

Im Test: Die Uyn-Schuhe mit hoher Sohle und sockengleichem Tragegefühl
Die italienische Marke Uyn hat neue Strassenlaufschuhe herausgebracht. Die Schuhe sind anders als alle, die ich bisher getragen habe. Und überraschend gut.
Schon das Aussehen der «Alacrify» der italienischen Marke Uyn erweckt Aufmerksamkeit: nicht zurückhaltend, sondern mit einem Statement treten sie auf. Sie unterscheiden sich in so ziemlich allem von den Laufschuhen, die ich bisher getragen habe.

Die Uyn-Schuhe (Uyn steht für Unleash Your Nature – entfessle deine Natur) sind für schnelles Laufen auf Asphalt gemacht. Für mich passt das gerade jetzt perfekt. Denn um den Jahreswechsel herum möchte ich an meiner Geschwindigkeit arbeiten und einige Intervalle und Tempoläufe in meine Lauf-Routine einbauen. Deshalb wechsle ich zumindest für einen Teil des Trainings von Trails auf flaches Gelände. Wenn dir das Pink zu auffällig ist, kannst du die Schuhe auch in Schwarz-Grün bekommen.
Neuartiges Material und sockenähnliches Tragegefühl
Viele Schuhhersteller betonen, dass sich das jeweilige Obermaterial ihrer Schuhe wie eine Socke anfühlt. Doch bei Uyn ist es tatsächlich so. Kein Wunder, schliesslich ist die italienische Marke Uyn durch Socken und Skibekleidung bekannt geworden. Das Unternehmen rüstet mehrere Skiteams, unter anderem das italienische und französische, mit Socken und Funktionsunterwäsche aus.

Das Obermaterial fühlt sich sehr weich und leicht an. Es besteht aus Eukalyptusfasern, einem nachwachsenden Rohstoff, der dazu beitragen soll, den Schuh umweltfreundlicher zu machen. Die Schnürung ist – wie inzwischen bei vielen Schuhen – leicht diagonal und kurz. Da das Obermaterial den Fuss in Position hält, sollte das reichen.
Massive Sohle mit speziell geformter Platte
Selbst in Zeiten von extrem gepolsterten Schuhen fällt die Zwischensohle auf. Sie wirkt massiv mit einer abgerundeten Ferse und einer geschwungenen Mittel- und Vorfuss-Sektion. Die Ferse ist gemäss eigener Messung 44 Millimeter hoch (Angaben vom Hersteller gab es dazu nicht), der Vorfuss 30 Millimeter, was eine enorme Sprengung von 14 Millimetern bedeutet.
Die Zwischensohle besteht aus EVA-Schaumstoff mit unterschiedlicher Dichte. Ein sogenannter Propulsyon Foam kommt am Vorfuss zum Einsatz, die Sohle besteht aus festerem und stabilerem Freebound-Material. So soll eine Balance zwischen Dämpfung und Rückfederung erreicht werden.

Quelle: Uyn
Die Kunststoffplatte in der Sohle ist ebenfalls ungewöhnlich: Vorne ist sie durchgängig, hinten spaltet sie sich und umschliesst die Ferse wie eine Zange. Anders als bei vielen modernen Laufschuhen ist sie nicht aus Carbon, sondern aus weicherem, flexibleren Kunststoff. So werden Knochen und Sehnen weniger belastet als bei Schuhen mit harten Carbon-Platten.
Die Aussensohle ist zweigeteilt. Im hinteren Teil sieht sie aus wie ein Hufeisen, was es der Ferse erlaubt, einzusinken. Vorne soll sie von den Hufen eines Steinbocks inspiriert worden sein.

So läuft’s sich in der Praxis
Höchste Zeit, die Hufe, äh Füsse, zu schwingen und in den Alacrify ein paar Runden zu laufen. Laut Hersteller sind sie für Läufe bis zur Halbmarathon-Distanz am besten geeignet.
Mein erster Lauf ist ein lockerer acht Kilometer Erholungslauf, aber schon da merke ich – die Schuhe können – und wollen – schneller. Durch die hohe Sprengung und die ungewöhnliche Form laufe ich fast automatisch auf dem Vorfuss. Auch meine Schrittfrequenz ist höher als gewöhnlich. Das ist positiv, denn eine höhere Kadenz bedeutet fast immer effizienteres Laufen.
Als Nächstes teste ich die Schuhe bei 90-Sekunden-Intervallen. Es geht überraschend gut. Das Laufen fühlt sich schnell und leicht an, die Fussstellung gibt Vortrieb.

Zunächst hatte ich befürchtet, dass ich im weichen Obermaterial zu stark hin- und herrutsche. Kombiniert mit der hohen Sohle fürchtete ich, umzuknicken.
Das hat sich nicht bewahrheitet. Die Ferse wird von der Zwischensohle und der zweigeteilten Kunststoffplatte umschlossen und ist überraschend stabil.
Später lief ich noch einen Tempolauf mit den Alacrify. Auch hier war ich positiv überrascht vom guten Laufgefühl. Selbst auf einem Feldweg und auf unebenen Asphalt-Wegen hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, umzuknicken.
Fazit
Ein spezialisierter Schuh für schnelles Training
Der Alacrify von UYN ist in vielerlei Hinsicht besonders. Aussehen, Material und Sohlenkonstruktion heben ihn von der Masse der Laufschuhe ab. Dadurch ist er aber auch nicht für alle die perfekte Wahl. Joggerinnen und Jogger, die einen Grossteil ihres Trainings im lockeren Trab absolvieren, werden den Schuh wahrscheinlich nicht besonders schätzen.
Der Strassenlaufschuh ist eher für Läuferinnen und Läufer geeignet, die ihrem Training neue Impulse geben wollen. Und deren Bewegungsapparat an den Vorfusslauf gewöhnt ist.
Ich selbst würde ihn nicht fürs tägliche Training nehmen. Doch an Tagen, an denen Tempoläufe auf geteerten Wegen oder Intervalle auf dem Programm stehen, ziehe ich ihn gerne an. Denn das für mich ungewohnte Laufgefühl bringt eine Extraportion Konzentration auf den Laufstil und Motivation ins Spiel. Auch meine Pace ist schneller. Ob das allerdings wirklich an den Schuhen liegt oder daran, dass ich gut ausgeruht bin, häufiger Speed-Einheiten einlege und vielleicht dank der Testsituation mehr Gas gegeben habe, lässt sich nicht eindeutig sagen.
Pro
- speziell auf den Vorfusslauf abgestimmte Sohlenkonstruktion
- guter Halt in der Ferse
- unterstützt schnelles Laufen
- flexible Kunststoffplatte
- Obermaterial weich und bequem
Contra
- nicht für Laufanfängerinnen und -anfänger
- Obermaterial gibt wenig Halt

Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.
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