkeit das rechteckige, schwarze Loch im Wohnzimmer ersetzen, das ein ausgeschalteter Fernseher ansonsten ist.

Bonus-Runde: BRAVIA Core ist der Wahnsinn!

80 Megabits pro Sekunde!

Als Beispiel zeige ich dir einen Vergleich zwischen «Blade Runner 2049» via Bravia Core und «Blade Runner 2049» via meiner UHD-Bluray.

Die IMAX-Enhanced-Version gewinnt für mich. Schwarz wirkt sogar noch satter als auf der UHD-Blu-ray, die Farben dadurch einen Zacken kräftiger, ohne künstlich zu knallen. Störende Artefakte, Bildrauschen in dunklen Szenen und unschöne Schlieren finde ich weder auf der UHD-Blu-ray – das habe ich erwartet –, noch in der gestreamten Version.

Der Kauf via Credits und die Bravia-Bibliothek sehen so aus:

Was jetzt noch fehlt, damit Bravia Core zum ultimativen Streamingdienst wird, sind vor allem Inhalte anderer Filmstudios. Die Herausforderung liegt aber in der Technologie: Damit Pure Stream funktioniert, müssen die Inhalte auf speziellen Sony-Servern abgelegt werden. Das sei technisch und aus Lizenz-Gründen ein riesiges Kuddelmuddel, das sich mit anderen Studios nur schwer auflösen lässt, so die Sony-Verantwortlichen. Aber man arbeite daran.

Fazit: Nicht die Spitzenposition im Mini-LED-Game – aber nahe dran

Anfangs habe ich geschrieben, dass ich Sonys Spitzen-Mini-LED vor allem mit Samsungs letztjährigen Mini-LED-Fernseher vergleichen will. Das Ergebnis: Sieg für Samsung. Sonys X95L fällt vor allem in Punkto Helligkeit und Farbtreue zurück. Bei ersterem sogar überraschend deutlich. Sogar LGs G3-OLED-Fernseher schafft eine bessere Spitzenhelligkeit – technologiebedingt ein rechter Haken von LG, der bei Sony gesessen haben muss.

Ausserhalb des direkten Vergleichs zeigt Sony aber, warum der japanische Hersteller nach wie vor zu den besten TV-Herstellern gehört. Das Bild hat eine tolle Farbwiedergabe, wirkt stets natürlich und wird von einem gewohnt hervorragenden, wenn auch für meinen Geschmack zu sehr zurückhaltenden Sony-Prozessor unterstützt. Und auch im Tandem mit einer Sony Playstation 5 gibt sich der X95L keine Blösse.

Dazu kommt das Ass im Ärmel, das andere Hersteller nicht haben: Bravia Core. Damit sehen selbst Filme, die ich zuvor im UHD-Bluray-Vergleich als weniger berauschend als bei der Konkurrenz empfunden habe, wie komplett neue Masterings aus. Das liegt an Pure Stream und den IMAX-Enhanced-Metadaten. Ein Gamechanger in der Streaming-Welt. Wenn es Sony doch bloss gelänge, auch andere Filmstudios miteinzubinden…

Titelfoto: Luca Fontana

21 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


Produkttest

Unsere Expertinnen und Experten testen Produkte und deren Anwendungen. Unabhängig und neutral.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Produkttest

    Samsung QN900D im Test: Überzeugt die 8K-KI?

    von Luca Fontana

  • Produkttest

    Sony Bravia 9: Leuchtstarker Mini-LED-TV fordert OLED heraus

    von Luca Fontana

  • Produkttest

    OLED für Anspruchsvolle? Was Panasonics Z85A wirklich draufhat

    von Luca Fontana