
Kritik
«Foundation» ist ein wunderbar chaotisches und kreatives Aufbau-Game
von Debora Pape

Der Colony Builder «Surviving Mars» bekommt nach nur sieben Jahren schon ein Remake. Als Fan des Originals ist der Test von «Surviving Mars: Relaunched» für mich ein Muss – und ich bin mit den neuen Inhalten sehr zufrieden.
Der erste Kolonist meiner Marskolonie ist tot: verdurstet. Und ich kann nichts daran ändern, dass weitere sterben. Die Wasserspeicher sind restlos geleert. Eine Verkettung ungünstiger Umstände, wie so oft. Meine junge Kolonie ist noch verwundbar: Unterirdische Wasservorräte liegen Kilometer entfernt und ich hatte noch keine Gelegenheit, Rohrleitungen dorthin zu legen. Dann kam der Staubsturm.

Während des tagelangen Sturms kann ich kein Wasser aus der Luft filtern und meine Tanks leeren sich in Windeseile. Ich versuche fieberhaft, die Pipeline schnell aufzubauen – nur um dann festzustellen, dass meine Maschinenteilvorräte nicht ausreichen, um den Wasserförderturm zu bauen. Die Rakete mit Nachschub von der Erde kann wegen des Sturms nicht landen. Meine Nerven liegen blank. Am Ende des Sandsturms haben nur fünf von 15 Kolonisten überlebt und die sind so gestresst, dass sie nicht mehr arbeiten können. Cool, cool, cool.
Gegen solche Tragödien helfen offenbar auch rund 300 Spielstunden Erfahrung nicht. Ich liebe es. Danke, «Surviving Mars»! Oder eher: «Surviving Mars: Relaunched». Denn das Wasserdrama erlebe ich mit dem Remake des Colony Builders.
«Surviving Mars» erschien ursprünglich 2018 und gehört seitdem zu meinen Lieblingsaufbauspielen. Kaum ein anderes Sandbox-Game gibt mir auch nach hunderten Spielstunden so aufs Maul.
Das bulgarische Entwicklerstudio Haemimont Games lieferte bis 2019 noch zwei größere DLCs nach. 2021 übernahm mit Abstraction Games ein anderes Studio die Entwicklung zweier weiterer großer DLCs. Als Haemimont Games auf der Gamescom dieses Jahr bekannt gab, «Surviving Mars» wieder aus der Versenkung zu holen, freute ich mich sehr.
Aber warum ein Remake? Haemimont begründet das hauptsächlich mit dem Wechsel der Game-Engine. Die alte Engine hätte die Möglichkeiten für neuen Content stark begrenzt. Und den gibt es mit dem neu eingeführten Politiksystem sowie vielen neuen Gebäuden nicht nur jetzt im Remake: Für das kommende Jahr sind weitere DLCs geplant. Im Zuge der Überarbeitung wurde zudem die Grafik aufpoliert und alte DLCs sowie das Interface optimiert.

Falls du das Original nicht kennst, fasse ich dir das Gameplay hier kurz zusammen. Zu den Neuerungen des Remakes geht es weiter unten.
In «Surviving Mars» ist der Name Programm. Das Spiel kennt tausende Wege, meinen Marskolonisierungsplänen einen fetten Strich durch die Rechnung zu machen. Die ersten Schritte auf dem Mars sind aber noch harmlos: Mit Hilfe halbautomatischer Drohnen bereite ich die Ankunft von menschlichen Kolonisten vor.

Ich sorge für genügend Strom und baue ein erstes Lebenserhaltungssystem auf. Dazu gehört eine Wohnkuppel, die mit Sauerstoff und Wasser versorgt werden muss. In der Kuppel lasse ich meine Drohnen eine Ministadt errichten: Gebäude für Unterkunft, Dienstleistungen und Freizeitaktivitäten sowie zum Anbau von Gemüse.
Passt das alles, lasse ich meine ersten Kolonisten von der Erde einfliegen. Sie dienen als Arbeitskräfte in den Service-, Produktions- und Forschungsgebäuden. Fühlen sich diese Pioniere wohl, bekommen sie Nachwuchs und meine Kolonie wächst. Weitere Wohnkuppeln verbinde ich mit Durchgängen. Zunächst benötige ich noch viel Unterstützung von der Erde, aber das Ziel ist, die Nachschubflüge zu reduzieren und Engpässe selbst zu überwinden.
Das klingt alles sehr einfach, aber meine Kolonie ist je nach festgelegtem Schwierigkeitsgrad ziemlich fragil. Äußere Umstände wie eine Kältewelle, Staubstürme oder ungünstige Meteoriteneinschläge sorgen schnell für Engpässe. Oft genug sehe ich Probleme aber auch nicht rechtzeitig kommen.

Es muss nicht mal ein direkter Ausfall der Sauerstoffversorgung sein, der meine Kolonisten umbringt. Jede Ressource hat ihren Zweck und oft führt schon ein kleiner Mangel zu einer Kettenreaktion, an deren Ende der Ausfall der Lebenshaltung steht. Die Aufrechterhaltung der Balance ist die Schwierigkeit in «Surviving Mars». Weil sich jeder Spieldurchgang anders anfühlt, wird das auch nicht langweilig.
Wer lieber in Ruhe kolonisiert, kann beim Erstellen des Spiels Katastrophen ausschalten und diverse Erleichterungen aktivieren, die Engpässe fast unmöglich werden lassen.
Nach dem Starten von «Surviving Mars: Relaunched» begrüßt mich der altbekannte Soundtrack und auch die Menüführung ist im Wesentlichen gleich. Das Spiel-Interface hat Haemimont etwas angepasst: Manche Infos stehen jetzt an anderer Stelle, das Baumenü wurde etwas umgestellt. Trotzdem finde ich mich sofort zurecht.
Zu einem Remake gehört natürlich auch eine aufpolierte Grafik. Das wäre gar nicht nötig gewesen – die Marsumgebung des Originalspiels macht auch sieben Jahre nach Release noch was her. Die neue Engine erlaubt zum Beispiel bessere Licht- und Schatteneffekte. Insgesamt wirkt «Relaunched» farblich entsättigt. Mir gefällt die etwas dezentere Optik, auch wenn mich die alte nie gestört hat.

Was mir gar nicht gefällt, sind kalte Regionen und Kältewellen, die nun nicht mehr zu einer weitgehend geschlossenen Eisdecke führen. Vielleicht ist Haemimont aufgefallen, dass es auf dem Mars in der Realität kaum Eis an der Oberfläche gibt. Ganz konsequent ist das aber auch nicht: Jetzt bedeckt bei Kältewellen ein Flickenteppich aus vereisten und nicht vereisten Bereichen die Marsoberfläche. Das sieht schon besser aus, aber diese Mischung wirkt auf mein Auge sehr chaotisch.
Zudem wirken Staubstürme nicht mehr so dramatisch: Statt deutlich verringerter Sichtweite durch feinen Sand wie im Original macht sich ein Sturm optisch kaum bemerkbar. Im ersten Screenshot ganz oben siehst du das.

Die größte Gameplay-Neuerung von «Relaunched» ist das politische System. Zunächst wird die Marspolitik noch von einem Rat auf der Erde bestimmt. Hier kann ich zwar teilnehmen, aber meine Möglichkeiten sind begrenzt. Der Rat verabschiedet Gesetze, die für alle Marskolonien gelten. Meistens handelt es sich bei den Gesetzen um Buffs, die ein bestimmtes Gameplay-Detail verbessern.
Wenn ich ein Gesetz durch den Rat bringen möchte, muss es genügend Stimmen dafür geben. Fehlen die voraussichtlich, kann ich durch Verhandlung auf Stimmenfang gehen: Das Versprechen, ein bestimmtes Gebäude zu bauen oder eine bestimmte Forschung bald abzuschließen, kann mir einige Stimmen der anderen Ratsmitglieder einbringen.

Sobald mindestens 30 Menschen in meiner Kolonie leben, weist mich «Relaunched» (viel zu) dezent darauf hin, dass ich das Gebäude «Marsianische Versammlung» bauen sollte. Damit ist der Erd-Rat Geschichte und marsianische kolonieübergreifende Fraktionen übernehmen das Zepter. Jede Fraktion hat ihre eigene Agenda: Die «Koalition Grüner Mars» arbeitet beispielsweise auf Terraforming und ökologische Technologien hin. Das «Arbeiterkollektiv» setzt sich für Komfort und Sicherheit der Kolonisten ein.
Ich kann nun die Regierungsform meiner Kolonie festlegen, bekomme Zugriff auf deutlich mehr Gesetze und muss trotz meiner eigenen Ziele versuchen, eine politische Balance zu halten. Die Fraktion «Marsianer zuerst» ist beispielsweise sauer, wenn ich neue Kolonisten von der Erde einfliege. Unzufriedene Fraktionen können ihre Zustimmung zu Gesetzen zurücknehmen oder gar Terroristen hervorbringen: alle Kolonisten gehören einer Fraktion an und setzen sich für diese ein.

Durch die neue Versammlung lässt sich das politische System stark beeinflussen. Die entsprechende Mehrheit vorausgesetzt, kann ich festlegen, wie Kinder beim Heranwachsen beeinflusst werden, wie mit politischen Gegnern umgegangen wird und wie viel Macht die Versammlung überhaupt hat.

Wächst meine Kolonie weiter, kann ich mich auch komplett von der Erde unabhängig erklären. Mit meinen rund elf Teststunden, die sich auf zwei Spielstände verteilen, bin ich aber noch nicht so weit. Das Politiksystem macht auf jeden Fall einen interessanten Eindruck und macht Lust auf mehr.
«Relaunched» bietet auch eine deutlich vergrößerte Gebäudeauswahl. Von vielen Servicegebäuden gibt es jetzt kleinere oder größere Versionen.
Etwa die Krankenstation, die bislang als kleines Gebäude zählte und als solches drei von maximal zehn Baufeldern eines Kuppelabschnitts einnahm. Jetzt gibt es zusätzlich einen Sanitäterposten, der nur ein Baufeld groß ist. Er beschäftigt weniger Arbeitskräfte und bietet nicht so viel Platz für Patienten. Das gibt mir mehr Spielraum bei der Kuppelbebauung, insbesondere, wenn ich am Spielbeginn erst eine oder ein paar wenige Kuppeln und somit weniger Platz habe.
Besonders gut gefällt mir ein kleines Wohnhabitat, das nur fünf Einwohner beherbergen kann. Es ermöglicht erstmals das Errichten und Betreiben eines weiter entfernten Minenstandortes für den Abbau von Edelmetallen. Das Habitat benötigt keine Wasser- und Sauerstoffversorgung. Ich muss nur für Nahrung sorgen. Die Bewohnerinnen des Habitats müssen allerdings auf jegliche Dienstleistungen und Annehmlichkeiten verzichten.

Darüber hinaus haben es ganz neue Gebäudetypen ins Spiel geschafft: zum Beispiel eine «Botschaft der Erde», eine Haftanstalt sowie verschiedene einzigartige Ministerien, die verabschiedete Gesetze verstärken.
Neu dazu gekommen sind weitere einstellbare Parameter beim Spielbeginn. Hier gab es schon im Original viele Optionen, um jeden Spieldurchgang anders anzugehen. Je nach Auswahl gibt es andere Vor- und Nachteile sowie einzigartige Gebäude und Fahrzeuge. Die neuen Parameter bringen weitere Würze ins Spiel.
Die beiden DLCs, die nicht von Haemimont selbst stammen, hat das Team überarbeitet. Dazu gehören die Mars-Züge aus «Martian Express» und die Möglichkeit, auf Asteroiden zu landen sowie das Höhlensystem im Untergrund zu erkunden. Beide DLCs habe ich in meiner «Surviving Mars»-Karriere nur angespielt und kann die Überarbeitung deshalb nicht wirklich beurteilen.
Als Besitzerin des Originals bekomme ich «Relaunched» für 20 Euro. Die Neuerungen sind mir den Preis wert. Dazu kommt die Aussicht auf weitere DLCs, die nur für die neue Version erscheinen werden.
Wer das Original nicht besitzt, muss 40 Euro für «Relaunched» blechen. Dafür gibt es ein abwechslungsreiches Sandbox-Game, das vom ungestörten Kolonisieren ohne Katastrophen bis zu fast masochistischen Erschwernissen beim Aufbauspiel jede Menge Content bietet.
Es gibt aber auch ein paar Einschränkungen, die meine Begeisterung dämpfen. Ich habe mir etwas mehr Abwechslung bei den Karten gewünscht. Die sind dieselben wie im Original und ich habe jede davon schon tausendmal gesehen. Das Baumenü wurde laut Studio logischer aufgebaut, bewirkt aber das Gegenteil: Mal erscheinen die großen Gebäudeversionen im Menü der kleinen Versionen, mal ist es umgekehrt.
Bei den erreichbaren Zielen hätte sich eine Optimierung dagegen wirklich gelohnt. Für jeden Spieldurchgang gibt es erreichbare Meilensteine, die mit Forschungspunkten belohnt werden. Dazu kommen Missionsziele, die von den Spielparametern abhängig sind. Jetzt gibt es zudem noch politische Ziele. Und alle diese Ziele sind auf verschiedene Screens in verschiedenen Menüs verteilt.

«Surviving Mars: Relaunched» erscheint am 10. November 2025 auf dem PC (via Steam, Epic Games und Microsoft Store). Die Version für PS5 und Xbox Series X|S folgt später. Das Spiel wurde mir zu Testzwecken von Paradox Interactive für Steam zur Verfügung gestellt.
«Surviving Mars: Relaunched» ist ein gutes Remake des Sandbox-Colony-Builders. Es setzt das ursprüngliche Gameplay durch neue Inhalte sinnvoll fort.
Die überarbeitete Grafik ist wegen der neuen Spiel-Engine eher Notwendigkeit als Verbesserung. Das Politiksystem dagegen erweitert die Möglichkeiten um eine neue, komplexe Komponente und mir gefallen die zusätzlichen Gebäude sowie die neuen Stellschrauben bei den Spieleinstellungen. Obwohl das Originalspiel für mich noch nicht zum alten Eisen gehörte, bringt «Surviving Mars: Relaunched» frischen Wind auf den Roten Planeten, der mir sicher noch einige Spielstunden bescheren wird.
Pro
Contra
Fühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.
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