Produkttest

Mit Boum boomen Blumen: Diese smarte Balkon-Bewässerung überzeugt

Boum nervte mich erst mit allgegenwärtiger Werbung und grossen Versprechungen. Doch nach einem zweiwöchigen Test zeigt sich: Die automatische Balkonbewässerung hat es in sich.

Boum! Egal welche Social-Media-App ich öffne, diese Marke springt mir entgegen. Boum! Smarte Töpfe. Boum! Wachstum ohne Ende.

Doch wuchern Balkonpflanzen in den selbstbewässernden Trögen des Berner Uni-Spin-offs tatsächlich so üppig, wie es in den Werbevideos heisst? Das habe ich während meines Urlaubs mit verschiedenen Teilen des Boum-Balkon-Sets getestet: einem 35-Liter-Tank mit Solarpanel, einem 30-Liter- und 15-Liter-Topf sowie einem 15-Liter-Balkonkasten.

Wer Erklärvideos schaut, ist im Vorteil

Ganz ohne Zweifel gehe ich nicht an die Sache ran. Schliesslich hat mich die automatische Indoor-Bewässerung von Gardena erst gerade enttäuscht.

  • Produkttest

    Zimmerpflanzen allein zu Haus: Klappt die automatische Bewässerung?

    von Darina Schweizer

Manches sieht bei Boum besser aus, denke ich, als ich die Packung öffne. Das Bewässerungssystem besteht aus wenigen, stabil anmutenden Teilen. «Simpel. Das schaffe ich auch ohne Erklärvideos», denke ich vor lauter Übermut und beginne, die Schläuche mit den Töpfen zusammenzustecken.

Das ist ein Fehler. Da ich die Schläuche bis zum Anschlag einstecken muss, halten sie so fest, dass ich sie ohne Entfernungstool nicht mehr von den Töpfen lösen kann. Eigentlich eine gute Sache, denn so sind sie dicht. Doch ich habe einen Schlauch falsch angeschlossen. Beim rabiaten Versuch, ihn zu lösen, breche ich ein Stück ab. Hätte ich die Erklärvideos auf Youtube oder in der App geschaut, hätte ich gewusst, dass es ein Entfernungstool gäbe. Also schau sie dir an.

Tu. Es.

Beim zweiten Versuch gelingt’s

Das tue ich dann auch, als ich von Boum nochmals Ersatzteile bekommen habe. Und so verbinde ich die Töpfe:

  • In den 35-Liter-Wassertank und jeden Topf stecke ich ein T-Stück.
  • Den ersten Schlauch führe ich vom Tank zum T-Stück des ersten Topfs.
  • Den zweiten Schlauch führe ich vom ersten Topf zum T-Stück des zweiten Topfs.
  • Den dritten Schlauch führe ich vom zweiten Topf zum T-Stück des dritten Topfs.
  • Die T-Stücke der letzten Töpfe (Anfang und Ende des Systems) verschliesse ich auf je einer Seite mit einem Endstück.
Die letzten angehängten Töpfe sind am T-Stück auf je einer Seite mit einem Endstück verschlossen.
Die letzten angehängten Töpfe sind am T-Stück auf je einer Seite mit einem Endstück verschlossen.

Nun ist alles dicht, sicher fixiert und von Hand nicht mehr zu lösen. I know, I know, nur mit dem Entfernungstool.

Bewässerung: Gardena in den Schatten gestellt

Bei Gardena sieht das anders aus: Ich kann die Schläuche beliebig oft einstecken und wieder rausziehen. Auch die automatische Bewässerung funktioniert bei Boum anders: nicht von oben, sondern von unten.

Gut zu wissen: Dafür brauchst du spezifische Boum-Töpfe und kannst deine bisherigen Behälter nicht ans System hängen. Der Grund ist, dass jeder Topf an der Unterseite mit acht Dochten ausgestattet ist. Sie ziehen das Wasser aus einem Reservoir, auf dem der Topf steht. Gespeist wird es über die – zugegeben: optisch nicht allzu ansprechenden – Schläuche vom Tank aus.

Unter jedem Topf stecken Dochte, die das Wasser aus dem Reservoir ziehen.
Unter jedem Topf stecken Dochte, die das Wasser aus dem Reservoir ziehen.

Ein Schwimmerventil auf der Wasseroberfläche überwacht den Pegel. Die Pflanze kann sich selbstständig die benötigte Wassermenge holen.

Das Reservoir speist so viel Wasser über das T-Stück (schwarz), bis das Schwimmerventil (weiss) den Maximalstand erreicht hat.
Das Reservoir speist so viel Wasser über das T-Stück (schwarz), bis das Schwimmerventil (weiss) den Maximalstand erreicht hat.

Zwar lässt sich das Giessintervall, wie bei der Indoor-Bewässerung von Gardena, nur einmal täglich auf eine bestimmte Zeit festlegen. Doch Boum füllt lediglich die Reservoirs wieder voll auf – also genau die Menge, welche die Pflanze aufgenommen hat. Die Pflanzen selbst stehen so nie unter Wasser.

Trotzdem bleibt ein Rest Skepsis, als ich meine beiden grossen Töpfe betrachte. Ich bezweifle, dass die Dochte genügend Wasser zu den Wurzeln meines Olivenbaums hoch befördern. Wär auch nicht so schlimm, denk ich mir dann aber, denn der mediterrane Baum hält es wochenlang trocken aus. Also verbinde ich die Steuerung via WLAN mit der App, packe meinen Koffer und verschwinde nach Sardinien.

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Glückliche Rückkehr: alles floriert

Von dort aus überwache ich über die Boum-App den Wasser- und Akkustand des Tanks. Auch wenn es bewölkt ist, liefert das Solarpanel genug Energie. Ebenfalls sehe ich dank Sensoren die Wasser- und Aussentemperatur, das Wetter, die Luftfeuchtigkeit und die Windgeschwindigkeit. Vor meiner Abreise habe ich auch eine Art Pflanzen-Inventar angelegt und darin jeden Topf mit der entsprechenden Pflanze erfasst. Nun finde ich zu verschiedenen Arten, wie meinem Fingerstrauch, den mediterranen Kräutern und dem Olivenbaum, Infos wie über den Wasserbedarf. Wenn ich will, erinnert mich Boum auch ans Düngen.

Die App ist benutzerfreundlich und bietet viel Pflegeinformation zu verschiedenen Pflanzen.
Die App ist benutzerfreundlich und bietet viel Pflegeinformation zu verschiedenen Pflanzen.

Zwei Wochen und zwei Tage später bin ich wieder zurück. Und ich staune nicht schlecht: Die Pflanzen sind regelrecht in die Höhe und in die Breite geschossen. Den buschigen Fingerstrauch und den prächtigen Salbei, der zuvor mehr hing als stand, erkenne ich kaum wieder. Da kann ich nur noch eines sagen: Boum!

Die letzten vertrockneten Zweige meines Thymians (links) ergrünen im Boum-Topf.
Die letzten vertrockneten Zweige meines Thymians (links) ergrünen im Boum-Topf.
Etwas auffällige Schläuche, die rumhängen – dafür ein tadelloses System.
Etwas auffällige Schläuche, die rumhängen – dafür ein tadelloses System.

Fazit

Ein Boom, der Früchte trägt

Boum macht viele Versprechungen – und hält sie. Das solarbetriebene, hochwertige Bewässerungssystem ist zuverlässig und energieschonend. Obwohl das Giessintervall auf einmal täglich festgelegt ist, versorgt es Pflanzen mit genau der Menge Wasser, die sie benötigen. Damit setzt es sich von einigen Bewässerungssystemen bekannter Konkurrenten wie etwa Gardena ab.

Die Boum-App ist benutzerfreundlich und liefert nützliche Informationen zu den Bedürfnissen verschiedener Pflanzen. Auch wenn der Preis des Bewässerungssystems vergleichsweise hoch ist, zahlt sich die Investition langfristig aus. Pflanzen können nicht anders, als zu boomen.

Pro

  • hochwertige und ästhetische Verarbeitung
  • sichere Abdichtung
  • bedürfnisgerechte Bewässerung (trotz täglich festgelegtem Giessintervall)
  • wasser- und energiesparend
  • benutzerfreundliche App
  • nützliche Zusatzinformationen zur Pflege

Contra

  • Schläuche etwas unschön
  • funktioniert nur mit Boum-Töpfen

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Ich mag alles, was vier Beine oder Wurzeln hat. Zwischen Buchseiten blicke ich in menschliche Abgründe – und an Berge äusserst ungern: Die verdecken nur die Aussicht aufs Meer. Frische Luft gibt's auch auf Leuchttürmen.

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