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Meinung

Wie «Indiana Jones und der Grosse Kreis» das Frauenbild des Franchises verbessert

Nach den fünf «Indiana Jones»-Filmen habe ich kompetente und interessante Frauen im Franchise abgeschrieben. «Indiana Jones und der Grosse Kreis» hat mich deswegen positiv überrascht. Die neue Begleiterin Gina Lombardi ist richtig cool.

Entsprechend tief waren in dieser Hinsicht meine Erwartungen an das neue Spiel der «Wolfenstein»-Entwickler Machine games. Der Auftritt der schlagfertigen Journalistin Gina Lombardi hat mich aber komplett begeistert. Um meine Freude über die gelungene Begleiterin zu erklären, muss ich zuerst über die Problematik der Frauen in «Indiana Jones» sprechen.

Die Frauen werden kaum als Individuen mit eigenen Fähigkeiten und Bedürfnissen gezeigt. Selbst kompetente Schurkinnen wie die sowjetische KGB-Agentin Irina Spalko aus «Das Königreich des Kristallschädels» sind keine ausgearbeiteten Charaktere. Irina handelt nicht in ihrem eigenen Interesse, sondern in dem ihrer Organisation. Wer die Frau mit dem Rapier wirklich ist, erfahre ich im Film nicht.

Als Marion ihn Jahre nach der Liebschaft in «Jäger des verlorenen Schatzes» damit konfrontiert, entgegnet er lediglich: «I did what I did. You don’t have to be happy about it», also «Ich habe getan, was ich getan habe. Du musst nicht glücklich darüber sein.» Was ist das bitte für eine Entschuldigung?

Indiana Jones schläft nicht nur mit Töchtern seiner Arbeitskollegen, sondern verwendet Frauen auch als menschlichen Schutzschild. In der Anfangsszene von «Der Tempel des Todes» hält er die Sängerin Willie, die später zu seiner Begleiterin und Liebschaft wird, schützend vor sich und bedroht sie mit einer Gabel im Rücken.

Beim Nachholen der «Indiana Jones»-Filme fand ich die Szenen rund um die Begleiterinnen schwierig zum Anschauen und hätte gut darauf verzichten können. Obwohl sie durchaus starke Momente bekommen, sind sie nur Beiwerk zum männerdominierten Abenteuer und keine ausgearbeiteten Individuen. Das stört mich vor allem, weil die männlichen Begleiter von Indy wie Henry Jones Senior und Mutt Williams im Gegensatz dazu deutlich komplexere Charaktere sind.

So ging es auch mir beim Schauen der Indy-Filme. Mein Hirn hat sich bei den «romantischen» Stellen ausgeschaltet, den Rest hat es mit Genuss konsumiert.

Ausserdem mögen die Frauen in «Indiana Jones» zwar zu kurz kommen, dafür sind die alten Filme in anderen Bereichen progressive Vorbilder in der Filmlandschaft der 1980er-Jahre. So zeichnet zum Beispiel «Der letzte Kreuzzug» ein Bild von Männlichkeit, das von toxischen Idealen befreit ist.

Die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Indy und seinem Vater steht im Mittelpunkt des Filmes und zeigt, wie wichtig Familienbanden sind. Zusätzlich zeigt sich Indiana Jones vom Betrug der Historikerin Elsa Schneider offen verletzt, als sie sich als Nazi herausstellt und ihn benutzt, um an den Heiligen Gral zu gelangen. Toxische Männlichkeit ist gegen das Zeigen von Gefühlen und Teil vieler Filmen mit emotionslosen Protagonisten.

Darum: Ich möchte niemandem seinen Lieblingsfilm absprechen oder ruinieren. Ich mache auf die Problematik aufmerksam, um zu erklären, wie sie in einem Werk aus demselben Franchise gelöst werden kann, um für ein besseres Ergebnis zu sorgen.

Das ist für mich im Publikum endlich ein realistisches Kennenlernen. Sind wir ehrlich: Indiana Jones ist ein attraktiver, intelligenter und geschickter Mann. Das bedeutet aber nicht, dass ihm alle Frauen sofort zu Füssen liegen. Ginas anfängliche Zweifel sind eine willkommene Abwechslung und machen die spätere Entwicklung ihres Charakters sowie ihrer Beziehung zu Indiana Jones realistischer und belohnender.

Gina rutscht ausserdem nicht nur in die Handlung, um Indiana Jones zu helfen. Sie verfolgt ihre eigenen Ziele. Ginas oberste Priorität ist es, ihre Schwester aus den Fängen der Nazis zu befreien. Es gehört mehr dem Zufall an, dass sie dem kompetentesten Archäologen und Nazi-Verprügler der Welt begegnet.

Das macht die romantischen Szenen belohnender. Ich habe mich dabei erwischt, wie ich den beiden die Daumen gedrückt und mich auf jede Interaktion mit Gina gefreut habe.

Bitte mehr Frauen wie Gina für «Indiana Jones»!

Auch dürfen sich Action-Heldinnen eine Scheibe für ihre zukünftigen Begleiter abschneiden – unabhängig davon, ob eine romantische Beziehung entsteht oder nicht. Die Kinoleinwände könnten ebenfalls mehr gesunde Romanzen vertragen. Das ist aber ein Fass für ein anderes Mal.

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Meinen ersten Text über Videospiele habe ich mit acht Jahren geschrieben. Seitdem konnte ich nicht mehr damit aufhören. Die Zeit dazwischen verbringe ich mit meiner Liebe für 2D-Husbandos, Monster, meinen Krawallkatzen und Sport.


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