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Stiftung Warentest: Diese Sextoys geben intime Daten an ChatGPT weiter
von Stephan Lamprecht

Die Erkenntnisse sind nicht neu, aber das Ausmass doch erschreckend. Laut einer neuen Analyse enthalten Schmuck sowie Spielzeug von Anbietern bei Temu und Shein sehr oft schädliche Stoffe, die in der EU verboten sind.
Nicht EU-konform heisst allerdings nicht automatisch gefährlich. Hierfür haben die Expertinnen und Experten den Warenberg, den sie bestellt haben, noch genauer untersucht. Ihre Erkenntnis: Etwa ein Viertel der Produkte ist «potenziell gefährlich».
Bei Schmuck fielen von 54 Halsketten fünf mit «besorgniserregend hoher Schadstoffdosis» durch. Die Tests hätten gezeigt, dass Cadmium und Nickel auf die Haut gelangen können. Bei einer Kette von Shein steckte das Schwermetall im Kettenanhänger in Form von Kirschen. Der Grenzwert wurde um das 8500-fache überschritten. Cadmium ist als krebserzeugend eingestuft und kann Knochen- und Nierenschäden verursachen.
Wer Spielzeug für die Kleinsten bei Temu bestellt, muss damit rechnen, dass sich Kleinteile von den Produkten lösen und verschluckt werden könnten. Bei Kinder unter drei Jahren besteht deshalb Erstickungsgefahr.
Einen weiteren Mängel fand die Stiftung Warentest bei Quietschebällen von Shein. Diese waren zu laut, bis zu 115 Dezibel. Maximal erlaubt wären 110 Dezibel. Was nicht nach viel klingt, ist es aufgrund der logarithmischen Dezibelskala doch. Zehn Dezibel mehr werden vom menschlichen Ohr als doppelt so laut empfunden.
Beanstandet wurde weiterhin eine Spielzeug-Tücherbox von Temu. Hier wurde den Textilien Formaldehyd zugesetzt – und zwar zu viel. Statt der zulässigen 30 Milligramm je Kilogramm Material waren es bis zu 164.
Die gravierendsten Mängel hatten USB-Netzteile. 52 von 54 der Ladestecker erfüllten die EU-Sicherheitsanforderungen nicht, haben also Mängel bei elektrischen Bauteilen und der Haltbarkeit. Konkret wurden zehn von 27 Netzteilen von Shein zu heiss – und zwar bis zu 88 Grad. Der EU-Grenzwert liegt bei 77 Grad. Für Kurzschlussgefahr sorgen zu geringe Abstände der Isolationen der verschiedenen Bauteile im Stecker.
Die Untersuchung der Stiftung Warentest zeigt, dass sich die beiden Plattformen offensichtlich weiterhin schwer damit tun, die Regeln des Digital Service Act (DSA) einzuhalten. Dieser gilt in der EU seit 2024 und verpflichtet Online-Plattformen unter anderem, gegen Produkte von Drittverkäufern vorzugehen, die nicht EU-konform sind.
Gegenüber Temu und Shein hat sich die Stiftung Warentest nach den anonymen Testkäufen zu erkennen gegeben und auf die Mängel hingewiesen. Wie schon bei ähnlichen Fällen in der Vergangenheit, reagierten die Plattformen und versprachen, die Produkte von den Plattformen zu entfernen.
In einigen Fällen haben die Testerinnen und Tester sich nicht geoutet und kritische Produkte als normale Kunden moniert. Die Antworten der Plattformen waren dann lediglich Floskeln mit Verweisen auf bestehende Service-Möglichkeiten wie Rückgaben oder Meldungen zu beschädigten Produkten.
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.
Vom neuen iPhone bis zur Auferstehung der Mode aus den 80er-Jahren. Die Redaktion ordnet ein.
Alle anzeigenDie deutsche Stiftung Warentest hat 162 Produkte bei Shein und Temu bestellt. Sie hat alle überprüft und dokumentiert, wie gut sie die Vorgaben zur Produktsicherheit einhalten. Für ganz Eilige hier das Ergebnis in aller Kürze: 110 der getesteten Produkte erfüllen die EU-Standards nicht, wie es in der entsprechenden Pressemitteilung heisst.

Dass auch das CE-Zeichen keine Sicherheit bietet, konnten die Prüferinnen und Prüfer in ihren Tests ebenfalls belegen. Zwar hätten die Hersteller alle bestellten Spielzeuge mit CE-Zeichen versehen. Manchmal aber stimmte die Platzierung nicht oder es fehlten Warnhinweise. In der EU ist das CE-Zeichen für bestimmte Produkte, vor allem auch elektrische, Pflicht. Es gibt aber keine externen Kontrollen und auch keine Nachweispflicht, die Hersteller bestätigen durch die Verwendung des Zeichens lediglich, dass sich ihre Produkte an die Vorschriften halten.