
Hintergrund
Vergiss Labubu, hier sind die Legami-Stifte meiner Tochter
von Patrick Vogt
Im Büro von Black+Blum, umgeben von Flaschen und Boxen, spricht Dan Black über langlebige Produkte und seine Designphilosophie. Er erklärt im Video-Interview, was hinter dem Motto «Buy once, buy well» steckt und wie Innovation und Sinnhaftigkeit den Alltag prägen.
Du sagst, Produkte sollten eine Seele haben. Was meinst du damit?
Ein Objekt entwickelt für mich dann eine Seele, wenn es wirklich Teil des täglichen Lebens wird. Ich denke da zum Beispiel an den alten Proviantbehälter meines Großvaters – er ist voller Dellen und Macken, trotzdem noch funktional und hat Charakter und Geschichte.
Genau das wünschen wir uns für unsere Lunchboxen und Flaschen: Sie sollen nicht perfekte Designobjekte bleiben, sondern liebgewonnene Begleiter mit Geschichte werden.
Wie übersetzt ihr Langlebigkeit konkret ins Design?
Wir halten uns mit Modefarben bewusst zurück. Trends vergehen, aber Edelstahl, Glas, Bambus sind immer ästhetisch. Uns ist wichtig, dass alles dank klarer Gestaltung und Funktion lange Freude macht – und auch praktisch reparierbar bleibt.
Wie entstand eure erste Lunchbox?
Die Idee zur Lunchbox kam damals aus unserem Büroalltag. Martin (Mitgründer von Black+Blum) brachte von seiner japanischen Frau kunstvoll arrangierte Bentos mit. Ich hatte daneben nur meine einfache, trostlose Tupperbox. Uns fiel auf: Erwachsene in Europa nutzen meist langweilige Plastikdosen.
Unser Ziel war eine hochwertige, intelligente Box nach japanischem Vorbild, aber ausgelegt für die Essgewohnheiten im Westen.
Welche Materialien bevorzugt ihr – auch mit Blick auf Nachhaltigkeit?
Wir setzen vor allem auf Edelstahl, Glas und Bambus. Auf Kunststoff ganz zu verzichten, ist kaum möglich – für bestimmte Deckel und Dichtungen nutzen wir nach Möglichkeit recycelte Kunststoffe. Ist das aus Gründen der Lebensmittelsicherheit nicht möglich, verwenden wir Kunststoffe, die recycelt werden können.
Wie erlebt ihr den Kontakt zur Community?
Es freut mich jedes Mal, wenn uns Menschen Fotos von ihren Boxen schicken: graviert, mit Aufklebern, Dellen und Macken. Manche Artikel werden sogar weitervererbt oder repariert.
Für uns ist es die größte Bestätigung, dass Produkte wirklich einen Platz im Leben finden.
Was ist euer nächstes großes Projekt?
Wir planen eine langlebige Lunchbox für Kinder – einen Begleiter fürs ganze Leben. Parallel arbeiten wir an neuen Glasbehältern fürs Essen unterwegs und entwickeln Taschen sowie Kühlrucksäcke weiter. Textilprojekte sind spannend, weil man Ergebnisse oft schon nach wenigen Wochen sieht – bei Hartwaren dauert der Prozess dagegen bis zu zwei Jahre.
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Ich hoffe, dass Langlebigkeit und Reparierbarkeit wieder mehr wertgeschätzt werden – für einen nachhaltigeren Alltag. Am meisten freut es mich, wenn aus unseren Produkten Lieblingsstücke werden, die Menschen durch viele Jahre begleiten.
Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.
Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.
Alle anzeigenDan, du sitzt im Londoner Designstudio mit euren Entwürfen im Hintergrund. Was bedeutet die Marke für dich?
Ich komme aus Yorkshire, wo man genau überlegt, wofür man sein Geld ausgibt. Dort sagt man: «Ich bin nicht reich genug, um billige Dinge zu kaufen.» Das prägt auch Black+Blum. Wir entwerfen Produkte, die lange halten und nicht nach kurzer Zeit im Müll landen. Wichtig ist: Wenn mal etwas kaputt geht, kann man es selbst ersetzen und muss nicht den ganzen Gegenstand wegwerfen.
Welche Herausforderungen gibt es bei Material und Produktion?
Viele Plastikarten altern nicht schön und wirken oft billig. Darum nutzen wir gezielt Polypropylen, einen robusten, mehrfach recycelbaren Kunststoff. Für uns zählt, dass der Werkstoff optimal zur Funktion passt. Wir produzieren hauptsächlich in China, weil dort die besten Fabriken mit hoher Fertigungsqualität und guten Arbeitsbedingungen sind. Ich reise mehrmals im Jahr dorthin, um die Produktion eng zu begleiten.
Euer Aktivkohlefilter für Flaschen ist besonders. Was steckt dahinter?
Die Idee stammt ebenfalls aus Japan. Dort wird seit Jahrhunderten Kohle zum Filtern von Wasser genutzt. Aber nicht einfach gewöhnliche Grillkohle, sondern diese Kohle wird in einem speziellen Verfahren aus nachhaltig bewirtschafteten Bäumen hergestellt. Das Holz wird dabei sehr hart und hat fast einen metallischen Klang. Die Kohlestäbe legt man direkt in die Flasche, dort nehmen sie Chlor und andere unerwünschte Stoffe auf – nach einer Stunde schmeckt das Wasser milder.
Welches Modell aus eurer Kollektion nutzt du selbst am liebsten?
Ich liebe unsere Explorer Flask Duo Thermosflasche. Mir gefällt der «modern-retro»-Stil besonders. Sie erinnert mich an die klassischen Stanley-Flaschen aus alten Zeiten – damals, als alle noch ihre Suppe oder Tee mitgenommen haben und es keine Coffeeshops an jeder Ecke gab. Mir war wichtig, dieses Gefühl von Verlässlichkeit einzufangen: langlebiges Design, das zum Alltagsliebling werden kann.
Ihr engagiert euch auch gesellschaftlich – wie?
Wir sind Teil von «1% for the Planet» und unterstützen Projekte wie City Harvest in London. Die Organisation sammelt überschüssiges Essen aus Supermärkten und verteilt es an Menschen, die Unterstützung brauchen. Das passt perfekt zu unserem Ansatz, Ressourcen zu schonen und Food Waste zu vermeiden.