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Hintergrund

Süchtig nach Aromat: Wie mich ein Besuch bei Knorr rückfällig machte

Darina Schweizer
15-11-2023
Bilder: Christian Walker

Knorr-Klassiker wie Aromat gelten häufig als ungesund. Ist da was dran? Oder wird die Tütensuppe gar nicht so heiss gegessen, wie sie gekocht wird? Ich habe bei Knorr reingeschmeckt – mit ernsten Folgen.

Im Märchenschloss meiner Kindheitsträume tanzen keine Prinzessinnen. Es fliegen auch keine Fabelwesen herum. Und es gibt keine Hexen, die geheimnisvolle Zaubertränke brauen. Nein, in meinem Traumschloss entsteht das Volksgewürz der Schweizerinnen und Schweizer: Aromat. Wobei … um einige Ingredienzen in der Produktionsstätte von Knorr in Thayngen SH ranken sich durchaus Mythen. Diese möchte ich enthüllen.

Der Schlossherr Werksleiter der Unilever Schweiz GmbH, Daniel Lötscher, begrüsst mich an der Eingangspforte. Er überragt mich um mehr als einen Kopf. Und ihn wiederum überragt das sechsstöckige Produktionsgebäude. Dort starten wir.

Fett und Glutamat, sonst bleibt’s fad

Langsam nähern wir uns einem riesigen Metallbehälter mit 800 Kilogramm Fassungsvermögen. Durch ein kleines Fenster blicke ich ins Innere. Abertausende Aromat-Körnchen tanzen vor meinen Augen. «Wir wirbeln die Bestandteile mit heisser Luft auf. So verklumpen sie nicht», erklärt Lötscher.

Trotzdem berichten immer wieder Personen von Unverträglichkeiten. Bei einigen scheint es zum Beispiel Kopfschmerzen auszulösen. Ausserdem soll es das natürliche Geschmacksempfinden stören. So, dass man Naturprodukte fader wahrnimmt. Für alle, die auf Glutamat verzichten wollen, stellt Knorr deshalb Aromat mit Hefeextrakt her.

Wenn das nur meine Mutter gewusst hätte…

Kindheit ohne gelbe Würze

Das Gelbe vom Aromat

Letzte Station: das grosse Abfüllen

Als nächstes zeigt der Werksleiter, wie eine Maschine die Packungen faltet, füllt und verschweisst. Aktuell arbeitet Knorr daran, Suppenverpackungen vollkommen recyclebar zu machen. Doch ausgerechnet der Verkaufsschlager macht ihnen noch einen Strich durch die Rechnung: «Die Fideli mit Fleischstücken bohren sich durch die neue Packung, weil sie so spitz sind», so Lötscher schmunzelnd. Die geeignete Lösung muss also noch etwas «köcheln».

Von der Erbswurst zur Erfolgsstory

Garen mussten auch schon andere Ideen von Knorr. Als Carl Heinrich Knorr 1907 den Schweizer Standort in Thayngen eröffnete, stellte sich der Erfolg nicht sofort ein. Zwar hatte Knorr mit der Erbswurst 1889 die erste Erfindung in der Geburtsstätte in Heilbronn herausgebracht. Das war eine getrocknete und in Darmschläuche gepresste Mischung aus Erbsenmehl, Speck, Zwiebeln und Gewürzen. Mit etwas Wasser verwandelte man sie in eine sämige Suppe.

1953 folgte für Knorr – kurz vor Maggis Fondor-Würze – der zweite grosse Erfolg: Aromat. In einer neu entwickelten Streudose liess sich die Würze erstmals einfach dosieren. Und da Knorr Aromat als Tischgewürz auf der Plattmenage an Restaurants verschenkte, wurde der Aromat-Geschmack bald über die ganze Schweiz verstreut.

Der Siegeszug der gelben Streuwürze ist bis heute nicht abgeflaut. Im Gegenteil. Als Anfang diesen Jahres ein «Aromat-Engpass» eintraf, kochte laut Blue News die Volksseele. Ohne Aromat fehlt in den meisten Schweizer Küchen offensichtlich etwas.

Nicht nur eine Laien-Würze

Das überrascht mich. Ich dachte, Gastronomen benutzen weder Aromat noch Tütensuppe. Tschigg lacht und meint: «Doch, doch. Viele Köche verwenden die Produkte als Basis oder Komponente. Dieser verpassen sie dann noch ihre persönliche Note, zum Beispiel fügen sie der Currysuppe etwas Kokosmilch bei.»

Dasselbe hat er auch für mich gemacht: mit Aromat gekocht. Aus einer dampfenden Pfanne schöpft Tschigg Rahmspinat und setzt ein Onsen-Ei obendrauf. Dieses würzt er mit etwas Original-Aromat. Zusätzlich gibt es ein Knoblibrot mit frischem Knoblauch, kombiniert mit Knoblauch-Aromat (dem neusten Produkt). Als Hauptspeise folgen Spaghetti all’arrabbiata mit Hackbällchen, gewürzt mit Chili-Aromat (ebenfalls eines der neusten Produkte).

Das Onsen-Ei schmeckt köstlich: Eier und Aromat scheinen einfach seit jeher eine optimale Kombi zu sein. Das Knoblauch-Aromat hingegen spüre ich nicht heraus, der frische Knobli ist unschlagbar. Eine angenehme, leichte Schärfe hat jedoch das Chili-Aromat. Ganz nach meinem Geschmack.

Alles endet im Aromat-Exzess

Als ich in Thayngen wieder in den Zug steige, lasse ich mir die letzten Geschmacksatome auf der Zunge zergehen. Und ich beginne, meinen Aromat-Konsum zu überdenken. Vielleicht kann ich es ja ab und zu gezielt einsetzen. Ausserdem könnte ich die Tütensuppe hie und da als Komponente verwenden, zusammen mit frischem Gemüse. Ganz gemässigt, versteht sich.

Haha. Aromat und gemässigt. Der war gut.

So sitze ich am Abend auf dem Sofa, in der einen Hand eine frisch geöffnete Streuwürzdose, in der anderen ein Berg Aromat. «Läck, isch das geil», hauche ich durch meinen ausgetrockneten Gaumen. Gemässigt bin ich morgen wieder.

Was hältst du von Aromat und Tütensuppe? Welche Erinnerungen werden in dir wach? Verrate es mir in einem Kommentar.

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Ich liebe alles, was vier Beine oder Wurzeln hat – besonders meine Tierheimkatzen Jasper und Joy sowie meine Sukkulenten-Sammlung. Am liebsten pirsche ich auf Reportagen mit Polizeihunden und Katzencoiffeurinnen umher oder lasse in Gartenbrockis und Japangärten einfühlsame Geschichten gedeihen. 


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Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

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