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Hintergrund

Warum sind alte Fussballtrikots wieder so beliebt – und wer verdient am Trend?

Martin Jungfer
16-9-2025
Co-Autor: Luca Fontana

Retro-Welle statt La Ola: Trikots von Fussballclubs aus den 80er- oder 90er-Jahren sind neuerdings Verkaufsschlager. Der Modetrend lässt auch die Kassen der Vereine klingeln.

Der Trend hat sogar einen Namen: Blokecore. Unter dem entsprechenden Hashtag finden sich auf den Social-Media-Plattformen Hunderttausende Fotos von Frauen in Trikots aus den 90er-Jahren. Redaktionskollegin und Mode-Expertin Laura hat hier mehr dazu geschrieben.

Die Vintage-Trikots werden von den modebewussten Trägerinnen locker in Hose oder Rock gesteckt. Getragen wird, was farblich gerade passt. So ist die Auswahl gross. Heute das Blau-Schwarz von Inter, morgen lieber Schwarz mit Rot wie bei Milan – in der Mode geht, was für Fans ein Sakrileg wäre.

Retro ist Teil der Strategie

Retro als Jubiläums-Statement, mitten im Wettkampf.

Und nicht nur die grossen Vereine surfen gerade auf der Nostalgie-Welle. Die deutsche Nationalmannschaft spielte im Frühjahr zwei Länderspiele in Retro-Trikots, auch in der WM-Qualifikation sind sie noch zu sehen. Anlass war der 125. Geburtstag des Fussballverbands. Ausrüster Adidas richtete mit grosser Marketing-Kelle an, inklusive aufwändigen Werbespot.

Werbung aus der guten alten Zeit

Eine Frage der Lizenzen

Wer ein altes Trikot neu produzieren will, muss zuerst durch die Rechtehölle. Logos, Wappen und Vereinsfarben gehören den Clubs, nicht dem Nostalgie-Hersteller. Marken wie Copa Football sichern sich deshalb offizielle Lizenzen. Wenn’s geht auch jene des offiziellen Trikotsponsors. Etwa «Buitoni» oder «Motta» im Falle Napolis oder Milans. Damit dürfen sie die historischen Designs nutzen – im Gegenzug fliesst Geld zurück an die Vereine und ihre Sponsoren.

So entstehen Retro-Trikots, die offiziell abgesegnet sind. Keine illegalen Kopien, sondern Merchandise mit Genehmigung. Copa ist etwa offizieller Retro-Partner von Barcelona, Milan, Bayern oder Juventus. Für Fans bedeutet das: Sie können ein Stück Vereinsgeschichte tragen, ohne in der Grauzone unterwegs zu sein.

Ganz ohne Risiko ist das aber nicht. Logos und Markenzeichen wie die berühmten drei Streifen gehören schliesslich den Herstellern. Wer sie ohne Erlaubnis nutzt, landet schnell vor Gericht. Deshalb fehlen bei vielen Retro-Trikots die originalen Herstellerlogos. Das legendäre Bayern-Shirt aus den 80-ern gibt’s bei Copa zwar mit Vereinswappen und Sponsor – aber eben ohne Adidas-Schriftzug. Retro, ja. Aber juristisch sauber.

Stoff war früher nicht schlechter als heute

Es gibt auch spezialisierte Händler, die Originalware anbieten. Also Trikots, die tatsächlich vor vielen Jahren, teils Jahrzehnten produziert wurden. Leon Rademaker ist Gründer und Betreiber des Onlineshops «Trikotstoff». Dort gibt es keine Trikots, die die früheren Originale nur nachahmen, sondern den «echten Stoff».

Leon erklärt, dass sich bei solchen Vintage-Trikots niemand Sorgen machen müsse, dass der Stoff nach Jahren allenfalls gelitten hat. Die Qualität sei damals nicht schlechter gewesen als heute. Abnutzungserscheinungen hätten manchmal die sogenannten Flocks, also die auf den Stoff aufgebrachten Spielernamen oder Sponsorenlogos. Im Gespräch mit Galaxus rät Leon:

Wenn man die Trikots normal behandelt und schonend wäscht, können auch über 20 Jahre alte Trikots noch sehr sehr gut aussehen.

Leon weiss aufgrund seiner langjährigen Erfahrung gut, welche Trikots wann besonders gefragt sind. Spürbaren Einfluss haben bestimmte Events wie die Europameisterschaft 2024. «Trikots von deutschen, österreichischen oder der Schweizer Nationalmannschaften wurden mir damals förmlich aus der Hand gerissen», erinnert sich der Händler. Der Aufstieg eines Traditionsvereins wie dem HSV sorgen ebenfalls für einen Nachfrageschub.

Mit Buitoni gewinnt man Titel – mit Qatar Airways Märkte

Der Retro-Boom zeigt, wie zweischneidig Nostalgie sein kann. Für Adidas, Nike oder die grossen Clubs ist er ein Milliardengeschäft, in dem Retro-Trikots Umsatzsprünge und Rekordverträge bringen. Für kleine Händler wie Leon Rademaker bleibt es dagegen ein Liebhaberprojekt. Fanservice statt Profitmaximierung.

Vielleicht ist das genau der Reiz der alten Shirts. Ob «Ernst Teigwaren» beim FC St. Gallen, «Fido» beim Hundefutter oder «Commodore» beim FC Bayern – sie erinnern an eine Zeit, in der Fussball noch nicht komplett durchökonomisiert war. «Mit Buitoni gewinnt man Titel», hiess es damals. Heute wohl eher: «Mit Qatar Airways gewinnt man Märkte.»

Klingt weniger romantisch, verkauft sich aber trotzdem.

Wo trägst du das Shirt deines Lieblingsclubs? Verrate es in der Kommentarspalte!

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

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