
Meinung
Welche Möbel-Marken möchtest du hier in Zukunft sehen? Das sind meine Top 5
von Pia Seidel

Weirdcore zeigt, wie experimentelles Design die Grenzen des Gewohnten sprengen kann – von Möbeln aus Pilzen bis hin zu Teppichen mit surrealen Formen. Warum diese ungewöhnlichen Ansätze wichtig sind.
2025 war vollgepackt mit spannenden Design-Highlights. Ich war auf einigen der angesagtesten Messen Europas in Paris, Mailand und Kopenhagen. Was mir dabei besonders aufgefallen ist? Weirdcore vom Feinsten.
Tische umhüllt mit Fransen oder Wandregale aus Pilzen – die Marken haben sich einiges einfallen lassen. Und das bestimmt nicht immer mit der Absicht, «weird» zu sein, sondern das Machbare mehr als das Praktische zu feiern. Aber genau das spaltet die Meinungen.

Während seltsame Stücke auf den Messen und später in der Presse gefeiert werden, bemängeln Kritikerinnen und Kritiker vor allem drei Aspekte:
Auch in der Galaxus-Community gehen die Meinungen zum Weirdcore-Beitrag von diesem oder letztem Jahr auseinander. Während die einen den kreativen Ansatz feiern, kritisieren andere die fehlende Alltagstauglichkeit:
Geschmack kann man nicht kaufen ;-)
Ist halt einfach überteuerter Schrott, was soll daran interessant sein?
Vieles wirkt so verkrampft, um jeden Preis originell, dass der praktische Alltagsnutzen verloren geht (...).
Natürlich sollte Design unser Leben einfacher machen. Aber ist das wirklich der einzige Anspruch?
Möbel aus Stahl, geformtes Sperrholz, Recycling-Produkte oder 3D-gedrucktes Mobiliar – all das gibt es nur, weil kreative Köpfe bereit waren, Neues auszuprobieren.
Ein frühes Beispiel dafür ist der Wassily-Stuhl von Marcel Breuer, der in den 1920er-Jahren am Bauhaus den ersten Stuhl aus gebogenem Stahlrohr entwarf. Damals galt Stahlrohr als untypisches Material für Möbel und wurde skeptisch betrachtet. Viele hielten es für kalt und unpraktisch. Doch Breuer bewies das Gegenteil: Sein Design wurde zum Meilenstein der Moderne und zeigt, wie mutige Experimente die Zukunft gestalten können.
Ein gelungenes aktuelles Beispiel ist die «Duk»-Kollektion von Studio Tooj. Die Möbelstücke aus Holz und dem Biomaterial Reishi, das aus Myzel gezüchtet wird, wirken wie drapierte Tücher. Sie verbinden extravagantes Aussehen mit nachhaltigen Materialien und schaffen so kunstvolle Akzente, die jedem Raum Tiefe und Charakter verleihen. Solche Ideen zeigen, wie experimentelles Design neue gestalterische Möglichkeiten eröffnet und Raum für technologische Innovation schafft.





Organisch geformte Designs wie die Teppiche von CC-tapis verbinden traditionelles Handwerk mit moderner Technologie. Die Ausstellung «Ways of Seeing», inspiriert von John Bergers BBC-Serie, präsentierte Teppiche, die mit verschiedenen Techniken gefertigt wurden. Surreale Silhouetten erzeugen eine Ästhetik, die vertraut und zugleich fremd wirkt und das Analoge im modernen Design feiert.



Die Designs dieses Jahres zeigen, wie spannend Widersprüche sein können: Unsicherheit trifft auf kreative Freiheit. Maximalismus und ungewöhnliche Formen stehen für Optimismus und persönlichen Ausdruck.
Jean-Remy von Matt bringt es auf den Punkt: «Von kreativen Köpfen erwartet man Massentauglichkeit, doch sie streben nach Einzigartigkeit.» Genau das macht experimentelles Design so wertvoll. Es bricht Grenzen, eröffnet neue Perspektiven und regt uns an, anders zu denken. Was heute fremd wirkt, könnte morgen ganz normal sein. Es kann aber auch wieder verschwinden.
Gerade Weirdcore zeigt, warum experimentelles Design so wichtig ist: Es treibt Innovation voran – optisch und funktional. Aber es muss wieder für Menschen gemacht werden, nicht nur für Hochglanzmagazine. Die Aufgabe der oft schrägen Stücke? Die Balance finden. Zwischen Ideen, die auffallen, und Dingen, die in unseren Alltag passen.
Was denkst du: Ist experimentelles Design wie Weirdcore-Kunst für Sammlerinnen und Sammler oder hat es das Zeug, unser Leben zu bereichern? Welche Designs würdest du dir für deinen Alltag wünschen?
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.
Hier liest du eine subjektive Meinung der Redaktion. Sie entspricht nicht zwingend der Haltung des Unternehmens.
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